Künftiger Glaubenspräfekt erklärt weiter seine Theologie

Fernández: Ohne Dialog mit Kultur kann Botschaft irrelevant werden

Veröffentlicht am 08.07.2023 um 15:29 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Der künftige Präfekt des Glaubensdikasteriums erklärt erneut seine theologischen Ansätze: In einem weiteren Interview spricht Víctor Fernández darüber, wie die Kirche den Glauben in einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft verkünden könne.

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Der künftige Chef der Glaubensbehörde im Vatikan hat abermals in einem Interview über seinen theologischen Ansatz gesprochen. Das vatikaneigene Portal "Vatican News" veröffentlichte das Gespräch mit dem argentinischen Erzbischof Víctor Fernández am Samstag in mehreren Sprachen, darunter auch auf Deutsch.

In dem Interview erläuterte Fernández, warum Papst Franziskus seine Ernennung zum künftigen Präfekten der Glaubensbehörde am 1. Juli mit einem veröffentlichten persönlichen Schreiben begleitete, was sonst nie geschieht.

"Der Brief soll den Sinn meiner Sendung klären", sagte Fernández. Franziskus rufe "zu einer Theologie auf, die reift, die wächst, die sich im Dialog zwischen Theologen und im Gespräch mit Wissenschaft und Gesellschaft vertieft." Der Brief von Franziskus verdeutliche, dass dies im Dienst der Verkündigung der Botschaft geschehe. Und "die Tatsache, dass er einen Theologen zum Präfekten ernennt, der auch einmal Pfarrer war, bekräftigt das".

Anziehungskraft zeigen, ohne zu verstellen

Auf die Frage, wie die Kirche den Glauben in einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft verkünden könne, sagte Fernández: "Indem man immer versucht, seine ganze Schönheit und Anziehungskraft besser zu zeigen, ohne ihn dadurch zu entstellen, dass man ihn mit weltlichen Kriterien vermengt... Ohne den Dialog mit der Kultur laufen wir Gefahr, dass unsere Botschaft, so schön sie auch sein mag, irrelevant wird."

Ausführlich bestätigte Fernandez in dem Interview einen Gedanken des vor einem halben Jahr im Ruhestand verstorbenen Papst Benedikt XVI. Dieser schrieb 2005 in seiner Enzyklika "Deus caritas est": "Am Anfang des Christseins steht nicht ein ethischer Entschluss oder eine große Idee, sondern die Begegnung mit einem Ereignis, mit einer Person, die unserem Leben einen neuen Horizont und damit seine entscheidende Richtung gibt."

Dazu bemerkte Fernández: "Keine religiöse Lehre hat jemals die Welt verändert, wenn es nicht ein Glaubensereignis gab, eine Begegnung, die dem Leben eine neue Richtung zu geben vermochte! (...) Ohne die Erfahrung des lebendigen Christus, der liebt und rettet, können wir unser Christsein nicht leben, und alles Argumentieren und Streiten trägt nichts dazu bei, dass diese Entwicklung in den Menschen heranreift. Diese Aussage von Benedikt XVI. lädt uns ein, eine solide und fundierte Theologie zu entwickeln, die klar auf den Dienst an diesem Ereignis ausgerichtet ist." (KNA)