Gebetsaufforderung darf seit einem Jahr ertönen

Bisher keine weiteren Anträge für Muezzin-Ruf in Kölner Moscheen

Veröffentlicht am 16.10.2023 um 14:01 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Die Diskussion um den Muezzin-Ruf in der Kölner Zentralmoschee hatte vor einem Jahr hohe Wellen geschlagen. Bislang ist es allerdings bei dem Einzelfall geblieben. Die anderen Moscheegemeinden setzen eigene Prioritäten.

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Ein Jahr nach der umstrittenen Einführung des öffentlichen Muezzin-Rufs in der Ditib-Zentralmoschee in Köln haben bislang keine weiteren Moscheegemeinden einen Antrag bei der Stadt gestellt. Das berichtet der "Kölner Stadt-Anzeiger" (Samstag) unter Berufung auf eine Verwaltungssprecherin. Es hätten zwar mehrere Gemeinden Interesse gezeigt, aber keine Anträge gestellt. Die ursprünglichen Interessenten hätten angegeben, die Nachbarschaft nicht stören zu wollen, und auf eine Gebetsruf-App verwiesen, hieß es. An der Zentralmoschee erklang der Ruf erstmals am 14. Oktober 2022 über zwei Lautsprecher im Innenhof.

Im vergangenen Jahr hatte Köln ein auf zwei Jahre angelegtes Pilotprojekt gestartet, wonach der Muezzinruf in muslimischen Gemeinden unter Auflagen ertönen darf. Die Stadt begründete den Schritt mit der Religionsfreiheit. An der Zentralmoschee ist die maximal fünfminütige Gebetsaufforderung seitdem immer freitags von 12 bis 15 Uhr zu hören, je nach Jahreszeit und Sonnenstand. Außerhalb des Moscheegeländes darf der Ruf 60 Dezibel und damit Gesprächslautstärke nicht überschreiten. Für mögliche Beschwerden muss eine Ansprechperson benannt sein.

Nach der Vorstellung des Projekts war eine bundesweite Debatte entstanden. Kritiker warnten vor einer unzulässigen Bevorzugung einer Minderheit. Zudem könnten konservative oder frauenfeindliche Strömungen in den Gemeinden gestärkt werden. Auch sei die Ditib der verlängerte Arm des türkischen Staates. Laut "Stadt-Anzeiger" will die Stadt im Oktober 2024 mit der Ditib analysieren, wie es weitergeht. Die Ditib habe angekündigt, für weitere Moscheen in Köln Anträge stellen zu wollen. (KNA)