Fast 100 Jahre lang hatte es keine genehmigten Neubauten gegeben

Erdogan eröffnet erste offiziell gebaute Kirche in der Türkei

Veröffentlicht am 09.10.2023 um 12:36 Uhr – Lesedauer: 

Istanbul ‐ Christen durften seit Gründung der türkischen Republik im Jahr 1923 keine neuen Kirchen bauen. Die syrisch-orthodoxe Kirche Mor-Ephrem in Istanbul ist nun die erste, die mit offizieller Genehmigung errichtet wurde.

  • Teilen:

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat am Sonntag eine syrisch-orthodoxe Kirche eröffnet, die erste, die mit offizieller Billigung der Regierung gebaut wurde. Die Mor-Ephrem-Kirche in Istanbul sei "die erste neu gebaute Kirche, die seit der Gründung der Republik ihre Pforten öffnet", sagte der Vorsitzende der Assyrischen Stiftung von Istanbul, Sait Susin, der Nachrichtenagentur AFP.  Die neue Kirche bietet Platz für rund 750 Gläubige. "Wir sind glücklich", betonte er.

Erdogan hatte bereits 2019 den Grundstein für die Kirche der rund 17.000 assyrischen Christen gelegt. Sie gehören zu den ältesten christlichen Gemeinschaften der Welt und gehen auf Gemeinden zurück, die im ersten Jahrhundert nach Christus in einem Gebiet lebten, das sich vom Südosten der Türkei bis nach Syrien erstreckt. 

Erstmals mit staatlicher Genehmigung

In den vergangenen 100 Jahren entstanden immer wieder kleine Kirchen, allerdings ohne offizielle Genehmigung. Die Mor-Ephrem-Kirche sei daher die erste, die offiziell gebaut werden durfte. "Das erfüllt uns mit großem Stolz", betonte Susin gegenüber der staatlichen türkischen Nachrichtenagentur Anadolu.

Die Beziehung des türkischen Staates zum Christentum hat immer wieder für Kritik gesorgt. Seit der Gründung der Republik im Jahr 1923 durfte die kleine christliche Minderheit zwar vorhandene Kirchen renovieren, ein Neubau war bislang allerdings nicht genehmigt worden. Zuletzt waren Erdogan und seine islamisch-konservative AKP dafür kritisiert worden, die Türkei islamisieren zu wollen. Anlass dafür war unter anderem die Rückumwandlung der Hagia Sophia in eine Moschee.

Das Gotteshaus wurde im 6. Jahrhundert zunächst als christliche Basilika erbaut, seit der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen 1453 wurde sie in eine Moschee umgewandelt und erst später, nach der Gründung der türkischen Republik, ein Museum. Auch die UN-Kulturorganisation Unesco äußerte damals "große Besorgnis". Insgesamt leben noch etwa 100.000 Christen in der Türkei. (mtr)