Von Begegnungen mit Mitgliedern einer anderen Gemeinschaft sehr beeindruckt

Neuer Taize-Leiter schließt weibliche Mitglieder nicht aus

Veröffentlicht am 27.07.2023 um 14:24 Uhr – Lesedauer: 

Köln/Taize ‐ Frere Matthew übernimmt zum Jahresende die Leitung der ökumenischen Brudergemeinschaft von Taize. Wie sieht er eine mögliche Aufnahme von Frauen? Wie steht er zu Priesterinnen? Und hat Taize einen ökumenischen Modellcharakter?

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Der künftige Prior der ökumenischen Brudergemeinschaft von Taize will für eine mögliche Aufnahme von Frauen in der Zukunft offen bleiben. "Wir müssen hier in Taize wohl unser Herz für diese Frage offenlassen und aufmerksam sein. Es hängt nicht von uns ab, sondern es hängt von den Personen ab, die die Frage stellen", sagte Frere Matthew im Interview des Internetportals "domradio.de" (Mittwoch). Ihn hätten Begegnungen mit Mitgliedern einer anderen Gemeinschaft sehr beeindruckt, die inzwischen Brüder wie Schwestern haben. "Ursprünglich waren auch sie eine reine Männergemeinschaft und hatten nie darüber nachgedacht, Schwestern aufzunehmen", so der englische Anglikaner. Doch dann sei eine Frau gekommen, "und sie haben sich gefragt: 'Könnte es vielleicht mit dieser Frau gehen?'".

Frage von Frauen als Priesterinnen

Frere Matthew, der die Leitung zum Jahresende übernimmt, erinnerte daran, dass es in Taize bereits seit über 50 Jahren Ordensschwestern gebe, allerdings Schwestern einer anderen Gemeinschaft. "Wir arbeiten sehr gut mit ihnen zusammen. Dass sie keine Schwestern von Taize sind, gibt ihnen eine gewisse Unabhängigkeit." Dass jede Gemeinschaft ihre Identität habe, ermögliche eine besondere Zusammenarbeit. Zur Frage von Frauen als Priesterinnen betonte der Anglikaner, dies sei eine Entscheidung für jede einzelne Kirche. Seine, die anglikanische Kirche, habe sich dafür entschieden. Die katholische Kirche müsse für sich selbst die Frage beantworten: "Was sagt der Geist dazu?"

Die Gemeinschaft von Taize ist ein Symbol der ökumenischen Bewegung. Der Ort im südlichen Burgund ist Sitz einer christlichen Gemeinschaft und wurde zum Treffpunkt für Jugendliche aus aller Welt. Der Bruderschaft gehören rund 100 Männer aus etwa 30 Ländern an, die aus protestantischen Kirchen und der katholischen Kirche stammen. Nach 18 Jahren als Prior der Gemeinschaft von Taize gibt der deutsche Katholik Frere Alois (69) das Leitungsamt am Jahresende an Frere Matthew (58) weiter. Der Taize-Gründer Frere Roger (1915-2005) war ein Calvinist aus der Schweiz.

Frere Matthew betonte: "Wir vertrauen hier alle darauf, dass wir im Glauben eins sind." Jeder trage "etwas von dem, was wir in unseren jeweiligen Kirchen erlebt haben, mit uns und in die Gemeinschaft". Für Frere Roger sei es immer darum gegangen, seinen reformierten Glauben mit dem Glauben der ganzen Kirche zu versöhnen. "Das ist der Weg für uns alle", so der Anglikaner. Einen ökumenischen Modellcharakter von Taize wies Frere Matthew zurück. "Aber wir sind immer auf dem Weg, es gibt immer etwas Neues zu lernen." Die Einheit der Christen und eine versöhnte Menschenfamilie seien immer das Ziel von Taize. Es sei also kein Modell oder Vorbild; man wolle aber Zeichen geben. (KNA)