Kirche in der Schweiz habe nach Missbrauchsstudie Dringlichkeit erkannt

Bischof Gmür: Druck ist Ansporn für echte Veränderungen

Veröffentlicht am 29.09.2023 um 11:59 Uhr – Lesedauer: 3 MINUTEN

Basel ‐ Die Kirche in der Schweiz steht nach der Missbrauchsstudie unter großem öffentlichen Druck. Diesem kann der Vorsitzende der Bischofskonferenz Positives abgewinnen: Jetzt müsse man dringend die richtigen Schritte unternehmen, sagt Bischof Felix Gmür.

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Der Vorsitzende der Schweizer Bischofskonferenz, Basels Bischof Felix Gmür, kann dem öffentlichen Druck in der Schweiz nach der Veröffentlichung der Missbrauchsstudie Positives abgewinnen. "Der Druck ist auch ein Ansporn. Wir müssen jetzt die richtigen Schritte unternehmen", sagte Gmür am Donnerstag im "Tagesgespräch" des Schweizer Rundfunks. Die Kirche habe die Dringlichkeit der Lage erkannt und aus den Fehlern gelernt. Er sei überzeugt, dass die Kirche die Krise überwinden werde.

Die angestiegenen Kirchenaustritte nach der Veröffentlichung und das Entsetzen der Gläubigen machten deutlich, dass ein Punkt erreicht worden sei, "an dem das Fass übergelaufen ist". Das zeige, dass die Kirche nun handeln müsse. "Das Wichtigste ist: Alles, was wir tun, muss gut sein für die Betroffenen", betont der Bischof.  Ein Schritt sei etwa die Professionalisierung des Personalwesens. "Wir müssen genauer untersuchen, ob Leute, die im Dienst der Kirche arbeiten wollen, wirklich dafür geeignet sind."

"Alle müssen zusammenarbeiten"

Zu Protestaktionen von Gemeinden, die im Zuge des dualen Systems in der Schweiz vorläufig ihre Kirchensteuern an die Bistümer einbehalten wollen, sagte Gmür, dass er die Verärgerung nachvollziehen können, die Aktion aber nicht für zielführend halte. "Alle in der Kirche müssen nun zusammenarbeiten, damit es schnelle Veränderungen gibt."

Eine vor rund zwei Wochen veröffentlichte Pilotstudie der Universität Zürich hat Hunderte Missbrauchsfälle in den Reihen der Schweizer Kirche festgestellt. Die Taten reichen bis zu sieben Jahrzehnte zurück. Auch Bischöfe, darunter Gmür, werden bezichtigt, in Fällen nicht richtig gehandelt zu haben. Als Konsequenz hatte die Schweizer Bischofskonferenz angekündigt, ein eigenes kirchliches Straf- und Disziplinargericht sowie eine unabhängige Meldestelle einzurichten. (mal)