Bischof Colomb hatte Papst einstweiligen Ruhestand angeboten

Nach Missbrauchsvorwürfen: Päpstlicher Verwalter für La Rochelle

Veröffentlicht am 23.06.2023 um 08:44 Uhr – Lesedauer: 

Paris ‐ Gegen den Bischof der französischen Diözese La Rochelle wurden Missbrauchsvorwürfe laut – auf eigenen Wunsch wurde er von Papst Franziskus in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Nun bekommt das Bistum einen Übergangsverwalter.

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Nach Missbrauchsvorwürfen gegen den Bischof bekommt die westfranzösische Diözese La Rochelle einen Übergangsverwalter. Papst Franziskus ernannte den Bischof von Lucon in der Vendee, Francois Jacolin (73), zusätzlich zum Apostolischen Administrator sede plena in La Rochelle, also zum päpstlichen Verwalter mit vollen Bischofsrechten, wie die Zeitung "La Croix" (online Donnerstag) meldet. Den dortigen Bischof Georges Colomb (70) hatte der Papst auf dessen Wunsch hin in den einstweiligen Ruhestand versetzt.

Colomb werden sexuelle Übergriffe in seiner Zeit als Oberer der Missions Etrangeres de Paris (französische Auslandsmission, MEP) im Jahr 2013 vorgeworfen. Er selbst erklärte, er sei fassungslos ob der Behauptungen und weise diese vollständig zurück. Er werde voll mit den Justizbehörden kooperieren.

Colombs Nachfolger bei den MEP, der heutige Straßburger Weihbischof Gilles Reithinger, wird beschuldigt, den Vorwürfen damals nicht nachgegangen zu sein. Der Vorsitzende der Französischen Bischofskonferenz, Erzbischof Eric de Moulins-Beaufort von Reims, forderte für beide die Achtung der Unschuldsvermutung ein.

Ermittlungen gegen MEP eingeleitet

Die katholische Kirche in Frankreich wird seit mehreren Jahren von Entdeckungen und prominenten Fällen sexueller Übergriffe und Vertuschung erschüttert. Die "Missions Etrangeres de Paris" hatten bereits im Mai eine umfassende Untersuchung angekündigt, um mehrere mutmaßliche Fälle von sexueller Gewalt innerhalb der Auslandsmissionen und den Umgang damit aufzuklären.

Unterdessen teilte der kirchliche Strafgerichtshof in Frankreich (TPCN) mit, er ermittele gegen "leitende Mitglieder" der MEP. Der derzeitige Generalobere habe das Gericht beauftragt. Mögliche Zeugen sind aufgerufen, sich zu melden. Das Kirchengericht ist eine besondere Einrichtung, die erst seit kurzem existiert und 2021 von der Französischen Bischofskonferenz als Instrument zur Bekämpfung von Missbrauch beschlossen wurde.

Die Pariser Mission wurde im 17. Jahrhundert gegründet, um Missionare für Indochina auszubilden. Die Gemeinschaft ist als sogenannte Gesellschaft apostolischen Lebens organisiert und damit weitgehend anderen Ordensgemeinschaften gleichgestellt. (KNA)