Schwartz auf Weiß – Der Blog aus der Aula der Weltsynode: Teil 6/2023

Charismen entdecken – hin zu einer Ermöglichungskirche

Veröffentlicht am 16.10.2023 um 00:01 Uhr – Von Thomas Schwartz – Lesedauer: 

Bonn ‐ Bei den vielen Gesprächen auf der Weltsynode spürt Thomas Schwartz immer mehr, wie wichtig es ist, die Charismen der Menschen zu entdecken. In seinem Synoden-Blog für katholisch.de beschreibt er, wie das aussehen könnte.

  • Teilen:

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

In der Synodenaula wird in diesen Tagen viel diskutiert: über die Rolle der Frau, über den Dienst der geweihten Amtsträger in der Kirche, über Institutionen und Spontaneität der Dienste und Ämter für und in der Kirche.

Immer deutlicher schält sich für mich heraus, dass die institutionalisierten Aufgaben und Ämter, die wir in der Kirche in verschiedenen Ebenen und Rollen ausüben, einen Entdeckungs- und einen Entwicklungsauftrag darstellen. Was meine ich damit? Natürlich geht es in der Kirche immer auch um Sakramentalität und die Feier der Sakramente. Selbstverständlich geht es um Verkündigung und Caritas.

Aber ich spüre in den vielen Gesprächen, die wir als Synodenteilnehmer miteinander führen, wie wichtig es ist, die Charismen der Menschen zu entdecken. Jeder hat solche Begabungen. Sie sind geistgewirkt und geistbegleitet, wenn sie Menschen zusammenführen und um Christus versammeln. Sie sind manchmal überraschend und scheinen auf den ersten Blick nichts mit der Kirche zu tun zu haben.

Bild: ©Renovabis/Daniela Schulz

Pfarrer Thomas Schwartz ist Hauptgeschäftsführer des Osteuropa-Hilfswerks Renovabis.

So entstehen beispielsweise in vielen Ländern religiöse Netzwerke im Internet. Ziel einer synodalen Kirche kann es nun nicht sein, christliche "Influencer" auszubilden. Vielmehr müssen wir es möglich machen, dass die Menschen sich auch dort zusammenfinden können – und zwar real, nicht nur virtuell. Kirche und alle Ämter in der Kirche haben den Auftrag, den Menschen die Frohe Botschaft zu verkünden, dass nämlich Gott sich um jeden einzelnen sorgt. Gott sucht jeden Menschen und lädt ihn zur Gemeinschaft mit ihm und miteinander ein. Er sucht sie, wo immer die Menschen auch sind, was immer sie tun.

Dazu muss man manchmal neue, ungewohnte Wege gehen. Eine synodale Kirche kann diese neuen Wege mit Neugierde und Sympathie unterstützen. Oft genug haben wir vor neuen Wegen Angst, weil wir nicht wissen, wohin sie uns führen. Dann entsteht eine Logik der Verhinderung. Wir stehen als Synode vor der Herausforderung, die Angst zu überwinden und mutig Christus zu suchen und die Menschen zu dieser Entdeckungsreise einzuladen. Dabei helfen uns die vielen Charismen und Begabungen, die Gott uns in der Taufe schenkt.

Von Thomas Schwartz

Hinweis

Prof. Dr. Thomas Schwartz ist Hauptgeschäftsführer des Osteuropa-Hilfswerks Renovabis und Teilnehmer der Weltbischofssynode zur Synodalität in Rom. Für katholisch.de berichtet er in einem eigenen Blog regelmäßig von seinen Eindrücken aus der Synodenaula.