Empörung nach Ausschreitungen gegen Christen in Pakistan
Nach Gewaltausbrüchen militanter Muslime gegen Christen in Pakistan haben viele Betroffene die Nächte unter freiem Himmel verbracht. Etwa 1.000 Menschen flüchteten an den Tatorten in der Provinz Punjab auf nahe gelegene Zuckerrohrfelder, da ihre Häuser bei den Ausschreitungen zerstört wurden, wie das internationale Hilfswerk "Kirche in Not" am Freitag in München mitteilte. Zuhause hätten sie nur noch alles zerstört vorgefunden: "Kein Trinkglas mehr heil, nicht einmal eine intakte Glühbirne", wie eine Kontaktperson berichtete.
Deren Informationen zufolge hat sich die Zahl der angegriffenen Kirchen verschiedener christlicher Konfessionen auf 21 erhöht. Viele davon seien in Brand gesteckt worden. "In den Kirchen ist alles zerstört. Ich kann gar nicht beschreiben, was sie mit den Statuen von Jesus und Maria gemacht haben." Der Partner des Hilfswerks hatte die Stadt Jaranwala besucht, in der es Anfang der Woche schwere Übergriffe gegen die christliche Minderheit gab. In den umliegenden Dörfern seien Häuser von Christen gezielt attackiert worden, obwohl sie teilweise weit entfernt voneinander lägen.
"Abscheuliche Tat"
Der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz Pakistans, Erzbischof Joseph Arshad, beschrieb die jüngsten Angriffe als "abscheuliche Tat, die dem Wesen des Friedens, des Respekts und der Toleranz widerspricht, die unsere Nation zu wahren versucht". Er forderte die Regierung der Provinz Punjab auf, gegen die Verantwortlichen vorzugehen. Die Täter müssten identifiziert, gefasst und vor Gericht gestellt werden.
Der Augsburger Bischof Bertram Meier zeigte sich über die Entwicklung entsetzt. Die Gewaltausbrüche stünden für die Dunkelheit aus Intoleranz und Hass, so Meier, der in der Deutschen Bischofskonferenz für den Bereich Weltkirche zuständig ist. Er appellierte an das Verantwortungsbewusstsein der pakistanischen Führungsschichten, Wege zu einer harmonischen Gesellschaft zu ebnen. "Mit aller Kraft müssen wir uns weiterhin für ein tolerantes Miteinander und für gegenseitigen Respekt auf allen Ebenen der Gemeinschaft einsetzen."
Medienberichten zufolge sind Verfahren gegen rund 600 Menschen eingeleitet und weit über 100 Verdächtige festgenommen worden. Zudem sollen in der Region mehr als 3.000 Sicherheitskräfte im Einsatz sein. Die Behörden verhängten ein einwöchiges Versammlungsverbot. Die Regierung habe versprochen, so heißt es, die zerstörten Gebäude umgehend wiederaufzubauen. Im Süden Pakistans seien Menschen aus Solidarität mit den betroffenen Christen auf die Straße gegangen. (KNA)