Nach Kirchen-Brandstiftung: Geständigem soll Prozess gemacht werden
Viereinhalb Monate nach dem Brand der Stadtkirche im sächsischen Großröhrsdorf ist Anklage gegen einen 41-jährigen Mann erhoben worden. Dem Beschuldigten werde schwere Brandstiftung vorgeworfen, teilte die Staatsanwaltschaft Görlitz am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit. Das Landgericht Görlitz entscheide über die Zulassung der Anklage.
Der mutmaßliche Brandstifter hat die Tat gestanden. Er sitzt seit Mitte August in Untersuchungshaft. Ihm wird vorgeworfen, in der Nacht zum 4. August vorsätzlich Feuer in der evangelischen Stadtkirche in Großröhrsdorf, gut 35 Kilometer östlich von Dresden, gelegt zu haben. Der Beschuldigte kommt laut Staatsanwaltschaft aus der Region. Der Mann sei kein Schwerkrimineller, jedoch wegen weiterer Straftaten bereits polizeibekannt.
"Wir beten für den Mann und seine Angehörigen"
Die barocke Kirche galt als eines der bekanntesten Sakralgebäude in der Oberlausitz. Zunächst hatten die Flammen den Dachstuhl erfasst, danach auch den fast 50 Meter hohen Glockenturm. Die fast 300 Jahre alte barocke Kirche brannte vollkommen aus, die Inneneinrichtung wurde zerstört. Die Gemeinde will die Stadtkirche wieder aufbauen und sammelt Spenden. Bisher kamen rund 392.000 Euro zusammen.
Die Kirchengemeinde hat die Anklage laut ihrem Pfarrer Stefan Schwarzenberg "zur Kenntnis genommen". "Wir werden den Prozess verfolgen", sagte Schwarzenberg. Auf eine Nebenklage habe die Gemeinde aber verzichtet. Vielmehr wolle sie sich auf den Aufbau einer neuen Kirche fokussieren, sagte Schwarzenberg. Das sei ein "ungeheurer Kraftakt". Vom Prozess erhoffe sich die Gemeinde Informationen zu den Motiven des mutmaßlichen Täters. "Wir beten für den Mann und seine Angehörigen und dass Gott aus der Situation etwas Gutes machen kann", sagte Schwarzenberg angesichts von Berichten über eine schwierige Lebenssituation des mutmaßlichen Täters.
Laut dem Gemeindepfarrer ist die Kirchengemeinde "noch immer tief getroffen". "Uns wird das Ereignis noch viele Jahre prägen", sagte Schwarzenberg. Von dem Prozess erhoffe sich die Gemeinde auch, dass sie das Trauma verarbeiten kann. (epd)