Ehemalige Ratsvorsitzende begrüßt Untersuchung

Evangelische Kirche will Kurschus-Rücktritt aufarbeiten

Veröffentlicht am 19.01.2024 um 14:12 Uhr – Lesedauer: 

Bielefeld ‐ Rund zwei Monate ist es her, dass Annette Kurschus als EKD-Ratsvorsitzende zurückgetreten ist. Nun will die evangelische Kirche die Vorgänge detailliert aufarbeiten lassen – rechtlich, sozial- und kommunikationswissenschaftlich.

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Zwei Monate nach dem Rücktritt der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, will die westfälische Landeskirche die Hintergründe klären. Die Kirchenleitung hat eine externe Untersuchung des Siegener Verdachtsfalls auf sexualisierte Gewalt beschlossen, der zu Kurschus' Rücktritt führte. Das teilte die Evangelische Kirche von Westfalen (EKvW) am Freitag in Bielefeld mit.

Demnach soll zum einen eine Kanzlei die rechtlichen Aspekte des Vorgangs untersuchen, soweit sie über die staatsanwaltlichen Ermittlungen hinausgehen. In den Blick genommen würden etwa das Kirchengesetz zum Schutz vor sexualisierter Gewalt sowie disziplinar- und arbeitsrechtliche Fragen.

Zum anderen soll der Fall von Sozial- und Kommunikationswissenschaftlern aufgearbeitet werden. Dafür sollen Institute und Wissenschaftler beauftragt werden, die auch an der bundesweiten Missbrauchsstudie für die EKD beteiligt sind, die am Donnerstag in Hannover vorgestellt wird.

Kurschus selbst begrüßt die Entscheidung

Kurschus war am 20. November als EKD-Ratsvorsitzende und als Präses der westfälischen Landeskirche zurückgetreten. Ihr wird vorgeworfen, als Gemeindepfarrerin in Siegen schon Ende der 1990er Jahre über Vorwürfe sexuellen Fehlverhaltens gegen einen Kirchenmitarbeiter informiert gewesen zu sein, diese aber nicht gemeldet zu haben. Kurschus wies die Darstellung zurück, legte aber mit Hinweis auf die öffentliche Debatte ihre Ämter nieder.

Mit dem Auftrag zur unabhängigen Aufarbeitung untermauere die westfälische Kirchenleitung ihren festen Willen, alle Aspekte des Siegener Falles lückenlos zu erkennen und aufzudecken, hieß es. Das Vorhaben finde auch die Zustimmung von Kurschus. "Ich begrüße die Beschlussfassung der Kirchenleitung der EKvW, unabhängig, extern und mit fachlicher Expertise alle Vorgänge um die Fälle sexualisierter Gewalt im Kirchenkreis Siegen und die damit verbundenen Prozesse sowie die daraus resultierenden Folgen umfassend aufzuarbeiten", erklärte sie laut Mitteilung. "Das entspricht dem von mir auch schon als Präses formulierten Anliegen und Anspruch auf umfängliche unabhängige Aufklärung."

Die Ausschreibung für den Untersuchungsauftrag soll der Landeskirche zufolge zeitnah erfolgen. Die Arbeit an der Aufarbeitungsstudie solle dann schnellstmöglich beginnen. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in dem Fall dauerten indes noch an. (KNA)