Auftakt zur Fastenzeit
Bistum Hildesheim
In einer außergewöhnlichen Zeremonie hat der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle für Verfehlungen der Kirche im Laufe der Geschichte um Vergebung gebeten. Während des Gottesdienstes am Aschermittwochabend im Dom bekannte er vor dem Altar kniend die Sünden in der Geschichte der Diözese Hildesheim (siehe Infokasten). Die Jubiläumsfeiern zum 1.200-jährigen Bestehen der Diözese seien auch ein Grund innezuhalten und sich die Verfehlungen in der Vergangenheit bewusst zu machen, "die Sünden von uns selbst und die Sünden derjenigen, die vor uns zur Kirche von Hildesheim gehört haben".
Trelle bat dabei auch eindringlich um Verzeihung für Gewalt und sexuellen Missbrauch, den Priester und kirchliche Mitarbeiter Kindern angetan haben. Zu lange seien Augen verschlossen geblieben, zu lange auch habe die Kirche die Opfer alleine gelassen. "Heute sehen wir, dass wir nicht den Weg der Liebe gegangen sind und Gutes unterlassen haben. Jetzt stehen wir vor dir barmherziger Gott, in dieser Zeit. Wir stehen vor dir und den Menschen, bedrückt mit alter Schuld. Wir bitten um Vergebung", so der Bischof. Zuvor hatte Trelle bereits Schuldbekenntnisse zur gewaltsamen Glaubensverbreitung im Mittelalter etwa in den Kreuzzügen, zu Ablasshandel, Hexenverbrennung sowie dem Inkaufnehmen der Glaubensspaltung durch die Reformation und des Dreißigjährigen Kriegs abgelegt.
Erzbistum München und Freising
Auch wenn "Bilder der Gewalt" den bisherigen Jahresverlauf prägten, hat Kardinal Reinhard Marx eindringlich zum Frieden gemahnt. "Mehr Waffen, mehr Gewalt, mehr Bedrohung wird den Hass nicht überwinden", warnte der Erzbischof von München und Freising in seiner Predigt im Münchner Liebfrauendom. "Wenn wir dem Hass Raum geben, geben wir unsere Zivilisation auf."
Im Gegensatz dazu sei Liebe "die leidenschaftliche Einsicht für das Gute", so Marx. Auch die Kunst könne dazu beitragen, den Hass zu überwinden. Zum Beispiel Pablo Picassos riesiges Gemälde "Guernica", das als Reaktion auf den Spanischen Bürgerkrieg entstand. "Es bewegt die Menschen bis heute zum Guten, zur Gewaltfreiheit." Das größte, bewegendste, intensivste Bild aber sei das Kreuz, sagte der Erzbischof. "Es ist Ausdruck der erlittenen Gewalt und der Heilung und der Versöhnung." Gerade in der am Aschermittwoch beginnenden Fastenzeit "sind wir eingeladen, auf den Gekreuzigten zuzugehen, der unsere Kräfte freisetzt für die Liebe".
Erzbistum Köln
In seiner Predigt zum Aschermittwoch der Künstler verglich Kardinal Rainer Maria Woelki Kunstschaffende von heute mit den Propheten der Bibel. In einer entzauberten Welt, einer Kultur der Gleichgültigkeit und des Achselzuckens seien Propheten von Gott berufen, schmerzende Wunden zu berühren und an Gerechtigkeit zu erinnern, sagte der Kardinal im Kölner Dom.
Sich einem Propheten verbunden, vielleicht sogar verwandt zu fühlen, falle "einem Künstler - auch einem, der an Gott nicht glaubt - vermutlich gar nicht so schwer", so Woelki. Dazu gehöre das Gefühl von Einsamkeit sowie auch die Erfahrung, nicht anders reden, schreiben, komponieren oder malen zu können. Der glaubende wie der künstlerische Mensch seien leidenschaftlich berührt und inspiriert von etwas, "das größer, das mächtiger ist als man selbst und das Gestalt und Form werden will", so der Kardinal.
