Von Bildung bis Energiewende
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt
Die bayerischen Bischöfe wählten bei ihrem Treffen den Augsburger Weihbischof Anton Losinger zum Vorsitzenden des Stiftungsrates der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU). Er folgt in diesem Amt auf Kardinal Reinhard Marx, der auch Vorsitzender der Freisinger Bischofskonferenz ist. Marx bleibt weiter Großkanzler (Magnus Cancellarius) der Einrichtung.
Bei den bayerischen Bischöfe herrsche der "klare und einstimmige Wille", die KU mit Nachdruck stärken und fördern zu wollen, betonte Marx. Eine genaue Zahl nannte der Kardinal nicht, sprach aber von einem zusätzlichen finanziellen Engagement in Höhe von "mehreren Millionen Euro". Die Hochschule solle über Bayern hinaus wettbewerbsfähiger gemacht werden, um auch andere Investoren zu gewinnen. Gestärkt werden müsse vor allem die Forschung. Auch werde mehr Transparenz und möglichst hoher Konsens zwischen den Gremien, dem Träger und der Universitätsleitung angestrebt.
Träger der einzigen katholischen Universität im deutschen Sprachraum mit derzeit mehr als 5.400 Studenten sind die sieben bayerischen Bistümer. Seit mehreren Jahren hat die Einrichtung mit Führungsproblemen zu kämpfen. Im Sommer 2014 scheiterte die Präsidentenwahl zum dritten Mal seit 2008. Seit 1. Oktober amtiert eine Interimsleitung. Bis Oktober 2016 soll ein neuer Präsident gewählt werden, betonte Marx.
Asyl- und Flüchtlingspolitik
Die Oberhirten sprachen sich dagegen aus, den Kosovo als sicheres Herkunftsland einzustufen. Bayern will am Freitag im Bundesrat einen Gesetzesvorschlag zur Aufnahme von Albanien, Kosovo und Montenegro in die Liste der sicheren Herkunftsstaaten einbringen. Werden Länder als sichere Herkunftsstaaten eingruppiert, können Asylverfahren beschleunigt und Antragssteller aus diesen Ländern schneller abgeschoben werden. Die Lage der Menschen im Kosovo sei wirtschaftlich katastrophal und das Land befinde sich in einem Zustand der Instabilität, heißt es in der Erklärung der bayerischen Bischöfe. Sie appellieren außerdem an die EU, beim Aufbau wirtschaftlicher und sozialstaatlicher Strukturen im Land zu helfen.
Weiter sprach sich Kardinal Marx auf der Abschlusspressekonferenz dafür aus, allen Flüchtlingen in Bayern eine Asylsozialberatung zu ermöglichen, die größtenteils von den Kirchen verantwortet werde. Auch wenn der Freistaat bereits einen Großteil der Kosten übernehme, wollten die Bischöfe in Gesprächen mit politisch Verantwortlichen auf deutlich bessere Rahmenbedingungen drängen.
Ettaler Missbrauchsprozess
Der Missbrauchs-Prozess gegen den Ettaler Benediktinerpater G. hat nach den Worten von Kardinal Marx die Erinnerungen an das Jahr 2010 wieder wachgerufen. Damals waren bundesweit Fälle bekanntgeworden, in denen kirchliches Personal junge Menschen sexuell missbraucht hatte. Angesichts des Geständnisses des Angeklagten sagte der Kardinal, dies sei bitter für alle Beteiligten, vor allem für die Opfer, aber auch für die Kirche.
Zugleich erinnerte er daran, dass in den vergangenen fünf Jahren in Bezug auf dieses Thema vieles angeschoben worden sei. Das gelte für die Kirche, aber auch für die Gesellschaft insgesamt: "Wir sind alle sensibler geworden." Er selbst sehe seit 2010 vieles anders. Durch diesen Schock habe man viel gelernt.
Der 44-jährige ehemalige Internatspräfekt und Religionslehrer Pater G. hatte am vergangenen Donnerstag nach jahrelangem Leugnen überraschend ein Geständnis abgelegt. Demnach hat er sich zwischen 2001 und 2005 in Kloster Ettal in mehr als 20 Fällen an Schülern vergangen, die damals zwischen 12 und 15 Jahre alt waren. Die 1. Jugendkammer des Landgerichts München II hat ihm eine Bewährungsstrafe in Aussicht gestellt. Außerdem wird er sich einer Sexualtherapie unterziehen müssen. Das Urteil fällt voraussichtlich am 11. März .
Diskussion um kath.net
Bei der Abschlusspressekonferenz äußerte sich Kardinal Reinhard Marx auch zur vom Passauer Bischof Stefan Oster ausgelösten Debatte um das österreichische Internetportal kath.net. Marx bezeichnete seinen Mitbruder am Donnerstag als "diskussionsfreudigen Menschen". Oster hatte sich in zwei langen Posts auf seiner Facebook-Seite in der vergangenen Woche gegen eine Vereinnahmung durch kath.net zur Wehr gesetzt und dabei der Redaktion vorgehalten, sie fördere Polarisierung und Lagerdenken in der Kirche.
Die Texte wurden von den Followern des Bischofs teils zustimmend, teils kritisch und auch ablehnend kommentiert. Marx sagte zu dem Vorgang: "Wer sich ins Netz begibt, erlebt Diskussion". Doch Oster sei ein freier Mensch, der sagen dürfe, was ihm gefalle und was nicht.
Energiewende
Bei ihren Beratungen haben sich die Bischöfe auch intensiv mit dem Thema Energiewende beschäftigt. Die bayerischen Diözesen würden sich zu den Zielen der Energiewende bekennen, heißt in der Erklärung der Bischöfe. Sie seien sowohl Werkzeug zum Klimaschutz als auch zum Atomausstieg. "Der weitere Ausbau der regenerativen Energiequellen, Energiesparen und Steigerung der Energieeffizienz bleiben Ziele, welche die katholische Kirche vertritt", heißt es weiter. Die bayerische Energiepolitik steht zurzeit in der Kritik; Kernpunkt ist die Debatte um Stromtrassen, die das süddeutsche Bundesland mit Ökostron aus dem Norden und Osten Deutschlands versorgen sollen. Ministerpräsident Horst Seehofer stellt den Bau neuer Trassen allerdings in Frage.
Pflegekampagne 2015
Unter dem Motto "Für 100% liebevolle Pflege" startet am 13. März eine gemeinsame Pflegekampagne der bayerischen Bischöfe mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, der Diakonie und der Caritas. Dies gaben die Bischöfe ebenfalls in ihrer Abschlusserklärung bekannt. Ziel der Aktion sei es, auf verschiedene Probleme in der Pflege aufmerksam zu machen. So fordern die Organisatoren unter anderem mehr Zeit für die Pflege sowie eine bessere Finanzierung. Der offizielle Auftakt ist ein ökumenischer Gottesdienst mit Kardinal Marx und Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm in der St. Michaeliskirche in München. Ein mobiler Truck, der zum Thema informiert, soll zunächst in der Fußgängerzone Münchens stehen, bevor er dann zur Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern in Bad Wörishofen weiterrollt. Insgesamt sollen 30 Städte in Bayern angefahren werden. (mit Material von KNA)
Von Sophia Michalzik