Ein letztes Mal Glück

Veröffentlicht am 04.05.2015 um 00:00 Uhr – Von Christian Wölfel (KNA) – Lesedauer: 
ZdK

Würzburg ‐ Wenn sich am 8. und 9. Mai das Zentralkomitee der deutschen Katholiken in Würzburg trifft, geht es nicht nur um eine Nachfolge für den Präsidenten, sondern auch um die Zukunft des Dialogprozesses.

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Der Jugenddachverband BDKJ sowie mehrere Vertreter verschiedener Diözesanräte, etwa aus Berlin, Köln, Münster und Paderborn, wollen eine weiblich-männliche Doppelspitze. Damit sollen Frauen in Leitungspositionen weiter gestärkt werden. Schon seit zwei Jahren sind alle Wahlämter des ZdK, die nicht nur durch eine Person wahrgenommen werden, paritätisch besetzt, etwa im Präsidium oder im Hauptausschuss. Doch es geht den Antragstellern auch um das Verteilen von Verantwortung auf mehrere Schultern. Denn das Präsidentenamt ist ein Ehrenamt.

Die Belastung ist nicht zu unterschätzen. "Das Amt lässt sich mit einer normalen Berufstätigkeit schon zeitlich nicht vereinbaren", sagte Alois Glück selbst in einem Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Das engt den Kreis der infrage kommenden Personen ziemlich ein." Unabhängig von dem Antrag, dem eher geringe Erfolgschancen eingeräumt werden, ist derzeit eine Findungskommission damit beschäftigt, mögliche Kandidaten zu sondieren. Ein Favorit ist noch nicht auszumachen.

Bild: ©KNA

Auf ihrer Vollversammlung in Würzburg stimmt das Zentralkomitee der deutschen Katholiken über eine eventuelle Doppelspitze ab.

Reizthema Katholikentag

Zuvor aber will das ZdK inhaltlich Akzente setzen. In Würzburg werden hochkarätige Gäste erwartet. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) wird über den Weg zu einem weltweiten Klimaschutzabkommen 2015 sprechen. Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster , hat als Würzburger ein Heimspiel, wenn er über das Thema "Jüdisches Leben in Deutschland - gerade heute" sprechen wird. Außerdem werden Schuster und Glück am 8. Mai gemeinsam an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 70 Jahren erinnern. Die lokale Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) hat dazu einen Schweigemarsch organisiert.

Brisanz steckt im Thema Vorbereitung des 101. Deutschen Katholikentags. Er soll im Jahr 2018 im westfälischen Münster stattfinden. Doch der Stadtrat verweigerte den sonst bei den christlichen Kirchentreffen üblichen Zuschuss. Es geht immerhin um 1,2 Millionen Euro. Nach dem Willen der SPD, der Grünen und Linken in Münster soll es nur eine Unterstützung durch Sachleistungen geben. Am 6. Mai, also kurz vor dem Treffen in Würzburg, will der Stadtrat erneut beraten.

Glück sieht keine erneute Nationalsynode

Spannend könnte die Debatte der Mitglieder am Samstag werden, wenn es um die Zukunft des nach dem Missbrauchsskandal 2010 gestarteten Gesprächsprozesses mit der Deutschen Bischofskonferenz geht. Der Abschluss des Projekts wird im Herbst in Würzburg sein. Die Stadt am Main ist gewissermaßen historisch vorbelastet, endete doch vor genau 40 Jahren die Würzburger Synode, auf der Bischöfe und Laien gemeinsam über die Umsetzung des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962 - 1965) in Westdeutschland debattierten. Noch ist völlig unklar, was die Ergebnisse des Dialogprozesses sind.

Glück hofft, dass Themen benannt werden, an denen weitergearbeitet werden müsse. Die Form dafür müsse noch gefunden werden. "Es darf jetzt nicht so einfach auslaufen", sagte der ZdK-Präsident unlängst "Radio Vatikan". Wobei er die "ziemlich entspannte Atmosphäre" würdigte, die inzwischen auch bei der Behandlung kontroverser Themen herrsche.

Eine erneute Nationalsynode, wie sie mancherorts gefordert wird, schließt Glück derzeit aus. Allein die Prozedur einer Genehmigung durch Rom würde Jahre dauern. Sollte jedoch Papst Franziskus tatsächlich die Aufgaben zwischen dem Vatikan und den Ortskirchen neu verteilen, dann "stellt sich die Frage nach einer Synode neu", so der ZdK-Präsident in einem Interview mit KNA.

Stichwort: Zentralkomitee der deutschen Katholiken

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ist die Dachorganisation der katholischen Laien in der Bundesrepublik. Es vertritt sie bei der gesellschaftlichen Meinungsbildung und ist das von der Deutschen Bischofskonferenz anerkannte Organ zur Koordinierung des Laienengagements. Das ZdK ging aus dem 1868 gebildeten Zentralkomitee zur Vorbereitung der Deutschen Katholikentage hervor und ist auch heute für Planung und Durchführung dieser Veranstaltungen verantwortlich. Das Generalsekretariat des ZdK sitzt in Bonn. Organe des ZdK sind außer der Vollversammlung der Präsident, das Präsidium und der Hauptausschuss. Für Sachbereiche gibt es Sprecher. Der halbjährlich tagenden Vollversammlung gehören rund 220 Delegierte an, darunter je 3 Vertreter der 27 Bistümer und 3 Delegierte für die Militärseelsorge. 97 Mitglieder repräsentieren Organisationen, Verbände und geistliche Gemeinschaften. Zudem können alle vier Jahre von der Vollversammlung bis zu 45 Personen des öffentlichen Lebens ins ZdK gewählt werden. (KNA)
Von Christian Wölfel (KNA)