Kirchennahe Gepa handelt seit 40 Jahren fair mit Kaffee

Wie Bohnen helfen können

Veröffentlicht am 14.05.2015 um 15:00 Uhr – Von Ulrike Hofsähs (dpa ) – Lesedauer: 
Kaffeeprodukte des Fair-Handels-Unternehmens GEPA, an dem auch die beiden Kirchen als Gesellschafter beteiligt sind.
Bild: © KNA
Fairer Handel

Wuppertal ‐ Die kirchennahe Gepa handelt seit 40 Jahren mit Produzenten in Entwicklungsländern. Sie machte die Tasche "Jute statt Plastik" und den Nicaragua-Kaffee populär. Heute schreibt das Haus für fairen Handel Millionenumsätze.

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Der kratzige Beutel war eines der ersten vom Wuppertaler Fairhandelshaus Gepa importierten Produkte. Kirchliche Gruppen gründeten das Unternehmen am 14. Mai 1975. Sie waren es leid, Waren aus Entwicklungsländern erst nach einem aufreibenden Weg durch den Zoll und über Grenzen hinweg zu bekommen. "Das dauerte Tage", erinnert sich Stephan Stricker vom Hilfswerk Misereor. Es sollte ein Austausch von Geld und Waren sein zwischen den Handelspartnern und nicht von Geld und Dankbarkeit.

Sortiment enthält längst nicht mehr nur Kaffee

Die Jugend- und Entwicklungsorganisationen der katholischen und evangelischen Kirche installierten vor 40 Jahren in Wuppertal die "Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt", kurz Gepa. Das Startkapital betrug 38.000 D-Mark. Im Geschäftsjahr 2014/15 machte das Unternehmen einen Umsatz von rund 68 Millionen Euro. Zum riesigen Sortiment gehören Kaffee, Honig, Wein, Tee, Schokolade und Kunsthandwerk. Sie werden in Kirchen, Dritte-Welt-Läden und Supermärkten verkauft.

Nach der Jutetasche ging es um Kaffee. "Bald nach dem Sieg der Sandinisten 1979 haben wir Kaffee aus Nicaragua importiert", erinnert sich Nickoleit. Der schwarze, scharf gebrannte Kaffee aus dem von den USA boykottierten Nicaragua wurde in Beuteln mit politischen Sprüchen verkauft und in der alternativen Szene tapfer getrunken.

Fairändern!

Egal ob Kaffee, Tee oder Kleidung: Immer mehr Menschen in Deutschland setzen auf fair gehandelte Produkte. Doch was bedeutet "fair trade" eigentlich? Eine Erklärung.

Angesichts einer Lieferung mit extrem schlechter Qualität kamen auch in Wuppertal Zweifel auf, ob politische Solidarität das einzige Einkaufskriterium sein darf. Die verwunderte Antwort des Handelspartners: "An wen, wenn nicht an Euch, hätten wir den Kaffee denn sonst schicken sollen?", erzählt der einstige Entwicklungshelfer heiter. Die Gepa stellte einen Experten für Kaffee ein.

Aus den Anfängen in zwei Altbauwohnungen entstand ein Fairhandelshaus mit 160 Mitarbeitern. Die Adresse liegt in einem Gewerbegebiet mit einem großen Laden für die vielen hundert Produkte. Fast die Hälfte des Umsatzes kommt vom Kaffee. Weltweit hat die Gepa Beziehungen mit mehr als 120 Genossenschaften, in denen Zehntausende Kleinbauern organisiert sind, berichtet Gepa-Geschäftsführer Robin Roth. Die Kontrakte sind möglichst langfristig und sollen den Bauern eine stabile Basis verschaffen, unabhängig von schwankenden Börsenkursen.

Deutschland hat noch Nachholbedarf

Allerdings: Verglichen mit anderen Ländern ist Deutschland beim Konsum von fairem Kaffee noch ein Entwicklungsland. Der Marktanteil beträgt nur zwei Prozent - in Großbritannien sind es mehr als 20 Prozent. "Der Nachholbedarf ist riesig", sagt Geschäftsführer Roth.

Einer der Aufgaben des Unternehmens ist, benachteiligte Produzenten zu unterstützen. Bei dem Erdbeben kürzlich in Nepal wurden die aus Wuppertal vorfinanzierten Felder von Kaffeebauern völlig zerstört, sie müssen neu angelegt werden. "Wir werden es wieder finanzieren, im Vertrauen darauf, dass die Bohnen kommen", sagt der Geschäftsführer. "Jedes Produkt bei uns hat eine Geschichte dieser Art."

Von Ulrike Hofsähs (dpa)

Gepa steigert Umsatz

Zu seinem 40-jähriges Bestehen zieht das Fairhandelshaus Gepa eine positive Bilanz. Das Unternehmen steigerte im Geschäftsjahr 2014/2015 den Umsatz auf Großhandelsebene um 6,7 Prozent auf rund 68 Millionen Euro, wie es am Dienstag an seinem Sitz in Wuppertal mitteilte. Verbraucher kauften für rund 107 Millionen Euro Waren wie Kaffee, Schokolade, Tee, Honig sowie Handwerksartikel ein und gaben dafür 10 Millionen Euro mehr aus als im Vorjahr. Im Vertriebsbereich Weltläden und Aktionsgruppen wurde mit rund 21,9 Millionen Euro der Vorjahresumsatz erreicht, wie es hieß. Bei Lebensmittel-, Bio- und Naturkostläden wuchs der Umsatz um 8,6 Prozent auf rund 24,2 Millionen Euro. In der Sparte Außer-Haus-Service etwa für Firmenkantinen oder Bildungseinrichtungen gab es ein Plus von 3,2 Prozent auf rund 7,7 Millionen Euro. Der Bereich Ausland verzeichnete mit rund 13,4 Millionen Euro einen Zuwachs um 17,4 Prozent. Über den Online-Vertrieb seien rund 700.000 Euro umgesetzt worden, 17,4 Prozent mehr als im Vorjahr. (KNA)