Die wichtigsten Stationen der Amtszeit von Papst Benedikt XVI. in Stichworten:

Der deutsche Papst

Veröffentlicht am 06.01.2015 um 23:59 Uhr – Lesedauer: 
Chronologie

Vatikanstadt ‐ Die Amtszeit von Benedikt XVI. (2005-2013), dem ersten "deutschen Papst" seit 482 Jahren, war von vielen Höhepunkten geprägt. Lesen Sie hier die wichtigsten Stationen in Stichworten:

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2005

19. April: In einem der kürzesten Konklave der Kirchengeschichte wird Kardinaldekan Joseph Ratzinger bereits im vierten Wahlgang gewählt. Der 265. Papst der Kirchengeschichte nennt sich Benedikt XVI., in Erinnerung an den Friedenspapst Benedikt XV. und an den Patron Europas und Ordensgründer Benedikt von Nursia.

13. Mai: Benedikt XVI. gibt überraschend grünes Licht für das Seligsprechungsverfahren seines Vorgängers Johannes Paul II.

18. bis 21. August: Erste Auslandsreise zum Weltjugendtag nach Köln. Mit rund einer Million Menschen feiert er den meistbesuchten Gottesdienst auf deutschem Boden.

2006

25. Januar: Benedikt XVI. legt mit "Deus caritas est" (Gott ist die Liebe) seine erste Enzyklika vor.

20. Februar: Der Papst verurteilt im sogenannten Karikaturenstreit die muslimischen Ausschreitungen in mehreren Ländern. Gewalt als Antwort auf Beleidigungen seien mit Religion nicht vereinbar.

März: Der Papst verzichtet nach 1.500 Jahren auf den Titel eines "Patriarchen des Abendlandes". Dieser Schritt wird als ökumenische Geste gegenüber der Orthodoxie gedeutet.

24. bis 28. Mai: Zweite Auslandsreise in die Heimat von Johannes Paul II. In Krakau feiert er mit rund einer Million Menschen eine Messe. Den Abschluss bildet im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz das symbolträchtige Gedenken des "deutschen Papstes" an die Opfer des Nationalsozialismus.

Juli: Messe mit mehr als einer Million Menschen beim Weltfamilientag in Valencia.

9. bis 14. September: Benedikt XVI. besucht seine bayerische Heimat. Stationen sind München, Altötting, Marktl, Regensburg und Freising. Sein Vortrag in der Regensburger Universität löst einen mehrwöchigen weltweiten Disput aus. Muslime sehen durch ein historisches Zitat den Propheten Mohammed beleidigt. Der Vatikan startet eine umfassende Krisendiplomatie und eine Dialog-Offensive mit dem Islam.

28. November bis 1. Dezember: Benedikt XVI. reist unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen in die Türkei. Weltweite Beachtung finden seine Gespräche mit Politikern und Muslim-Vertretern sowie seine Versöhnungsgesten gegenüber dem Islam, etwa der Besuch in der Blauen Moschee in Istanbul.

2007

16. April: Am 80. Geburtstag des Papstes erscheint sein neues Buch, ein theologisches Grundsatzwerk über "Jesus von Nazareth".

Mai: Benedikt XVI. eröffnet die Generalversammlung der Bischöfe Lateinamerikas (CELAM) in Aparecida/Brasilien. Beschluss zur Neuevangelisierung des Kontinents.

Juni: Der Papst schreibt an Chinas Katholiken und verlangt volle Religionsfreiheit im Land. Der chinesischen Führung bietet er einen konstruktiven Dialog an.

Juli: Benedikt XVI. erleichtert die Feier der alten lateinischen Messe in der vorkonziliaren Form von 1962 als "außerordentliche Form der Liturgie der Kirche". Beobachter werten die Maßnahme als Zugeständnis an die Traditionalisten.

2008

Februar/März: Die Reform der Karfreitags-Fürbitte im vorkonziliaren Messritus von 1962 ruft Proteste und Verstimmung in der jüdischen Welt hervor.

April: Seine achte Auslandsreise führt den Papst in die USA. Höhepunkte sind Gespräche im Weißen Haus, eine Rede vor den Vereinten Nationen sowie ein Besuch am Ground Zero in New York.

Juli: Weltjugendtag in Sydney.

