Jesus lebt
Einige Frauen, die bei der Kreuzigung dabei gewesen waren, unter ihnen Maria Magdalena, gingen mit Josef. Sie wollten sehen, wo Jesus beerdigt wird, um den Leichnam am Sonntag mit wohlriechenden Salben und Ölen einzureiben. Das war damals Sitte. Traurig machten sich die Frauen wieder auf den Weg nach Hause. Am Samstag, dem Sabbat, trauerten sie und die Jünger um ihren toten Freund. Sie waren verzweifelt und konnten es nicht fassen, dass ihr geliebter Meister tot im Grabe lag.
Das Grab war leer
Am frühen Sonntagmorgen, die Sonne ging gerade auf, machten sich Maria Magdalena und die anderen Frauen auf den Weg zu Josefs Garten. Unterwegs sprachen sie zueinander: "Wer wird uns wohl den Stein wegwälzen, der das Felsengrab verschließt? Er ist riesengroß. Ob wir Josef wecken sollen?" Doch als die Frauen näher kamen, trauten sie ihren Augen nicht. Der Stein war schon weggewälzt. Sie gingen in die Höhle hinein. Aber wie erschraken sie da! Das Grab war leer, und das Leinentuch, in das Josef den Leichnam Jesu eingehüllt hatte, lag zusammengefaltet auf der Steinbank.
"Wir werden uns wiedersehen"
Schnell liefen die Frauen zu Petrus und Johannes und erzählten ihnen, was sie gesehen hatten. Die beiden Männer konnten es nicht glauben und wollten selber nachsehen. Und als sie das Grab betraten, fanden sie alles so vor, wie die Frauen es beschrieben hatten. Petrus und Johannes dachten darüber nach, was Jesus ihnen beim letzten Abendmahl gesagt hatte: "Wenn ich vom Tode auferstanden bin, werden wir uns in Galiläa wiedertreffen. Ich werde dort sein und auf euch warten." Aber sie konnten es sich nicht vorstellen.
"Warum weinst du?"
Petrus und Johannes eilten in die Stadt zurück. Nur Maria Magdalena stand noch am leeren Grab und weinte. Sie dachte, jemand habe den Leichnam gestohlen und woanders hingebracht. Doch dann erblickte sie einen jungen Mann in einem schneeweißen Gewand. Er saß dort, wo Jesus gelegen hatte, und er begann zu sprechen: "Warum weinst du?" Maria Magdalena antwortete: "Man hat meinen Herrn weggenommen. Und ich weiß nicht, wohin man ihn gebracht hat."
"Jesus lebt! Er ist auferstanden!"
Plötzlich spürte sie, dass jemand hinter ihr stand. Als sie sich halb umdrehte, sah sie einen Mann und dachte, es wäre der Gärtner. Der Fremde fragte: "Warum weinst du?" Und sie antwortete: "Herr, wenn du den Leichnam Jesu weggebracht hast, dann sag mir bitte, wo er ist. Dann will ich ihn holen und mit Ölen und Salben einreiben." Der Fremde sagte nur ein einziges Wort: "Maria!" Sie drehte sich um und sah das Gesicht des Mannes, dessen Stimme sie kannte und den sie über alles liebte. Es war Jesus. Er sagte: "Geh zu den anderen Freunden und sage ihnen, dass ich auferstanden bin und zu meinem und eurem Vater gehe." Maria lief zurück. Alle Angst und Trauer waren verschwunden. Schon von Weitem rief sie ihren Freunden zu: "Jesus lebt! Ich habe ihn gesehen. Und er hat mit mir gesprochen." Die Freunde umarmten sich. Sie lachten und weinten gleichzeitig. Es war Ostern, das Fest der Auferstehung Jesu.
(nacherzählt aus dem Johannesevangelium, Kapitel 19 und 20)