Alte Messe: Konflikt zwischen Erzbischof und Priester geht weiter
Eigentlich sind die USA und Frankreich traditionalistische Hochburgen, wie Spannungen, Unregelmäßigkeiten und Konflikte der letzten Wochen zeigen. Bischof Joseph Strickland in der texanischen Diözese Tyler oder Dominique Rey im französischen Fréjus-Toulon sind nur zwei aktuelle Beispiele. Auch in anderen Ländern sorgt die vorkonziliare Messe für Aufregung, etwa in Australien, wie der jüngste Fall von Michael Rowe in der Erzdiözese Perth zeigt: Seine "Gemeinde für die traditionelle lateinische Messe" in Belmont und er selbst liegen seit Jahren im Streit mit dem amtierenden Erzbischof Timothy Costelloe. Vor kurzem wurde Rowe als Leiter der traditionalistischen Gemeinde entlassen und darf die Alte Messe nicht mehr zelebrieren.
Bekannt wurde der Konflikt erst durch die Veröffentlichung einer Erklärung des Erzbischofs, der in seinem Brief auf eine fehlende Erlaubnis Rowes hinwies. Nach dem Motu proprio "Traditionis custodes" (2021), mit dem Papst Franziskus die Feier der vorkonziliaren Liturgie deutlich eingeschränkt hatte, benötigt jeder Priester eine Erlaubnis seines Oberhirten, um diese Form der Liturgie feiern zu dürfen. Diese hatte Rowe nach Veröffentlichung von "Traditionis custodes" nicht beantragt, so Costelloe. Angesichts des päpstlichen Schreibens habe er einschreiten und unter anderem Rowes Ernennungen zum Rektor der Kirche St. Anne und zum geistlichen Leiter der dazugehörenden "Gemeinde für die traditionelle lateinische Messe" überprüfen müssen. Nach Rücksprache mit seinem Beraterkollegium entschied der Oberhirte, Rowes Ernennungen zu widerrufen. Er darf weiterhin mit allen priesterlichen Vollmachten in der Erzdiözese Perth tätig sein, aber nur noch nach den geltenden liturgischen Büchern zelebrieren – Grund genug für Rowe, in dieser Entscheidung ein implizites Eingeständnis zu sehen, dass er objektiv nichts falsch gemacht habe.
Grund für die Entlassung sind offenbar die im September 2022 erlassenen und in Kraft getretenen Normen des Erzbischofs zur Umsetzung des Motu proprio. Costelloe schreibt dazu: "In diesen Normen habe ich das Verfahren festgelegt, das ein Priester einhalten muss, der um die Erlaubnis bittet, die traditionelle lateinische Messe zu feiern. Pater Rowe wurde über dieses Verfahren vollständig informiert. Ich stelle fest, dass seit der Veröffentlichung dieser Normen mehr als zwölf Monate vergangen sind. Bis heute hat Pater Rowe meine Erlaubnis nicht eingeholt", heißt es in dem Brief des Erzbischofs. Costelloe betonte, es sei nicht seine Absicht, die Feier der Alten Messe in der St. Anna-Kirche einzustellen oder die traditionalistische Gemeinde ganz aufzulösen. Solange nichts anderes beschlossen werde, bleibe der bisherige Gottesdienstplan in Kraft. Die Gottesdienste sollen von einer Gruppe autorisierter Priester der Erzdiözese zelebriert werden. Er selbst sei sich bewusst, dass eine solche Entscheidung "manche verärgern wird", appelliert aber an die Gläubigen, die Gemeinschaft mit ihm und dem Papst zu bewahren.
Anhaltender Konflikt
Die traditionalistische Gemeinde scheint jedoch bereits seit Jahren Probleme mit der Erzdiözese gehabt haben. In einer Erklärung Rowes wirft der entlassene Priester dem Erzbischof vor, weder mit ihm noch mit den Gemeindemitgliedern Kontakt oder Gespräche gesucht zu haben; eine pastorale Visitation habe es nicht gegeben. Rowe selbst sieht seine Gemeinde seit Costelloes Ernennung zum Erzbischof von Perth im Jahr 2012, insbesondere aber seit 2018, im Visier des Erzbischofs. In einem Dekret von 2018 habe Costelloe die Territorialgemeinden Belmont und Redcliffe mit Cloverdale zusammengelegt. St. Anne's wurde somit Teil der neuen Gemeindeeinheit, allerdings ohne langfristige Zukunftsperspektive. "Mir wurde gesagt, ich solle Bedingungen aushandeln, unter denen wir vorübergehend in St. Anne's bleiben könnten, aber irgendwann müssten wir gehen, und die Erzdiözese wüsste keinen anderen Ort", schreibt Rowe in seiner Erklärung.
