Hamburg hat einen Erzbischof
Als Wahlspruch hat sich der ehemalige Kölner Generalvikar den Bibelvers "Bei Gott ist alles möglich" (Mt 19,26) ausgesucht. Nach Werner Thissen und Ludwig Averkamp (1995 bis 2002) ist Heße der dritte Erzbischof des 1995 errichteten Erzbistums Hamburg. In der flächenmäßig größten deutschen Diözese leben in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg rund 400.000 Katholiken. Mit 48 Jahren ist Heße nun der jüngste Bischof in Deutschland.
In der heiligen Messe hat Heße die bischöflichen Insignien empfangen , darunter Bischofsstab, Mitra und Bischofsring. Schon vor dem Einzug gab ihm Altbischof Thissen das Brustkreuz aus dem Erbe von Kardinal Paulus Melcher (1813-1895). Das Kreuz hatte Melcher, der zunächst Bischof von Osnabrück und später Erzbischof von Köln war, für den zukünftigen Hamburger Erzbischof gestiftet. Nach der Eröffnung überreichte der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nicola Eterović, die offizielle päpstliche Ernennungsurkunde. Der Dom war mit 700 Personen voll besetzt. Mehrere hundert Gäste verfolgten den live übertragenen Gottesdienst auf dem Domplatz und in einem angrenzenden Saal.
"Seid Hirten mit dem Geruch der Schafe"
In seiner Predigt gab Bode dem neuen Erzbischof das Wort von Papst Franziskus mit auf den Weg: "Seid Hirten mit dem Geruch der Schafe." Es werde eine schwierige Aufgabe, sich im weitläufigen Erzbistum Hamburg um die Menschen zu kümmern und sie zusammenzuführen "aus der vielfältigen Diaspora, der Zerstreuung und aus den verschiedenen Herkünften, Ländern und Kulturen". Jeder wisse, wie aufreibend das Bischofsamt sein könne gerade in Zeiten der Krisen in Kirche und Gesellschaft. "Doch du, lieber Stefan, stellst dich dieser Berufung in der dir eigenen kommunikativen, rheinischen und beherzten Art."
In seinem Grußwort zum Ende des Gottesdienstes erinnerte Heße an das Wirken seiner beiden Vorgänger im Amt, deren Arbeit er nun weitertrage. "Ich fange nicht beim Nullpunkt an, sondern darf den Stab übernehmen", so Heße. Er betonte, dass er sich in seiner zukünftigen Arbeit besonders der Schwachen annehmen wolle - nicht nur in der Kirche, sondern auch in der Gesellschaft. An die bischöflichen Insignien müsse er sich allerdings noch gewöhnen: "Vor allem die Dinge zu koordinieren: den Stab, das Gehen, und dann das Segnen nicht zu vergessen", meinte Heße humorvoll. "Ich will versuchen, Sie ein wenig mitzutragen. Tragen Sie auch mich, und dann tragen wir alle miteinander zu einem nächsten Kapitel in der Geschichte unseres jungen Erzbistums bei."
Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, hieß den neuen Oberhirten im Kreis der Bischofskonferenz willkommen. Mit Blick auf das junge Alter Heßes sagte Marx: "Da kann man viel prägen, wenn man langfristig arbeitet und denkt." Durch die festliche Weihe im Mariendom habe sich außerdem gezeigt, dass die katholische Kirche im Norden lebendig sei und in ökumenischer Verbundenheit lebe. "Für dieses Zeugnis des Christglaubens sind wir dankbar."
Zuversicht und Gelassenheit
Mit seinem Wahlspruch drücke Heße Zuversicht und Gelassenheit aus, so Marx weiter. Er hob die langjährigen pastoralen Erfahrungen Heßes hervor, mit denen er die Geschicke des Erzbistums Köln mitbestimmt habe. Das größte Abentuer des Lebens sei der Glaube, betonte Marx. "Auf dieser Fahrt mögen Sie viele Menschen begleiten", sagte er an den neuen Hamburger Erzbischof gewandt. Der Kardinal würdigte auch Altbischof Werner Thissen und dankte ihm für seine Arbeit. "Du hast mit Menschenfreude und Menschennähe, mit Umsicht und Weitsicht das Erzbistum geleitet", sagte Marx.
Eine Geste der Heimatverbundenheit überbrachte der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki. Er ernannt den neuen Hamburger Erzbischof am Ende des Weihegottesdienstes zum Ehrendomherrn in der gemeinsamen Heimatstadt Köln. Etwas Größeres könne es in diesem Leben nicht geben, fügte der Kölner Kardinal augenzwinkernd hinzu.
Im Namen der evangelischen Nordkirche hieß Landesbischof Gerhard Ulrich Heße "in der Norddeutschen Tiefebene" willkommen. Die "bewährte ökumenische Geschwisterschaft" freue sich auf ihn. Die Konfessionen hätten den gemeinsamen Auftrag, das Wort Gottes in die Welt zu tragen. "Gott ins Gespräch zu bringen - das geht uns alle an", sagte Ulrich. Auch brauche es dringend eine Ökumene des Widerspruchs und Einspruchs, des gemeinsamen Wortes gegen Hass, Gewalt und Fremdenfeindlichkeit.
Der Norden als Herausforderung
Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) sprach von einem "großen Tag in der Geschichte unserer Stadt". Er verwies auf rund 170 Nationalitäten im Norden. "Mehr Vielfalt geht kaum", so Scholz. Hier gelte es einen Rahmen für die unterschiedlichen Lebensentwürfe, Biografien, Herkünfte und Ziele zu schaffen.
Im Namen der Katholiken im Erzbistum hieß Pastoralrat-Vorstand Christine Roschlaub den neuen Erzbischof willkommen. Es sei eine Herausforderung, im Norden katholisch zu sein. 90 Prozent der Menschen seien andersgläubig oder gehörten keiner Religionsgemeinschaft an. Das Durchschnittsalter der Katholiken steige. Die Glaubensvermittlung sei schwierig. "Umso glücklicher sehen wir, dass wir nun einen neuen Erzbischof haben, der uns aus unserer Mitte heraus stärkt, motiviert und vertritt", so Roschlaub. (som/dpa/KNA)
14.03.2015, 14 Uhr: Ergänzt um die Statements von Kardinal Rainer Maria Woelki, Landesbischof Gerhard Ulrich, Bürgermeister Olaf Scholz und Pastoralrat-Vorstand Christine Roschlaub.