Blog: Williamson hat Bischof geweiht
Die Weihe empfing demnach der Franzose Jean-Michel Faure (73). Der Nachfolger Williamsons als Leiter des Priesterseminars von La Reja in Argentinien wurde 1977 vom Gründer der Priesterbruderschaft Pius X., Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991), zum Priester geweiht. 2013 brach er, wie Williamson 2012, mit dem derzeitigen Generaloberen der Piusbrüder, Bernard Fellay.
In einem in dem Blog "Non possumus" publizierten Interview kündigte Faure an, sich in Frankreich niederlassen zu wollen. Man plane, in der Nähe der traditionalistischen Dominikanergemeinschaft von Avrille im Departement Maine-et-Loire ein Priesterseminar zu eröffnen.
Der lateinamerikanische Traditionalisten-Blog "Non possumus" hatte als weiteren Kandidaten den traditionalistischen Dominikaner Frere Innocent-Marie genannt. Die von ihm gegründete schismatische Gemeinschaft in Avrille schied 2014 ebenfalls im Streit von den Piusbrüdern. Innocent-Marie, mit bürgerlichem Namen Jean-Francois Chassagne, war früher Vorsitzender der konservativen Katholischen Jugendbewegung Frankreichs (MJCF).
Automatische Exkommunikation für Williamson
Mit einer Bischofsweihe ohne Genehmigung des Papstes zieht sich Williamson nach katholischem Kirchenrecht automatisch die Exkommunikation zu. Dies verlängert die bestehende Kirchenspaltung und ist eine Wiederholung der Vorgänge von 1988. Damals hatten sich Lefebvre und die vier von ihm geweihten Bischöfe, darunter Fellay und Williamson, selbst exkommuniziert. Als Versöhnungsgeste hob Papst Benedikt XVI. (2005-2013) die Tatstrafe 2009 auf, um mit den Piusbrüdern über eine Rückkehr zur Kircheneinheit verhandeln zu können.
Williamson sabotierte die Einigungsbemühungen und veröffentlichte interne Dokumente im Internet, obwohl Vatikan und Piusbruderschaft Stillschweigen über die theologischen Verhandlungen vereinbart hatten. Der Generalobere Fellay beklagte damals, er werde von den eigenen Leuten hintergangen. Im Oktober 2012 wurde Williamson wegen Illoyalität aus der Bruderschaft ausgeschlossen.
Williamson leugnete wiederholt den Holocaust
In einem in Bayern geführten TV-Interview hatte Williamson zudem im November 2008 zum wiederholten Mal den Holocaust geleugnet. Nicht sechs Millionen, sondern lediglich 300.000 Juden seien von den Nazis ermordet worden. Gaskammern habe es nicht gegeben. Dieses Interview wurde im Januar 2009 ausgestrahlt, genau an dem Tag, als Benedikt XVI. die Rücknahme der Exkommunikation für die vier Bischöfe der Bruderschaft verkünden ließ. Internationale Proteste waren die Folge. Williamson lebt seitdem in England. In Deutschland ist ein Urteil wegen Volksverhetzung gegen Williamson rechtskräftig. In Argentinien gilt ein Einreiseverbot für ihn.
Die theologischen Einigungsgespräche zwischen dem Vatikan und der Piusbruderschaft scheiterten 2012. Die 1988 gegen den ausdrücklichen Willen von Papst Johannes Paul II. durchgeführten Bischofsweihen von Fellay, Williamson und zwei weiteren Pius-Bischöfen sind laut Kirchenrecht unrechtmäßig, aber gültig. Allerdings dürfen sie und die von ihnen Geweihten in der katholischen Kirche keine priesterlichen Funktionen ausüben. (kim/gho/KNA)
19.03.2015, 17.30Uhr: Akutalisiert um Informationen über tatsächliche Weihe Williamsons