Italiens Bischöfe: 54 mutmaßliche Missbrauchsopfer in 2022
Die Italienische Bischofskonferenz hat am Donnerstag einen Bericht über ihre nationalen Maßnahmen zum Schutz vor Missbrauch im Jahr 2022 vorgelegt. Demnach seien im vergangenen Jahr 54 mutmaßliche Fälle sexuellen Missbrauchs gemeldet worden, der Großteil der Betroffenen (44) sei dabei weiblich gewesen.
Knapp die Hälfte der Betroffenen (25) sei zum Zeitpunkt der Tat zwischen 15 und 18 Jahren alt gewesen. Die Zahl der mutmaßlichen Täter liege bei 32, davon 31 Männer. Jeweils zu einem Drittel würden Priester, Ordensleute und Laien der Taten beschuldigt. Knapp über die Hälfte der mutmaßlichen Fälle (56,8 Prozent) seien in der Vergangenheit geschehen. Insgesamt handle es sich bei 90,6 Prozent um reale Übergriffe, 9,4 Prozent seien über das Internet erfolgt.
Meldungen an "Hörzentren" der Kirche
Die Zahlen beziehen sich auf Meldungen an die 108 sogenannten "Hörzentren" der Kirche in Italien. Diese Einrichtungen dienen als Anlauf- und Informationsstellen für Betroffene und Fragen zu sexuellem Missbrauch. Knapp 78 Prozent der landesweiten Bistümer verfügen über Zugang zu solch einem Zentrum. An sie wandten sich im letzten Jahr 374 Menschen, im Jahr zuvor waren es 48. 2022 erfolgte die Mehrheit der Kontakte durch Dritte (87,7 Prozent), mutmaßlich Betroffene machten 12,3 Prozent aus.
Die Erhebung folgt auf eine erste Studie aus dem Jahr 2022. Sie war die erste Analyse der nationalen Präventionsmaßnahmen in den Jahren 2020 und 2021. Angekündigt hatte die Bischofskonferenz zudem eine Untersuchung der Fälle, die in den vergangenen 20 Jahren von Italiens Bistümern beim Glaubensdikasterium im Vatikan eingereicht wurden. Eine umfangreiche wie unabhängige Untersuchung von sexuellem Missbrauch im Umfeld der katholischen Kirche in Italien ist bislang nicht geplant. (KNA)