Weiter verwies der Kardinal auf die Schwierigkeit des Künstlers wie auch des Christen, einen Anfang zu finden, "sich Gott zuzuwenden", sagte er mit Blick auf die beginnende Fastenzeit. Die Frage nach Sinn und Bedeutung des Lebens, die auch die Religion bewege, sei so aktuell wie lange nicht in der weltweiten Kunst. Hier gehe es etwa um den Umgang mit der Schöpfung, die Schaffung von weltweiter Bildungsgerechtigkeit oder das um sich greifende Diktat der Beschleunigung.
Woher kommt die Asche, mit der den Gläubigen am Aschermittwoch das Aschenkreuz auf die Stirn gezeichnet wird? Das Bistum Essen erklärt es.
Bistum Essen
Im Bistum Essen hat Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) zu Beginn der Fastenzeit mehr menschliche Zuwendung zu Außenstehenden in der Gesellschaft gefordert. Beim Sozialpolitischen Aschermittwoch der Kirchen (siehe Infokasten) forderte sie, diesen Menschen eine möglichst große gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. "Ich werbe dafür, dass wir dafür überall Türen und Fenster für Teilhabe aufreißen, statt allein über Barrierefreiheit zu reden." Ein solche Haltung könne kein Ministerium ermöglichen, so Nahles im Essener Dom. Zusätzlich zu Programmen müssten alle Menschen dafür sorgen, dass etwa Langzeitarbeitslose, Senioren oder Alleinerziehende Chancen erhielten, die ihnen Türen für Würde und Zukunft öffneten.
Vor Nahles Beitrag hatte Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck an die rund 300 Teilnehmer aus Kirche, Politik, Industrie, Handwerk und Gesellschaft das Aschenkreuz ausgeteilt. Dieses sei Zeichen für Vergänglichkeit und "für die Verantwortung, die wir füreinander und für die Gesellschaft übernehmen", sagte der Bischof. Das Segensgebet zum Abschluss sprachen Overbeck und der Vizepräses der rheinischen Landeskirche, Christoph Pistorius.
Erzbistum Bamberg
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat zum Auftakt der Fastenzeit dazu aufgerufen, Gott und die Mitmenschen in den Blick zu nehmen. "Wir erleben zur Zeit einen tiefgreifenden Säkularisierungsprozess, der auch die Fastenzeit betrifft", predigte der Bamberger Oberhirte beim Aschermittwoch der Künstler in Nürnberg.
Jüngste Umfragen hätten ergeben, dass die Fastenzeit bei vielen Deutschen beliebt sei und genutzt werde - oft aber nur mit Blick auf eine bessere Selbstbeherrschung oder ein stärkeres Selbstbewusstsein. Dies sei ein "säkulares Fasten", sagte Schick und könne das Kreisen um sich selbst verstärken. Der eigentliche Sinn der Fastenzeit ziele aber vielmehr darauf hin, "von sich los zu kommen und sich auf Gott hin, auf Jesus Christus hin, auf die Mitmenschen hin, besonders die Armen und Kranken hin einzulassen. Weg von sich und seiner Selbst stehen beim christlichen Fasten im Vordergrund".
Erzbistum Freiburg
Im Mannheim predigte der Freiburger Erzbischof Stephan Burger zu den Themen Freiheit und Gnade: Freiheit sei "kein Gut, dass wir auf der Haben-Seite unseres Kontos einfach verbuchen könnten", sagte Burger. "Freiheit ist ein Geschenk, eine Verheißung und immer eine neue Herausforderung, wozu es auch unserer Einsicht, unserer Bereitschaft zur Umkehr und der ständigen Hinwendung zu Gott bedarf." Dafür stehe der Aschermittwoch.
Dass Gott freie Menschen wolle, denen er begegnen und sich schenken kann, zeige sich auch in der Taufe, die keine Wertunterschiede unter Menschen mache. Doch auch wenn Freiheit nicht ungefährlich sei, gehe Gott dieses Risiko ein. "Nicht Zwang, nicht Marionetten, nicht Kleingeisterei will er, sondern die Würde der menschlichen Freiheit", so Burger. "Wir sind Freie in Christus aus Gnade." Gnade sei in einem christlichen Verständnis zutiefst mit Freiheit und Befreiung des Menschen verbunden. Die Kunst könne dabei helfen, über theologische Fragen neu nachzudenken. Auch so, dass Kirche zum Nachdenken über ihre eigenen Glaubenswurzeln angeregt wird, ergänzte der Erzbischof.
