KU Eichstätt: Das teure Erbe von Papst Benedikt XVI.
Fragt man Studierende in Deutschland, wo es am schönsten ist, fällt seit zwei Jahren die Antwort eindeutig aus: in Eichstätt. Die familiäre Atmosphäre, der kleine Campus, der persönliche Kontakt zu den Dozenten bringt den akademischen Nachwuchs ins Schwärmen. Und die einzige katholische Universität im deutschen Sprachraum regelmäßig auf Spitzenplätze in einschlägigen Rankings.
In diese Idylle platzte im November eine Nachricht, die die Studierenden prompt auf die Barrikaden trieb. Die KU muss sparen, und zwar kräftig. Von 2,5 Millionen Euro ist die Rede. Warum? Weil die bayerischen Bischöfe angesichts angespannter Kirchensteuer-Haushalte bei ihren Zuschüssen die Reißleine gezogen und zum zweiten Mal eine Nullrunde verordnet haben. Für eine personalintensive Einrichtung wie eine Hochschule kommt das angesichts tariflicher Lohnsteigerungen und anderer inflationsbedingter Kostentreiber einer massiven Kürzung gleich.
Als Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) der Kirche dann auch noch öffentlich vorhielt, sie habe Verabredungen zur künftigen Finanzierung der KU einseitig platzen lassen, war eines klar: Der Haussegen hängt ordentlich schief, nicht zum ersten Mal. Und statt Aufbruch ist mal wieder Krisendiplomatie angesagt.
Verschiedene Visionen für die KU
Die noch recht junge Geschichte der Uni ist von einem stetigen Auf und Ab geprägt. Regelmäßig werden kühne Visionen ("Oxford im Altmühltal", Außenstellen in Rom und Berlin) entworfen und genauso regelmäßig durch provinziell anmutende Possen konterkariert. Wäre es nach ihrem Ehrendoktor Benedikt XVI. gegangen, hätte sich die KU zu einer bundesweit führenden Exzellenz-Uni aufgeschwungen und würde nicht mehr nur Lehrer und Betriebswirte ausbilden, sondern auch Juristen und Mediziner; dann hätten sich längst alle 27 deutschen Diözesen an der Finanzierung beteiligt und nicht nur die sieben in Bayern. Nun aber sieht es so aus, dass auch diesen langsam die Luft ausgeht.
Ein Blick auf die Zahlen: 21,5 Millionen Euro lassen sich die bayerischen Bistümer die KU mit ihren acht Fakultäten und rund 5.500 Studierenden inzwischen kosten. Das ist mehr als die Hälfte dessen, was sie für Gemeinschaftsaufgaben insgesamt ausgeben. Und in etwa doppelt so viel, wie sie müssten, gemessen an ihren konkordatären Verpflichtungen. Der Freistaat Bayern steuert 55 Millionen Euro bei.
Wenn die Bischöfe ihr Engagement jetzt nicht nur deckeln, sondern sogar zurückfahren wollen, wie sie schon angekündigt haben, stellt sich die Frage, wer in die Bresche springt. Alternativ kommt - nach Jahren des forcierten Ausbaus - eine drastische Reduzierung beim Studienangebot infrage. Und da ginge es dann nicht nur um die Einsparung der ein oder anderen Professur, sondern um die Schließung ganzer Fakultäten.
Fünf Tage vor Weihnachten sendeten Staatsregierung und Freisinger Bischofskonferenz ein Friedenssignal, das sich bei näherem Hinsehen aber nur als Moratorium entpuppt. Für die nächsten fünf Jahre will man gemeinsam Studienangebot und Forschungskapazitäten erhalten. Der Freistaat entlastet die Kirche um die Hälfte ihrer freiwilligen, also über den Pflichtbeitrag hinausgehenden Leistungen: Das sind 5,5 Millionen Euro. Im Gegenzug verpflichtet sich die Kirche, die andere Hälfte beizusteuern. Eine Arbeitsgruppe aus Kirche, Regierung und Universitätsleitung soll Perspektiven über das Jahr 2028 hinaus entwickeln.
Auf den ersten Blick klingt das nach einem für die Kirche günstigen Deal: Auf einen Schlag kann sie mehrere Millionen bei der KU sparen. Andererseits wird dieser "Gewinn" durch unvermeidbare Kostensteigerungen in den kommenden Jahren bald aufgefressen sein. Schließlich bemisst sich der Pflichtanteil nicht an einer Fixsumme, sondern einer Grundausstattung, deren Finanzierung ständig teurer wird. Dazu kommt: Der Spardruck auf die Uni selbst wird durch das Manöver nicht abgemildert.
Trägerwechsel bei der KU?
Was an der öffentlichen Begleitmusik zu diesem Tauziehen auffällt: Sowohl die Kirche wie auch die Hochschulleitung schließen inzwischen einen Trägerwechsel nicht mehr aus. Bei seinem jährlichen Auftritt im Münchner Presseclub erinnerte Kardinal Reinhard Marx als Großkanzler der KU daran, wie gut die der Hochschule zugewiesenen Kirchensteuergelder der Region im geografischen Herzen Bayerns getan hätten. Als "Investition ins Gemeinwohl" bezeichnete er sie. Im Klartext: Ohne die KU wäre in Eichstätt viel weniger los.
Marx verband diesen Fingerzeig in Richtung Staat gleichwohl mit einem Bekenntnis: Er erinnerte daran, wie sehr sich Benedikt XVI./Joseph Ratzinger dafür eingesetzt habe, dass es eine katholische Uni in Deutschland gebe. Und dass er, Marx, schon deshalb viel dafür tun wolle, um sie zu erhalten.
Nun verfügt allerdings auch der Münchner Kardinal über keinen prall gefüllten Geldspeicher wie Dagobert Duck. Jede Finanzentscheidung muss er sich, wie alle übrigen Bischöfe in Bayern auch, vom Diözesansteuerausschuss absegnen lassen. Und in diesen Gremien scheint sich die Zahl eingefleischter KU-Fans dann doch in Grenzen zu halten.