Justitia-et-Pax-Bischof Wilmer besucht Israel
Der Vorsitzende der Deutschen Kommission Justitia et Pax, Bischof Heiner Wilmer, ist zu einem kurzfristigen Besuch nach Israel gereist. Er sei am Mittwochabend in Tel Aviv eingetroffen, teilte Justitia et Pax am Donnerstag mit. Mit seiner Reise wolle der Hildesheimer Bischof ein Zeichen setzen. "Gedenken und Solidarität der Kirche in Deutschland gelten vor allem den Opfern, den Opfern des menschenverachtenden Terroranschlags der Hamas, den Geiseln, die verschleppt wurden, und den Angehörigen, die um sie bangen", sagte er laut Mitteilung. Ebenso aber der Zivilbevölkerung im Gazastreifen, die unter der militärischen Auseinandersetzung leide.
Er wolle mit seinem Besuch alle Gutwilligen ermutigen, an der Hoffnung eines friedlichen Zusammenlebens von Israelis und Palästinensern festzuhalten. "Wir stehen an der Seite der Menschen, die den Frieden wollen", sagte er. Er sei überzeugt, dass die kleine christliche Minderheit in Israel und Palästina schon bisher einen wichtigen Beitrag für das friedliche Miteinander geleistet habe und auch künftig eine wichtige Rolle spielen könne.
Er sehe sich nicht "als eine Art Politiker", sagte Wilmer nach Ankunft in Tel Aviv. "Ich habe keine naseweisen Vorschläge zur Überwindung des jahrzehntelangen Konflikts im Gepäck. Aber ich bin überzeugt, dass eine gesicherte Staatlichkeit Israels und eine gesicherte Staatlichkeit Palästinas die Grundlage eines künftigen Friedens sein müssen." Am Donnerstag besuchte Wilmer im Gedenken an die Reichspogromnacht vor 85 Jahren die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem.
Unterdessen appellierte auch der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf mit Blick auf den Krieg in Nahost zu gewaltfreien Lösungen. Es müsse zumindest die Möglichkeit geben, darüber nachzudenken, dazu zu ermutigen und solche Optionen in den Blick zu nehmen, sagte Kohlgraf am Donnerstag im Deutschlandfunk. Die katholische Friedensbewegung Pax Christi stehe dafür, dass Gewalt keine Konflikte löse. Kohlgraf ist Präsident der deutschen Abteilung von Pax Christi.
Mit Blick auf den Terroranschlag der Hamas in Israel und den Krieg im Gazastreifen sagte Kohlgraf, an der Solidarität mit den Opfern in Israel "gibt es kein Rütteln". Er kritisierte Schwarz-Weiß-Denken und "billige oberflächliche Parolen". "Es gibt sehr viele Grautöne", sagte der Bischof. Auf die Frage, ob er mit Blick auf Israel und die Palästinenser zwischen verschiedenen Stühlen sitze, sagte Kohlgraf: Er stehe an der Seite der Leidenden und sehe, dass es Opfer und Betroffene auf beiden Seiten gebe. Um Mitgefühl für das Elend von Zivilisten auf beiden Seiten gehe es auch Pax Christi.
Aufgabe von Kirche ist es nach Worten von Kohlgraf, gegen Antisemitismus und Ausgrenzung vorzugehen. Die christliche Botschaft beinhalte, Mitgefühl für Opfer zu haben und für sie zu beten und humanitäre Hilfe zu leisten. Wichtig sei Wachsamkeit gegenüber Hass, vereinfachenden Parolen und gegenüber allen Formen von Antisemitismus. Nicht tragbar ist laut Kohlgraf, wenn Menschen in Deutschland Israel das Existenzrecht absprechen, wenn sich Juden in Deutschland unsicher fühlen, wenn Synagogen angegriffen und Häuser von Juden markiert werden oder wenn den Opfern des Terroranschlags der Hamas in Israel eine Mitschuld gegeben und der Terror relativiert wird.
Beim Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr stößt die Kritik von Jüdinnen und Juden an einem mangelnden Mitgefühl in Deutschland für die Opfer des Hamas-Terrors auf Verständnis. In einem Podcast der Reihe "Mit Herz und Haltung" der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen (Donnerstag) betonte Neymeyr, dass jüdische Partner "völlig zurecht erwarten, dass wir mithelfen, dass das Erschrecken über das Massaker vom 7. Oktober nicht so schnell verblasst, wie es tatsächlich verblasst".
Neymeyr ist in der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) für die Beziehungen zum Judentum zuständig. Er warnte davor, dass in den Debatten über die aktuelle israelische Kriegsführung im Gaza-Streifen und deren Legitimität zu schnell vergessen werde, "was für ein grausames Massaker das war". Er habe beinahe den Eindruck, "dass das für unsere Gesellschaft schon abgehakt ist, und das darf nicht passieren." Ähnliches gelte für das Schicksal der von der Hamas verschleppten Geiseln.
In dem Interview kritisierte der Bischof, dass Antisemitismus "in den letzten Jahren immer hoffähiger" geworden sei. Der Fall des stellvertretenden bayerischen Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger (Freie Wähler) sei "ein Hinweis darauf, wie Menschen in unserer Gesellschaft denken, wie schnell sie auch bereit sind, schlimme Judenwitze als eine Jugendsünde abzutun und sich nicht wirklich damit auseinanderzusetzen". (tmg/epd/KNA)