Osterreiten bei den Sorben

Hoch zu Ross

Veröffentlicht am 06.01.2015 um 23:59 Uhr – Von Markus Kremser – Lesedauer: 
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Dossier: Ostern

Bonn ‐ Bei den katholischen Sorben hat der Brauch des Osterreitens Tradition, ebenso wie das Ostersaatreiten von Ostritz zum Kloster St. Marienthal. Tausende Besucher kommen jedes Jahr zu Ostern in die Lausitz, um an diesen Ereignissen teilzunehmen.

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In den Pfarrgemeinden der katholischen sorbischen Oberlausitz wird das Osterfest auf besondere Weise begangen: Schon seit mehr als fünf Jahrhunderten ist es Tradition, dass die Osterreiter in Prozessionen die Botschaft von der Auferstehung Christi in die Nachbarpfarrei tragen. Es ist bekannt, dass bereits Ende des 15. Jahrhunderts zwischen Hoyerswerda und Wittichenau solche Prozessionen stattfanden. Die Wurzeln dieses Brauchs reichen wahrscheinlich bis in vorchristliche Zeiten zurück. Durch Feldumritte glaubte man, die jungen Saaten vor der Missgunst des Bösen schützen zu können. Unter dem Einfluss des Christentums wandelten sich die Ritte wohl in christliche Prozessionen, die heute ein öffentliches Bekenntnis zum christlichen Glauben darstellen.

In den vergangenen Jahren erhöhte sich die Zahl der Osterreiter, und das ungeachtet der Tatsache, dass ihnen erhebliche Opfer abverlangt werden. So stehen die arbeitsfreien Tage im Zeichen der Vorbereitung auf das große Fest. Der Pferdebestand in der Lausitz ist begrenzt. Viele Osterreiter leihen sich für diesen Tag Pferde aus, oft von weit her.

Im Gehrock und mit schwarzem Zylinder

In der Oberlausitz gibt es neun Osterreiterprozessionen, in denen überwiegend Sorben mitreiten. Lediglich in der Wittichenauer Prozession gibt es seit etwa 110 Jahren auch einen deutschsprachigen Teil. Die Osterreiter singen Lieder, die von der Auferstehung Christi künden. Die Prozession führt unter dem Läuten der Kirchenglocken und Gesang von der Heimatkirche aus um die Felder bis ins nächste Dorf. Außerhalb der Ortschaften beten die Osterreiter den Rosenkranz und andere Gebete. In ihrer Prozession führen sie das Kreuz, Kirchenfahnen und die Statue des Auferstandenen mit. Alle Reiter sind festlich gekleidet: Schwarzer Zylinder und Gehrock sowie weiße Handschuhe sind die auffälligsten Merkmale.

Osterreiter tragen in der sorbischen Oberlausitz die Frohe Botschaft von der Auferstehung Christi in die Pfarrgemeinden.
Bild: ©KNA

Osterreiter tragen in der sorbischen Oberlausitz die Frohe Botschaft von der Auferstehung Christi in die Pfarrgemeinden.

Auch die Pferde werden besonders geschmückt: mit einem speziellen Ostergeschirr, festlichen Satteldecken und einer bunt bestickten Schleife im Schweif. Ist diese schwarz, deutet sie auf Trauer in der Familie hin. Das Pferdegeschirr ist aufwendig mit Muscheln oder Metallbeschlägen, oft mit christlichen Symbolen wie dem Osterlamm oder einem Kreuz, verziert. Seit einigen Jahren sieht man immer häufiger frische Blumen als Schmuck. Die Osterreiter umreiten dreimal die Kirche und den Friedhof. So verkünden sie den Verstorbenen die Auferstehung Christi und beten für sie.

Das Osterreiten ist traditionell Männersache. Wer zum ersten Mal dabei ist, trägt ein Myrtenkränzchen. Zum jeweiligen Jubiläum darf sich der Reiter dann mit einer silbernen "25" beziehungsweise goldenen "50" schmücken. Insgesamt beteiligen sich jedes Jahr etwa 1.500 Osterreiter an den Prozessionen der katholischen Sorben. Am Dienstag nach Ostern feiern die Reiter aller Gemeinden einen Dankgottesdienst in der Wallfahrtskirche in Rosenthal.

Die Ostersaatreiter aus Ostritz

Einen ähnlichen Hintergrund wie das Osterreiten hat das Ostersaatreiten von Ostritz. Jedes Jahr am Ostersonntag schwingen sich vor den Türen der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Ostritz Scharen von Reitern in den Sattel, um über Felder und Fluren zum Kloster St. Marienthal an der Neiße zu reiten. Sie sind Ostersaatreiter und verkünden vom Pferderücken aus die christliche Osterbotschaft, dass Jesus von den Toten auferstanden ist. Seit 1993 wird der Brauch in ökumenischer Gemeinschaft gepflegt.

In diesem Jahr findet der Ritt zum 383. Mal statt. Etwa hundert Männer werden an der Prozession teilnehmen. Die Reiter sind elegant gekleidet: Mit Frack, Zylinder und blank polierten Stiefeln sitzen sie auf ihren herausgeputzten Pferden. Auch die katholischen und evangelischen Geistlichen der Region lassen es sich nicht nehmen, den Zug hoch zu Ross zu begleiten.

Bitte um gutes Wachstum der Saaten

Von den Osterreitern in der sorbischen Lausitz unterscheidet sich der Ritt in Ostritz dadurch, dass neben dem Verkünden der Osterbotschaft die Bitte um gutes Wachstum der Saat auf den Feldern und um Gottes Hilfe für Mensch und Natur im Vordergrund steht. Von Ostritz aus reitet der Zug in einer langen Prozession zum Kloster St. Marienthal, wo den Zisterzienserinnen der Abtei und vielen Besuchern auf dem Klosterhof der Ostersegen überbracht wird. Auf dem Weg zum Kloster wird an fünf Stationen das Osterevangelium verkündet. Am Hutbergkreuz wird der verstorbenen Reiter gedacht.

Von Markus Kremser