Sind bemängelte Texte von Palästinenserinnen tatsächlich antisemitisch?

Schweizer Frauen halten zunächst an Weltgebetstagsmaterial fest

Veröffentlicht am 10.12.2023 um 16:16 Uhr – Lesedauer: 

Zürich ‐ Der nächste Weltgebetstag der Frauen soll Palästinenserinnen in den Blick nehmen. Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel wurde in Deutschland viel Material eingezogen. Die Schweizerinnen haben zunächst anders entschieden.

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Trotz Kritik wegen mutmaßlich antisemitischer Motive wollen die Organisatorinnen des Weltgebetstags der Frauen 2024 zunächst am von Palästinenserinnen gestalteten Material festhalten. Statt eines Aussetzens der erarbeiteten Gottesdienstvorlage wie in Deutschland soll es in der Schweiz bis Februar die Möglichkeit für die Künstlerinnen geben, "die Materialien selbst zu korrigieren oder zu ergänzen", sagte die Präsidentin des Weltgebetstags in der Schweiz, Vroni Peterhans, dem Portal kath.ch (Sonntag). "Wir haben das Gefühl, in der Schweiz können wir unseren Frauen an der Basis zutrauen, diese Berichte richtig einzuschätzen – als ein Erzählen über erlebtes Leid."

Bereits unmittelbar nachdem im September bekanntgeworden war, dass die Gebetsvorlagen für das Jahr 2024 von Palästinenserinnen gestaltet würden, seien die Organisatorinnen von "israelfreundlichen christlichen Kreisen angeschossen" worden, so Peterhans. Sie selbst hält die Vorlagen nach eigenen Angaben nicht für antisemitisch. Es müsse getrennt werden zwischen "Israel und Judentum, zwischen Staat und Religion", sagt sie. Was es in den Materialien gebe, seien "antiisraelische Passagen", etwa dort, wo die drei Palästinenserinnen von persönlichen Erfahrungen berichten.

Sie bedauere die Politisierung des Weltgebetstages, sagte Peterhans weiter. Noch nie sei im Vorfeld eine bereits erarbeitete Liturgie abgeändert worden. "Man nimmt die Liturgie aus dem jeweiligen Land entgegen. Man hört sie sich an, auch wenn einen nicht alles anspricht. Aber man urteilt nicht und macht auch keine Politik daraus", betonte die Organisatorin. Eine geplante Abstimmung über das Material gemeinsam mit den Organisationskomitees aus Deutschland und Österreich war laut Peterhans zwar geplant, jedoch nicht mehr möglich. Dafür sei der Handlungsdruck auf die deutsche Seite zu groß gewesen. (KNA)