Eine Chance für Eltern und Kind
Zugleich ist der Weiße Sonntag in vielen Familien ein aufwändiges Fest mit Verwandtenbesuchen, Geschenken und Debatten um Kleidungsfragen.
Der Begriff "Weißer Sonntag" leitet sich von den weißen Gewändern ab, die die Neugetauften in der Frühzeit des Christentums trugen. Die weißen Gewänder sollten die Reinigung durch das Taufwasser symbolisieren und ein Zeichen für den neu geborenen Menschen sein. Ab dem siebten Jahrhundert trugen die erwachsenen Täuflinge die weißen Kleider acht Tage lang ab Ostern - dem üblichen Tauftermin. Von der Mitte des 19. Jahrhunderts an gab es bischöfliche Anweisungen, die Erstkommunion an diesem Tag zu feiern.
Mutmachende Studie
Viele Priester verbinden mit dem Weißen Sonntag zugleich eine ernüchternde Erkenntnis: Viele der Kinder kommen schon eine Woche später nicht mehr zu den Gottesdiensten und verschwinden aus dem Blickfeld der Gemeinden. Mut machte ihnen jedoch eine im vergangenen Jahr veröffentlichte, auch von der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützte Studie, die eine Nachhaltigkeit der Erstkommunionvorbereitung belegte.
So stieg etwa der Anteil der Kinder, die häufig beten, von rund 56 auf 65 Prozent. Auch erwiesen sich die Kinder nach dem Unterricht als bibelfester. "Der Aufwand, den wir als Kirche betreiben, lohnt sich", freute sich der Bonner Religionspädagoge Reinhold Boschki. Die Einführung der Kinder in das kirchliche Leben beeinflusse alle Dimensionen der Religiosität: die Beziehung zu Gott, das persönliche Gebet, das Glaubenswissen und das Wertebewusstsein. Dies sei noch ein Jahr später zu beobachten - und damit "mehr als ein kurzfristiger Effekt".
Vor diesem Hintergrund empfiehlt etwa die irisch-amerikanische Sängerin Maite Kelly jungen Eltern, ihre Kinder auf dem Weg zur Erstkommunion intensiv zu begleiten. "Das ist eine Chance für Eltern wie für Kinder", sagt die Mutter von zwei Kindern.
Nicht die Geschenke stehen im Mittelpunkt
Vielfach weisen die Priester während der Erstkommunion-Vorbereitung darauf hin, dass im Mittelpunkt des Weißen Sonntags das religiöse Ereignis stehen sollte und nicht etwa die Geschenke. Die Kinder sollten spüren, dass Gott in ihrem Leben eine wichtige Rolle spiele.
In manchen Pfarreien hat sich in den vergangenen Jahren auch der Brauch durchgesetzt, dass die Kinder weiße Einheitsgewänder tragen. Damit soll den Familien viel Geld für die teure Ausstattung mit - nur einmal getragenen - brautkleidartigen weißen Kleidern für die Mädchen oder dunklen Anzügen für die Jungen erspart werden. Dieses Vorgehen ist allerdings vielfach umstritten. Zahlreiche Gemeinden organisieren Tauschbörsen für Erstkommunionkleidung.
"Schenken Sie Zeit"
Klar ist aber auch, dass der Weiße Sonntag für viele Familien mit großem Aufwand verbunden ist. Nach einer vor wenigen Tagen veröffentlichten Studie gibt jede sechste Familie mehr als 1.000 Euro für die Erstkommunionfeier aus. 57 Prozent der Eltern lassen sich das Fest mindestens 500 Euro kosten. Die meisten Familien feiern die Kommunion in einem Restaurant (54 Prozent). 46 Prozent richteten die Feierlichkeiten zu Hause aus. Für viele der Kinder sind die Geschenke besonders wichtig. Laut der aktuellen forsa-Umfrage erhielt jedes dritte Kind (36 Prozent) 500 bis unter 1.000 Euro, jedes Zehnte sogar 1.000 bis unter 2.000 Euro.
Der Tübinger Theologie-Professor Albert Biesinger rät demgegenüber zu Geschenken, mit denen sich "der Kommuniontag im Alltag weiterführen" lässt, etwa eine Bibel oder Bücher und Filme mit religiösen Themen. "Schenken Sie Zeit", ist ein anderer Vorschlag des Religionspädagogen. Ein Zoo-Besuch, ein Wochenende bei den Schenkenden oder eine gemeinsame Fahrradtour: "Für viele Kinder ist das eine große Freude", hat Biesinger beobachtet.
Von Christoph Arens (KNA)