"Parallelen zu den dunkelsten Zeiten unserer Geschichte"

Kirchenvertreter entsetzt über rechte Pläne zur Massenvertreibung

Veröffentlicht am 13.01.2024 um 09:46 Uhr – Lesedauer: 

Hamburg ‐ Rechtsextreme Gruppierungen diskutierten bei einem Geheimtreffen offenbar die Umsiedlung von Menschen mit Migrationshintergrund aus Deutschland. DBK-Flüchtlingsbischof Stefan Heße und ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp verurteilen die Pläne scharf.

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Führende Vertreter der katholischen Kirche in Deutschland reagieren entsetzt auf die Pläne rechtsextremer Kreise zu einer Vertreibung von Millionen Menschen aus der Bundesrepublik. Die Kirche stelle sich dem entschieden entgegen, betonten der Sonderbeauftragte der Bischofskonferenz für Flüchtlingsfragen, Erzbischof Stefan Heße, und die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Irme Stetter-Karp.

"Die Vorbereitung rechtsextremer Umsturz- und Vertreibungspläne in unserem Land hat ein bedrohliches Ausmaß erreicht", sagte Heße der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Was AfD-Politiker und weitere Rechtsextremisten mit dem verharmlosenden Schlagwort 'Remigration' versehen, ist letztlich nichts anderes als ein zutiefst menschenverachtender und verstörender Plan zur systematischen Diskriminierung, massenhaften Ausweisung und Deportation von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte."

Laut Recherchen des Netzwerks Correctiv fand im November in Potsdam ein Treffen von Rechtsextremen statt, an dem auch hochrangige AfD-Mitglieder teilnahmen. Dabei sei es um eine Strategie für eine massenhafte Umsiedlung gegangen, sobald die AfD in Regierungsverantwortung komme.

Ideologische Allianzen "brandgfährlich"

"Die neue Enthüllung scheint nur die Spitze des Eisbergs zu sein und lässt Parallelen zu den dunkelsten Zeiten unserer Geschichte erkennen", warnte der Hamburger Erzbischof. "Ideologische Allianzen zwischen rechtsextremen und vermeintlich bürgerlichen Milieus sind brandgefährlich." Die Kirche stehe an der Seite aller, die aufgrund ihrer Herkunft angefeindet werden. Es gelte, die Würde eines jeden Menschen zu verteidigen.

Auch ZdK-Präsidentin Stetter-Karp zeigte sich erschüttert: Das Treffen in Potsdam zeige, "wie weit sich die AfD und die rechte Szene in Deutschland von der Verfassung entfernt haben. Wer immer noch glaubt, hier handle es sich um Einzelfälle und Einzelpersönlichkeiten, lässt sich täuschen. Im Gegenteil erleben wir gerade, dass rassistische und verachtungswürdige Thesen von Persönlichkeiten übernommen werden, die aus der Mitte der Gesellschaft stammen."

Stetter-Karp sieht Katholikinnen und Katholiken aufgefordert, sich für Schwache in der Gesellschaft einzusetzen und gegen extremistisches Gedankengut anzukämpfen. "In keiner Weise darf es möglich sein, dass Menschen, die solche politischen Ansichten teilen, haupt- oder ehrenamtlich in der Kirche aktiv sind." (KNA)