Was ist die Fastenzeit? Ein Beitrag aus der Reihe "Katholisch für Anfänger".
Bistum Würzburg
Im Würzburger Kiliansdom hat Bischof Friedhelm Hofmann am Aschermittwoch der Künstler die Beziehung von Kunst und Kirche betont. Kirche habe von Anfang an Kunst integriert, sagte der Bischof vor mehr als 250 Künstlern und Kunstschaffenden. So sei nach dem Konzil von Ephesus im Jahr 431, auf dem die Frage der Darstellbarkeit Gottes positiv beschieden wurde, in der ganzen Kirche die Kunst aufgeblüht. Mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil sei dann die Sorge um den Menschen in den Blick gerückt, fuhr Hofmann fort.
50 Jahre nach dem Ende des Konzils werde auf diesen Paradigmenwechsel wieder ein besonderes Augenmerk gelegt. Das Kunstprojekt der katholischen Kirche "Freude und Hoffnung, Trauer und Angst" in diesem Jahr mache deutlich, dass diese Begriffe nicht nur Themen der Menschen seien, sondern auch der Kirche, so Hofmann, der den Projektbeirat leitet und zugleich stellvertretender Vorsitzender der Kommission für Wissenschaft und Kultur der Deutschen Bischofskonferenz ist.
Der Theologie komme dabei die Aufgabe zu, den Menschen mit seinen Fragen, Sorgen und Ängsten abzuholen und in den Raum Gottes zu führen. Kunst habe dabei eine eigene prägende Kraft, welche die Glaubensbotschaft auf eigene Weise vermitteln könne. "Wir brauchen solche Fenster zum Himmel", sagte der Bischof. Dabei spiele mit Blick auf den Versuch, die Sichtbarkeit der Schöpfung zu transportieren, nicht nur die barocke Kunst eine Rolle, sondern auch die moderne: "Warum soll nicht auch der heutige Mensch in einer Kunst, die nicht explizit ein Andachtsbild wiedergibt oder gar abstrakt gestaltet ist, etwas von der Fülle der Schönheit des Lebens wieder auffinden können?"
Bistum Münster (Offizialat Vechta)
Im Gottesdienst in der Propsteikirche in Vechta drehte es sich am Aschermittwoch um das Thema "Verzicht". In seiner Predigt wandte sich Diakon Norbert Klauss gegen den immer größer werdenden Konsum. Verzichten gelte in einer Gesellschaft der Unbeschränktheit und Steigerung, des ständigen Fortschritts und Wettbewerbs fast schon als asozial und arbeitsplatzgefährdend, sagte er. Diese Grenzenlosigkeit mache aus den Menschen "Konsumzombies". Der Aschermittwoch sei dabei der sanfte Weckruf an das "Weniger" statt des "Mehr".
Der Tag zu Beginn der Fastenzeit stehe für Selbstreflexion und vermittele die Botschaft der Sterblichkeit. "Am Aschermittwoch stellt sich nicht nur die Frage, was wir noch alles wollen könnten, sondern auch die Frage, was es wert ist, im begrenzten Leben noch untergebracht zu werden", sagte Klauss weiter. Christen sollten den Tag als Auftakt einer geistigen Erneuerung sehen, in der sie auf Ostern hin leben.
Bistum Rottenburg-Stuttgart
Kunst kann nach Überzeugung von Bischof Gebhard Fürst bei der Antwort auf "die letzten Fragen" als Brücke dienen. "Kunst kann Gott hörbar, sichtbar und berührbar machen – vorausgesetzt, Künstler und Betrachter geben ihm Raum und öffnen sich für diese Fragen", sagte er in seiner Predigt zum Aschermittwoch der Künstler in Stuttgart-Hohenheim. Damit sei Kunst die Brücke zwischen den Wirklichkeiten und Wahrheiten, ebenso, wie die Menschen selbst.
Mit Blick auf die Folgen der im französischen Satiremagazin Charlie Hebdo veröffentlichten Karikaturen müsse man sich allerdings neu mit der Frage auseinandersetzen, was Kunst auslösen könne. "Zugleich konfrontieren uns jene schrecklichen Taten mit den letzten Fragen. Nach dem, was im Menschen ist, angesichts des Bösen, das aus ihm heraus bricht", sagte Bischof Fürst. (som/bod/KNA)