Gemeinde bekam Hass-Botschaften auf Social-Media-Kanälen

Queere Ausstellung in Nürnberger Kirche nach Kritik geschlossen

Veröffentlicht am 26.07.2023 um 11:07 Uhr – Lesedauer: 

Nürnberg ‐ In einer evangelischen Kirche in Nürnberg wurden Bilder ausgestellt, die sich unter anderem mit dem Thema Sexualität auseinandersetzen – teilweise mit explizitem Inhalt. Die Gemeinde sah sich mit heftiger Kritik konfrontiert und reagierte nun.

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Nach heftiger Kritik hat die Nürnberger Egidienkirche die seit Freitag gezeigte Ausstellung "Jesus liebt" mit Bildern des schwulen Malers Rosa von Praunheim für die nächsten Tage geschlossen. Man wolle als Gemeinde in "einen Prozess der Klärung" eintreten, teilte die Kirche am Dienstag zunächst auf ihrer Facebookseite mit. Der geschäftsführende Pfarrer des Kirchenvorstands, Martin Brons, erklärte am Abend, dass der Kirchenvorstand in den kommenden Tagen eine abschließende Entscheidung treffen will.

Grund für die kurzfristige Schließung der Ausstellung ist nach Angaben der Gemeinde eine Flut von Kritik per Mail, sozialen Medien und Telefon. Auf den Social-Media-Kanälen der Kirche sind neben kritischen Stimmen auch Hass-Botschaften zu finden.

"Wir stellen uns der Aufgabe, die entstandenen Verletzungen, die einzelne Bilder ausgelöst haben, ernst zu nehmen", erklärte Brons. Zugleich sei es eine Aufgabe, "in der weltoffenen Kulturkirche St. Egidien gesellschaftspolitisch und religiös herausfordernden künstlerischen Positionen Raum zu geben".

Bilder wollen sich auch mit Missbrauch auseinadersetzen

Die Bilder der Ausstellung, die zum Programm der "Pride Weeks" des CSD Nürnberg gehört, sind laut Beschreibung der Egidienkirche alle in diesem Jahr und im Blick auf den kirchlichen Kontext, in dem sie gezeigt werden, entstanden. Sie setzen sich mit Religion, Sexualität, Liebe und Tod auseinander und zeigen teils explizite homoerotische und sexuelle Handlungen. Einige der Bilder befinden sich hinter einem Vorhang mit dem Hinweis, dass sie nur für Erwachsene sind. Die Ausstellung wolle sich kritisch mit Themen wie Missbrauch in der Kirche, Frauen- und Queerfeindlichkeit auseinandersetzen, heißt es.

"Selbstverständlich respektieren wir den Entschluss der Kirche", teilte die Vorstandschaft des Fördervereins Christopher-Street-Day Nürnberg am Mittwoch mit. Man sei dankbar, zusammen mit der Egidienkirche "diesen Weg der künstlerischen Freiheit" zu gehen und stehe nach wie vor zur Entscheidung, die Bilder nach Nürnberg geholt zu haben. "Wir wünschen uns, dass die Ausstellung sehr bald wieder für jeden kunstinteressierten Menschen zugänglich ist", heißt es in der Mitteilung weiter. Eine dauerhafte Schließung würde demnach ein ernsthaftes Bekenntnis zu einer Kulturkirche und die Öffnung der evangelischen Kirche gegenüber queeren Lebensentwürfe infrage stellen. (mal/epd)