Bischof Overbeck: Ich werde immer häufiger angefeindet
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Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck warnt vor zunehmendem Hass in der Gesellschaft. Der Umgangston werde immer unbarmherziger und schärfer, sagte er laut einer Mitteilung des Bistums Essen vom Mittwoch bei einer Podiumsdiskussion in Mühlheim.
Overbeck erhält demnach auch selbst immer mehr persönliche Anfeindungen. Insbesondere während der Migrationskrise 2015 sei er nicht nur in E-Mails, sondern auch in der Öffentlichkeit beschimpft und bedroht worden. "Das hat mich schon sehr berührt, weil ich mich plötzlich in meinem eigenen Heimatland nicht mehr sicher gefühlt habe."
Radikalisierung in der Kirche
Auch innerhalb der Kirche ist der Ton nach Wahrnehmung des Bischofs rauer geworden. Seit 2020 würden ihm Menschen, "die sich selbst als besonders katholisch beschreiben", absprechen, noch den katholischen Glauben zu vertreten. Hintergrund seien die innerkirchlichen Diskussionen um den Reformprozess Synodaler Weg. "Bei diesen reaktionären Kreisen hat mich insbesondere die Dimension der Radikalisierung erschrocken."
Einen Grund für diese Entwicklung sieht Overbeck in einer zunehmenden Unsicherheit: "Wir befinden uns nicht im Zustand einer Krise, sondern in einem massiven Umbruch", so der Bischof. "Je massiver dieser Umbruch ist, desto unsicherer werden die Menschen." Diese Unsicherheit führe zu Angst, die sich bei manchen in Wut und Hass äußere. (ben/KNA)