Zahl der Katholiken soll sich laut Prognose halbieren

Bistum Freiburg setzt auf 36 Großpfarreien mit leitendem Pfarrer

Veröffentlicht am 21.01.2024 um 12:14 Uhr – Lesedauer: 

Freiburg ‐ Das Erzbistum Freiburg führt seine Strukturreformen weiter: 36 Großpfarreien statt 1.000 Einzelpfarreien soll es geben, manche mit bis zu 110.000 Katholiken. Nun haben die Gläubigen erfahren, wie ihre Pfarrei heißen soll und wer die Leitung übernimmt.

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Vor dem Hintergrund von sinkenden Priester- und Katholikenzahlen führt das Erzbistum Freiburg seine Strukturreformen weiter. Die bislang rund 200 Seelsorgeeinheiten mit 1.000 Einzelpfarreien werden zum 1. Januar 2026 zu 36 Großpfarreien zusammengefasst: manche mit bis zu 110.000 Katholiken und Katholikinnen. Am Sonntag wurden die Gläubigen in den Gottesdiensten informiert, wie ihre künftige Pfarrei heißen wird und welcher Pfarrer die Leitung übernimmt.

Erzbischof Stephan Burger sagte, das kirchliche Leben vor Ort müsse Antworten auf sehr stark veränderte Rahmenbedingungen finden. Die neuen Strukturen könnten für die nächsten Jahrzehnte tragen. Die künftigen Großpfarreien, die Bürokratie und Verwaltung an einer Stelle bündeln, könnten neue Chancen und Freiheiten für das Glaubensleben eröffnen.

Jeweils eine Pfarrei wird es ab 1. Januar 2026 beispielsweise in den Städten Mannheim, Heidelberg, Freiburg und Konstanz geben. Die größte neue Pfarrei ist Bruchsal mit rund 110.000 Katholikinnen und Katholiken, die kleinste Lauda in der Region Odenwald-Tauber mit etwa 20.000.

2060 nur noch halb so viele Katholiken

Grundlage der Zusammenlegung der Pfarreien ist die kirchenrechtliche Vorgabe, dass eine Pfarrei nur von einem Priester geleitet werden darf. Aktuell sind im Erzbistum rund 360 Priester tätig, hinzu kommen etwa 300 Ruhestandsgeistliche, die vielfach noch in der Seelsorge mitarbeiten. Die Priesterzahl wird in den kommenden Jahren stark sinken, weil sich aktuell nur wenige Männer zum Priester weihen lassen. Laut Prognosen wird sich gleichzeitig die Zahl der Katholiken in den kommenden Jahrzehnten halbieren. 2019 zählte das Erzbistum Freiburg mit seinem Gebiet vom Bodensee bis zum Odenwald rund 1,8 Millionen Katholiken. 2060 könnten es dann noch 900.000 sein.

Hellgraues Priesterhemd mit eingestecktem Collar
Bild: ©KNA/Harald Oppitz (Symbolbild)

Immer weniger Männer lassen sich zum Priester weihen – auch das sorgt für Veränderungen.

"Wir stehen vor großen Veränderungen. Und noch ist nicht genau klar, wie das kirchliche Leben vor Ort künftig aussehen wird. Und das sorgt bei vielen für Unsicherheiten und Bedenken", berichtet die Vorsitzende des Diözesanrats, Martina Kastner. Zugleich erlebe sie vor Ort eine Aufbruchstimmung. In den neuen Großpfarreien sind in den kommenden Wochen und Monaten Arbeitskreise und Gesprächsrunden geplant, um abzustecken, welche Schwerpunkte und Perspektiven die vor Ort engagierten Katholiken setzen wollen. "Das wird nicht zentral vorgegeben. Jeder kann hier eigene Akzente setzen", betont Kastner. Münden sollen diese Überlegungen jeweils in einem Leitbild der neuen Pfarrei.

Kern der kirchlichen Strukturreform ist es, Finanzen, Bürokratie und Verwaltung an einem Ort zu bündeln. Und so den anderen Seelsorgenden und in der Kirche Engagierten Freiräume zu schaffen. Zur Pfarrei-Leitungsebene wird neben dem Pfarrer eine leitende Referentin oder ein leitender Referent sowie ein Pfarrei-Ökonom gehören. Auch soll anstelle der zahlreichen einzelnen Kirchengemeinderäte jeweils pro Großpfarrei ein gemeinsames Gremium aus gewählten Vertretern entstehen. Die Wahlen dazu finden im Herbst 2025 statt. Die Planer hoffen, vor Ort dann zusätzlich für einzelne Projekte Ehrenamtliche zu finden.

Ähnliche Veränderungsprozesse laufen derzeit in vielen anderen Bistümern. Als eine der Ausnahmen hielt nur das Nachbarbistum Rottenburg-Stuttgart an der bisherigen Pfarrei-Organisation fest. Nach dem altersbedingten Ausscheiden von Bischof Gebhard Fürst dürfte nach der Wahl eines neuen Bischofs aber auch in Württemberg eine entsprechende Strukturreform an Fahrt gewinnen. (mpl/KNA)

21.1., 16 Uhr: Ergänzt um weitere Details.