Von 2018 bis 2023 folgte ein langwieriger Rechtsstreit vor zivilen und kirchlichen Gerichten, die die Klagen meist abwiesen oder gegen Rowe und seine Gemeinde entschieden. Dabei ging es um die Fusionierung, wonach die Kirche und das Grundstück von St. Anne in den Besitz der Pfarrei Cloverdale kam. Ein Verkauf wurde geplant. Die vatikanische Kleruskongregation schaltete sich nicht ein, weil der Einspruch zu spät kam. Außerdem legte Rowe Berufung beim Obersten Gerichtshof Australiens ein und bat darum, seinen Fall anzuhören. Wenige Tage bevor Costelloe in seiner Erzdiözese Maßnahmen zur Feier der Alten Messe erließ, erging das Urteil – nicht zugunsten Rowes, was als doppelter Schlag für die Gemeinde empfunden wurde.
Dass es aber nicht nur Probleme mit der Zusammenlegung gab, zeigt vor allem Rowes Reaktion auf die seiner Meinung nach "restriktiven Normen des Erzbischofs", die auf "Traditionis custodes" beruhen. Jeder Priester, der die vorkonziliare Liturgie in der Erzdiözese Perth feiern will, muss ein entsprechendes Dokument mit unterzeichnen. Dazu gehört, dass er das Zweite Vatikanische Konzil und die liturgischen Bücher von Paul VI. und Johannes Paul II. als einzigen Ausdruck des Römischen Ritus anerkennt. Darüber hinaus verpflichtet sich der Priester, die Gesetze des kanonischen Rechts zur Regelung der Liturgie zu beachten und die vorkonziliare Liturgie nur dann zu feiern, wenn eine entsprechende Erlaubnis vorliegt. Schließlich darf der Priester die Sakramente und liturgischen Handlungen nur nach den approbierten liturgischen Büchern spenden – wie es generell der Fall ist.
Rowe kritisierte in seinem Schreiben diese Normen und betonte, dass er das Dokument nicht mit gutem Gewissen unterzeichnen könne. Darüber hinaus kritisierte er nicht nur den Erzbischof, sondern auch Papst Franziskus für das Motu proprio und wirft ihm Traditionsbruch vor. Mit dieser Einschätzung und Kritik stellte er sich in eine Reihe mit jüngst vom Vatikan abgestraften Kirchenvertretern wie Strickland oder Burke, die dem Papst wiederholt Traditionsbruch vorgeworfen hatten. Der erste Jubel und damit die nächste harsche Kritik am Papst aus traditionalistischen Kreisen war nach Rowes Äußerungen und Reaktionen auf die Entscheidung des Erzbischofs von Perth bereits in den gängigen Social-Media-Kanälen und auf den traditionalistischen Kreisen nahestehenden Internetportalen zu vernehmen.
Ähnlich erging es Strickland, der vor allem auf der Plattform "X" (früher Twitter) schnell zum Helden in traditionalistischen Kreisen avancierte und Hunderttausende von Followern um sich scharte. Er und andere einflussreiche Kirchenvertreter wie Müller, Burke oder Viganò bekamen in den rechtskatholischen Medien bald eine noch größere Plattform für ihre scharfe Papstkritik. Mit ihrer Anti-Franziskus-Haltung und der sich neuerdings selbst zugeschriebenen "Opferrolle" scheinen die Kleriker mit medialer Unterstützung von Internetportalen, Blogs, Podcasts, YouTube und Social-Media-Kanälen sowie Fernsehsendern wie EWTN und seinen Ablegern noch mehr Aufmerksamkeit zu erhalten. Dabei haben diese Medien, wie der in den USA lehrende Theologe Massimo Faggioli in einem Artikel für das amerikanische Magazin "Commonweal" schreibt, den traditionalistischen Katholizismus als Mainstream etabliert. Auf die Spitze treibt es Viganò mit seinem Plan, ein traditionalistisches Priesterseminar als Zufluchtsort für "vertriebene" Kleriker und solche, die mit dem Kurs von Papst Franziskus nicht einverstanden sind, zu gründen. Wie der Papstkritiker Viganò sagte, braucht die Kirche mutige Priester, die die Abweichungen Bergoglios und des Zweiten Vatikanischen Konzils nicht akzeptieren. Es scheint nicht wenige zu geben, die dem mehr oder weniger zustimmen.