"Europa wird weniger, der Süden wird stärker"

Kardinal Schönborn: Europa ist nicht mehr Zentrum der Weltkirche

Veröffentlicht am 15.10.2023 um 14:42 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ 1985 hat der Wiener Kardinal Christoph Schönborn zum ersten Mal an einer Bischofssynode teilgenommen. Seit damals habe sich viel verändert. Das beeinflusse auch das Klima bei der Weltsynode: "Die Kirche ist wirklich weltweit, und das ist spannend."

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Die Europäer müssen nach Auffassung von Kardinal Christoph Schönborn lernen, nicht mehr Mittelpunkt der Kirche zu sein. "Europa wird weniger, der Süden wird stärker", so beschreibt der Wiener Erzbischof die aktuelle Stimmung der vierwöchigen Bischofssynode im Vatikan.

Die Synodenversammlung im Vatikan hat am 4. Oktober gestartet und dauert bis 29. Oktober an. Die Weltkirche sei dabei sehr präsent, erklärt Schönborn in einem über die Plattform X verbreiteten Video. Europa sei nicht mehr der Mittelpunkt der Weltkirche; das habe ein "neues Lernen für uns Europäer" zur Folge.

Ein Drittel der Synoden-Stimmberechtigten stammt aus Europa. Nord- und Südamerikaner machen ein Viertel der Mitglieder aus, Afrikaner und Asiaten je etwa ein Fünftel; fünf Prozent der Stimmberechtigten der Synode kommen aus Ozeanien.

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1985 nahm Schönborn zum ersten Mal an einer Bischofssynode im Vatikan teil. Seit damals habe sich viel verändert, so der heute bald 79-Jährige. So sei der globale Süden, also Afrika, Asien und Lateinamerika, inzwischen stark präsent. Das verändere auch die Aufmerksamkeit und das Klima der Synode.

"Die Kirche ist wirklich weltweit, und das ist spannend", so Schönborns Fazit. Die Weltsynode in Rom besteht aus mehr als 400 von den Ortskirchen entsandten sowie vom Papst benannten Bischöfen, Priestern, Laien, Theologen und Ordensleuten; 365 von ihnen haben offiziell Stimmrecht. Erstmals bei einer Synode der katholischen Weltkirche haben Nichtbischöfe und Nichtpriester und auch Frauen in größerem Umfang ein Mitsprache- und Stimmrecht. Kirchenrechtlich bleibt es trotzdem eine Bischofssynode.

Schönborn ist seit 1995 Erzbischof von Wien und war 22 Jahre Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz. Er leitete die Bemühungen der österreichischen Bischöfe zur Aufarbeitung des Missbrauchsskandals. Für den Vatikan war er maßgeblich an der Abfassung des Katechismus der Katholischen Kirche (1987-1992) beteiligt und ist der Spiritus Rector des Jugendkatechismus "Youcat" von 2011. (KNA)