2009

Januar: Zum 50. Jahrestag der Ankündigung des Zweiten Vatikanischen Konzils nimmt Benedikt XVI. die Exkommunikation für vier Bischöfe der traditionalistischen Priesterbruderschaft Pius X. aus dem Jahr 1988 zurück. Er erfüllt damit die letzte Bedingung der Traditionalisten, in einen offiziellen Dialog mit dem Vatikan einzutreten. Fast zeitgleich wird ein TV-Interview veröffentlicht, in dem einer der vier den Holocaust leugnet. Ein Proteststurm und eine monatelange Debatte, vor allem in Deutschland, folgen.

Mai: Pilgerfahrt ins Heilige Land. Die Reise nach Jordanien, Israel und in die Palästinensergebiete wird ein diplomatischer Erfolg.

Juli: Benedikt XVI. veröffentlicht seine erste Sozialenzyklika, "Caritas in veritate". Sie befasst sich unter anderem mit den ethischen Aspekten der Globalisierung und der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise.

November: Benedikt XVI. ermöglicht kollektive Übertritte von Anglikanern zur katholischen Kirche unter weitgehender Beibehaltung ihrer Traditionen. Der Vatikan unterstreicht, dass die neuen Strukturen keine Belastung für den ökumenischen Dialog zwischen Katholiken und Anglikanern sein dürften.

2010

Frühjahr: In einer neuen Welle erreichen die Skandale um sexuellen Missbrauch auch Deutschland und Österreich. Monatelange Debatten und eine Welle von Kirchenaustritten sind die Folge.

September: Die Reise nach Schottland und England ist der erste Staatsbesuch eines Papstes in Großbritannien überhaupt. Er wird im Vorfeld von kritischer Medienberichterstattung und Demonstrationen überschattet. Mit seinen öffentlichen Auftritten und seiner Rede in Westminister Hall vor Vertretern von Politik und Zivilgesellschaft gelingt Benedikt XVI. eine spektakuläre Stimmungswende.

2011

März: Benedikt XVI. legt den zweiten Band seiner Trilogie "Jesus von Nazareth" vor.

August: Weltjugendtag in Madrid.

September: Nach theologischen Verhandlungen über fast zwei Jahre stellt der Vatikan der Piusbruderschaft Bedingungen für eine mögliche Aussöhnung und legt ihr eine "lehrmäßige Erklärung" zur Unterzeichnung vor.

22. bis 25. September: Dritte Deutschlandreise, zugleich erster Staatsbesuch des Papstes in seiner Heimat: Benedikt XVI. besucht Berlin; Rede im Deutschen Bundestag. Begegnung mit Vertretern der Evangelischen Kirche in Erfurt. Weitere Stationen sind Etzelsbach im thüringischen Eichsfeld sowie Freiburg.

2012

März: Der Vatikan lehnt die Antwort der Piusbrüder ab und räumt ihnen eine letzte Frist von einem Monat ein.

23. bis 29. März: Die Reise nach Mexiko und Kuba wird als eine der wichtigsten dieses Pontifikates bezeichnet. Benedikt XVI. wendet sich in Mexiko gegen Drogenkriminalität und fordert auf Kuba mehr Freiheit für die Kirche ein. Besondere Aufmerksamkeit erfährt ein Treffen mit Fidel Castro.

Oktober: Die juristische Aufarbeitung des sogenannten Vatileaks-Prozesses um die Weitergabe von vertraulichen Dokumenten aus dem Vatikan wird abgeschlossen. Der ehemalige Kammerdiener des Papstes wird zu eineinhalb Jahren Haft verurteilt.

Oktober: Im Vatikan findet die Weltbischofssynode zur Neuevangelisierung statt. Am 11. Oktober beginnen die Feierlichkeiten zum 50-jährigen Jubiläum des Zweiten Vatikanischen Konzils und das Jahr des Glaubens wird eröffnet.

2013

11. Februar: Benedikt XVI. kündigt vor Kardinälen im Konsistorium in Rom seinen Rücktritt zum 28. Februar an. Er ist damit nach Cölestin V. (Lebensdaten: 1209/1210 bis 1296) der zweite Papst überhaupt, der aus freien Stücken auf sein Amt verzichtet.

28. Februar: Der scheidende Papst verlässt den Vatikan richtung Castel Gandolfo, wo er die nächsten Monate zurückgezogen verbringen will. Um 20 Uhr wird sein Rücktritt als Oberhaupt der katholischen Kirche offziell wirksam.

Mai: Im Vatikan leben nun zwei Päpste: Benedikt XVI. kehrt zurürck und bezieht dort seinen Alterssitz, das ehemalige Kloster "Mater Ecclesiae", das in den Monaten zuvor für ihn umgebaut worden war.