Erste Frau in diesem Amt in der Utrechter Union

Maria Kubin als erste altkatholische Bischöfin Österreichs geweiht

Veröffentlicht am 25.06.2023 um 15:14 Uhr – Lesedauer: 

Wien/Bonn ‐ Das ist selbst in der altkatholischen Kirche etwas Neues: Mit Maria Kubin hat nicht nur Österreich erstmals eine Bischöfin, die neugeweihte Oberhirtin ist die erste Frau in diesem Amt in der gesamten Utrechter Union.

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Österreich hat seit Samstag erstmals eine altkatholische Bischöfin. Maria Kubin (58) wurde in der Wiener evangelischen Gustav-Adolf-Kirche durch den altkatholischen Erzbischof von Utrecht, Bernd Wallet, geweiht. Die studierte Psychotherapeutin ist zugleich die erste Bischöfin innerhalb der Utrechter Union, dem 1889 gegründeten Zusammenschluss altkatholischer Kirchen, wie das deutsche Bistum der Altkatholiken in Bonn mitteilte. Kubin folgt Bischof Heinz Lederleitner nach, der das altkatholische Bistum Österreich seit 2016 leitete.

Die neue Bischöfin trat 2008 von der römisch-katholischen zur altkatholischen Kirche über. Die gebürtige Grazerin steht rund 9.000 Kirchenmitgliedern in zwölf Gemeinden in Österreich vor, vier davon in Wien.

Neben Wallet nahmen der deutsche Bischof Matthias Ring und der Schweizer Bischof Harald Rein die Weihe vor. Außerdem waren weitere Bischöfe aus den Kirchen der Utrechter Union sowie aus den anglikanischen Kirchen, der Lusitanischen Kirche von Portugal, der Reformierten Episcopalkirche Spaniens, der Evangelisch-Lutherischen Kirche von Schweden und der Philippinischen Unabhängigen Kirche, mit denen die altkatholischen Kirchen der Utrechter Union in Kirchengemeinschaft stehen, vertreten.

Studium in Bonn

Maria Kubin schloss 2020 ihr Studium der römisch-katholischen Theologie an der Universität Graz ab. Es folgte ein Master-Studium der altkatholischen Theologie an der Universität Bonn. 2017 wurde sie zur Diakonin, 2019 zur Priesterin geweiht. Im April war sie von der österreichischen Synode im dritten Wahlgang zur neuen Bischöfin gewählt worden. Derzeit arbeitet sie an ihrer Doktorarbeit zu der Frage, wie Menschen, die Traumaerfahrungen gemacht haben, mit Religion zurechtkommen.

Gegenüber den "Salzburger Nachrichten" bezeichnete sie die altkatholische Kirche als "Übertrittskirche": "Gefühlsmäßig bekommen wir mehr neue Mitglieder durch Übertritte als durch Taufen." Es gehe aber nicht darum, jemanden abzuwerben. Mit Blick auf die Frauen in der römisch-katholischen Kirche sagte Kubin, sie habe viele Rückmeldungen bekommen, dass sich hier "endlich" etwas tue. "Das wäre wünschenswert, denn ich weiß, wie viele Frauen es gibt, die sich berufen fühlen."

Die altkatholische Kirche hatte sich 1870 von der römisch-katholischen Kirche abgespalten, nachdem beim Ersten Vatikanischen Konzil (1869/70) die Unfehlbarkeit des Papstes in Dingen der Glaubens- und Morallehre als Dogma (Lehrsatz) definiert worden war. (KNA)