1.000 Jahre und 44 Nationen
"St. Sebastian war die bedeutendste Stiftskirche im Umfeld des Magdeburger Domes", so Pfafferodt. Hier wurden die verstorben Erzbischöfe aufgebahrt, Gero von Magdeburg wurde hier sogar begraben. "Leider wissen wir nicht mehr genau, wo er begraben ist. Bei Umbauarbeiten im 19. Jahrhundert ist die Grabplatte abhanden gekommen", sagt Pfafferodt über den Erzbischof, der den Grundstein für die heutige Kathedrale legte.
Die ursprüngliche Magdeburger Bischofskirche, der Dom, in unmittelbarer Nachbarschaft, wird seit der Reformation von der evangelischen Kirche genutzt. Das Verhältnis zu den Nachbarn ist ausgesprochen gut. "Zum Sebastianfest ist die evangelische Domgemeinde immer eingeladen. Das Mauritiusfest feiern wir gemeinsam. Fronleichnam feiern wir Katholiken zum Beispiel im evangelischen Dom", berichtet Pfafferodt von der gelebten Ökumene in der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt.
Ökumenisches Miteinander
Auch umgekehrt biete man den evangelischen Glaubensbrüdern Hilfe an. "Vor einigen Jahren konnte der Dom wegen archäologischer Grabungen nicht genutzt werden. Da hat die evangelische Gemeinde ihren Gottesdienst eben bei uns in der Kathedrale gefeiert", berichtet Dompropst Pfafferodt.
Auch zu den Festtagen des 1.000-Jahr-Jubiläums der Grundsteinlegung, die heute zu Christi Himmelfahrt beginnen, sind die Nachbarn eingeladen. Den Auftakt der Festtage bildet der Festgottesdienst zu Himmelfahrt. Am Freitag folgt um 19.30 Uhr ein Konzert mit dem Titel "Im-Puls der Zeit" unter anderem mit Barockposaunen, Perkussion und den Orgeln der Kirche. Am Samstag steht um 10 Uhr ein Festakt in der Kirche auf dem Programm, bei dem eine Ausstellung eröffnet werden soll und die Festschrift zum Jubiläum präsentiert wird. Die Feiern enden am Sonntag mit dem Pontifikal-Gottesdienst um 10 Uhr. Die Feier leitet der Magdeburger Bischof Gerhard Feige, aber auch das Kathedralkapitel und der emeritierte Bischof Leo Nowak werden daran teilnehmen.
Die zum Jubiläum erscheinende Festschrift wird vor allem die Geschichte der Kathedrale beleuchten, die sehr wechselhaft war. Mehrfach wurde die Kirche stark beschädigt, brannte aus, war Lagerraum, Feldschmiede und Pferdestall. Auch die Veränderungen in den vergangenen 25 Jahren waren enorm. Magdeburg wurde wieder selbständiges Bistum und begann als eine der ersten Diözesen einen Reformprozess.
Im Bistum wurden aus ehemals 189 Seelsorgestellen nur noch 44 Pfarreien, in Magdeburg wurden aus elf Pfarreien vier, die Kathedralgemeinde ist eine von ihnen. "Zu DDR-Zeiten waren wir eine Kirche, die so ein bisschen in einem Ghetto lebte. Heute kommen viele Fremde zu uns. Menschen aus 44 Nationen gehören heute zur Gemeinde von St. Sebastian", erzählt Reinhold Pfafferodt. Flüchtlinge gehörten ebenso dazu wie Studierende oder Menschen, die wegen der Arbeit nach Magdeburg gekommen seien.
Wachsende Katholiken-Zahl
Wie auch in anderen Städten Mittel- und Ostdeutschlands wächst in Magdeburg die Zahl der Katholiken. Während gerade auf dem Lande und in Kleinstädten die Zahl der katholischen Christen sinkt, ist seit einigen Jahren in Berlin, Dresden, Görlitz und Leipzig ein Wachstum der Katholikenzahlen zu verzeichnen. "Ja, unsere Gemeinde wächst. Auch in der Stadt Magdeburg insgesamt ist die Zahl der Katholiken in den vergangenen Jahren beständig gewachsen. Die vielen Studenten kommen noch hinzu", berichtet der Dompropst. Es gebe in Magdeburg etwa 10.000 Katholiken bei rund 230.000 Einwohnern. Die Kathedralgemeinde sei mit über 4.200 Gemeindemitgliedern die größte Magdeburger Pfarrei. Allerdings gehören auch noch drei weitere Kirchen zur Pfarrei.
Eine Erinnerung an das Jubiläum der Grundsteinlegung wird es auch geben. "Wir bekommen eine limitierte Auflage von 1.000 St.-Sebastian-Talern aus Schokolade", sagt Pfafferodt. Die Caritas Behinderten-Werkstätten des Bistums hätten vor wenigen Jahren eine Schokoladenfabrik übernommen. Die liefere jetzt die Süßigkeiten zum Fest.