"Dialog ist ein Stoff, den man auf verschiedene Weise weben kann"

Kardinal Zuppi wirbt für Kompromisse zwischen Ukraine und Russland

Veröffentlicht am 03.07.2023 um 18:49 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Auf seiner Friedensmission hatte Kardinal Zuppi mit Vertretern der Ukraine und Russlands gesprochen. Zurück in Italien hat er jetzt für Frieden geworben – und gleichzeitig gemahnt, die Verantwortlichkeiten nicht durcheinander zu bringen.

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Für Kompromisse zwischen der Ukraine und Russland hat der Friedensgesandte des Papstes, Kardinal Matteo Zuppi, geworben. "Für die Ukraine bedeutet ein gerechter Friede, die Verhältnisse von vor dem Krieg wiederherzustellen", sagte Zuppi laut dem Online-Portal Vatican News am Sonntagabend bei einer Veranstaltung im italienischen Potenza. "Für die Russen bedeutet es, die Gebiete zu annektieren, die ihrer Auffassung nach für Russland gestimmt haben." Für all diese Probleme müssten Lösungen gefunden werden.

Zuppi betonte zugleich, dass es im Ukraine-Krieg einen Aggressor und einen Angegriffenen gebe. "Die Verantwortlichkeiten darf man nicht durcheinanderbringen", sagte er. Der Kardinal warb zudem für eine großangelegte Friedensinitiative Europas sowie für den Dialog. "Dialog ist ein Stoff, den man auf verschiedene Weise weben kann", so Zuppi. Es brauche viele Initiativen, um das "empfindliche Gewebe des Friedens" wiederherzustellen.

Treffen mit Selenskyj und Kyrill

Vergangenen Freitag hatte Zuppi, der auch Vorsitzender der Italienischen Bischofskonferenz sowie Erzbischof von Bologna ist, eine Reise nach Moskau beendet. Dort sprach er unter anderem mit dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I., Putins außenpolitischem Berater Juri Uschakow und Russlands Kinderrechtsbeauftragten Maria Lwowa-Belowa über humanitäre Themen. Ob es konkret auch um die rund 19.000 ukrainischen Kinder ging, die mutmaßlich nach Russland entführt wurden, teilten der Kardinal und seine Gesprächspartner nicht öffentlich mit.

Papst Franziskus hatte Zuppi Ende Mai zum Leiter einer vatikanischen Friedensmission ernannt. Vor vier Wochen war der 67-Jährige bereits in die Ukraine gereist und hatte dort unter anderen mit Präsident Wolodymyr Selenskyj gesprochen. Dieser hatte den Papst um Hilfe gebeten, was die mutmaßlich verschleppten Kinder angeht. (KNA)