Ministerpräsident Günther würdigt Politikerin als "Powerfrau"

Trauerfeier für Heide Simonis – Pastor: Vorkämpferin und Vorbild

Veröffentlicht am 28.07.2023 um 15:11 Uhr – Lesedauer: 3 MINUTEN

Kiel ‐ In der Kieler Petruskirche haben mehrere Hundert Menschen Abschied von Schleswig-Holsteins früherer Ministerpräsidentin Heide Simonis genommen. Redner würdigten ihre Vorbildfunktion und ihre zugängliche Art.

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Mit einer Trauerfeier in Kiel hat Schleswig-Holstein am Freitag Abschied von seiner ehemaligen Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) genommen. "Wir gedenken in dieser Stunde einer Frau, die man heute eine Powerfrau nennen würde", sagte der amtierende Regierungschef Daniel Günther (CDU). Als bundesweit erste Ministerpräsidentin sei sie eine Wegbereiterin für viele Frauen in Deutschland gewesen. "Was Heide Simonis bei den Menschen vor allem so beliebt gemacht hat, war ihre unverwechselbare Art. Sie war immer nahbar, ansprechbar, hat sich in die Sorgen und Nöte der Menschen hineinversetzt."

Simonis war am 12. Juli im Alter von 80 Jahren nach langer schwerer Krankheit gestorben. An der Trauerfeier in der evangelischen Petruskirche nahmen mehrere Hundert Menschen teil, darunter Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), SPD-Landesvorsitzende Serpil Midyatli und Simonis' Amtsvorgänger Björn Engholm (SPD).

"Offen und furchtlos"

Der Kieler Pastor Gunnar Engel würdigte Simonis als Vorkämpferin und Vorbild. "Sie war eine menschliche Politikerin oder ein politischer Mensch – jemand, der die Welt gestalten wollte." Viele erinnerten sich an ihren Witz, ihre Sprachgewalt, ihr Engagement und ihr Herz. Sie habe "offen und furchtlos oft auch gegen Widerstände und gegen den Status quo einen neuen Weg beschritten". Günther ging auch auf das unerwartete Ende von Simonis' Karriere ein. "Der Tag des Scheiterns ihrer Wiederwahl hinterließ tiefe Verletzungen bei ihr. Er ist Teil ihrer Biografie, aber er ist nicht Teil ihres Vermächtnisses."

Engel sagte: "Heute geht es nicht einfach nur um eine Frau, die vier Mal nicht gewählt wurde. Das würde viel zu kurz greifen." Der Pastor fügte hinzu: "Aus christlicher Perspektive ist es nicht unser Erfolg und ebenso wenig unser Scheitern, das uns definiert. Niemand von uns ist einfach nur ein Mensch, der tut. Wir sind Menschen, die sind."

Simonis wurde am 4. Juli 1943 in Bonn geboren. 1993 wurde sie erste Regierungschefin eines deutschen Bundeslandes. 2005 scheiterte ihre Wiederwahl als Ministerpräsidentin, nachdem ein Abgeordneter in vier Wahlgängen gegen sie stimmte. Danach war sie unter anderem ehrenamtliche Vorsitzende von Unicef Deutschland. 2014 wurde Simonis zur Ehrenbürgerin des Landes Schleswig-Holstein ernannt. (KNA)