Wissenschaftler: Koranverbrennungen sind als Symbol untauglich
Bücherverbrennungen eignen sich nach Worten des Kulturwissenschaftlers Dennis Meyhoff Brink "schlecht als Protest gegen religiösen Fanatismus oder Symbol der Meinungsfreiheit". Dieser Akt wecke "ungeheure Konnotationen", sagte er im Interview der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". So hätten die Kirchen einst "vermeintlich häretische oder blasphemische Schriften verbrennen lassen, und natürlich denkt man auch sofort an den Nationalsozialismus".
Meyhoff Brink erinnerte zudem an fanatische Islamisten, die die "Satanischen Verse" des indisch-britischen Schriftstellers Salman Rushdie verbrannt hatten. Vor diesem Hintergrund sei eine Koranschändung "ein symbolischer Akt, der sich selbst unterläuft; weniger eine Äußerung als eine Äußerungsvernichtung."
In Dänemark und Schweden, wo jüngst mehrmals Korane öffentlich geschändet wurden, gebe es eine breite Debatte über Meinungsfreiheit, ihre Grenzen und Grauzonen, sagte der Forscher der Universität Kopenhagen. "Und man ist sich einig, dass nicht alles geäußert werden darf."
Grundkonflikt zwischen Theokratie und Demokratie
Er sehe indes einen "Grundkonflikt zwischen theokratisch und demokratisch eingestellten Gemütern, der immer wieder auftaucht, oft auf gewaltsame Weise". Militante islamistische Gruppen seien "nicht nur gegen bestimmte Karikaturen oder Satiriker", sondern "gegen einen gesamten Gesellschaftsentwurf und Lebensstil", sagte Meyhoff Brink. In seinem Freundeskreis gebe es Menschen, die Personenschutz brauchten, und "ein gewisses Maß von Angst gehört deswegen jetzt zu den Bedingungen des Lebens".
Zuletzt hatten Verbrennungen des Korans und das Trampeln eines irakischen Geflüchteten auf der Heiligen Schrift der Muslime in Stockholm für Unruhen und diplomatische Spannungen gesorgt. Die Regierungen in Schweden und in Dänemark prüfen Medienberichten zufolge Möglichkeiten, Schändungen des Korans zu verbieten. (KNA)