Bogotas Kardinal Salazar Gomez führt Bischofsrat Lateinamerikas

Der neue starke Mann

Veröffentlicht am 16.05.2015 um 00:01 Uhr – Von Tobias Käufer (KNA) – Lesedauer: 
Ruben Salazar Gomez
Bild: © KNA
Lateinamerika

Bogota  ‐ Lateinamerikas Kirche hat durch die Papstwahl des Argentiniers Franziskus deutlich Rückenwind bekommen. Den soll der neue Präsident des Lateinamerikanischen Bischofsrates CELAM, Kardinal Ruben Salazar Gomez, nutzen - als Vermittler und Weichensteller.

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Für Salazar ist die Wahl ein Heimspiel: Der Sitz des CELAM liegt ebenfalls in Bogota. Zwischen dem Sitz des Erzbischofs und dem CELAM-Gebäude liegt gerade mal eine halbe Autostunde - allerdings ohne den üblichen Verkehrsstau. Aber nicht nur die kurzen Wege könnten die Arbeit an der Spitze des CELAM effektiver machen. Salazar gilt als Medienprofi, der substanzielle Statements kurz und knapp in die Kameras sprechen kann. Daher ist er in seiner Heimat Kolumbien ein gefragter Mann für die TV- und Radiosender und in der breiten Bevölkerung fast so bekannt wie Sängerin Shakira oder Fußballstar James Rodriguez.

Salazar rückt damit in der Hierarchie der lateinamerikanischen Kirche weiter auf. Im Zusammenspiel mit Papst Franziskus aus Argentinien wird er nun in den kommenden vier Jahren die Schwerpunkte der kirchlichen Arbeit setzen. Der CELAM ("Consejo Episcopal de Latinoamericano") ist der Zusammenschluss von 22 nationalen Bischofskonferenzen Lateinamerikas und der Karibik; die Stimme seines Präsidenten hat auf dem Kontinent Gewicht. Seine Aufgabe ist es, der Kirche in den Mitgliedsländern theologische und pastorale Impulse zu geben, Kontakte zwischen den Mitgliedern herzustellen und die Zusammenarbeit zu fördern.

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Der 1942 in Bogota geborene Salazar ist in seiner kolumbianischen Heimat fast so bekannt wie Sängerin Shakira oder Fußballstar James Rodriguez.

Der 1942 in Bogota geborene Salazar ist als Kolumbianer konflikterfahren. Vor allem im jahrzehntelangen bewaffneten Konflikt zwischen linken Guerillagruppen, rechten Paarmilitärs und der Armee hat er sich stets für einen Dialog zwischen den Bürgerkriegsparteien eingesetzt. Er gilt als wichtiger Unterstützer des Friedensprozesses zwischen der FARC-Guerilla und der Regierung von Staatspräsident Juan Manuel Santos. Er setzt sich für die Armutsbekämpfung ein und zeigt sich offen für eine Debatte über die Lösung der in Lateinamerika grassierenden Drogenkriminalität.

Mittlerweile zählt der Kardinal zu den wichtigsten Ratgebern von Staatspräsident Santos, der für seinen mutigen Weg, mit den Rebellen zu verhandeln, vor allem von der rechtskonservativen Opposition um Ex-Präsident Alvaro Uribe immer wieder Kritik erntet. Aber auch zu Uribe hat Salazar, der kein "Linker", sondern eher ein Pragmatiker mit Sinn für die Realitäten ist, einen Draht. Genau das könnte seine Stärke sein: Sein Verständnis für "konservative" wie auch für "linke" Positionen ist gerade in der komplexen politischen Lage in Lateinamerika gefragt.

Denn Salazar muss auch zwischen den konservativeren Kräften und dem eher linken Flügel in der lateinamerikanischen Kirche vermitteln. Zwar hat Papst Franziskus durch seine Akzente die Herzen der meisten Katholiken des Subkontinents erreicht; aber eben längst nicht alle Kräfte in der katholischen Kirche haben Verständnis für eine vermeintliche Nähe des Papstes zu den umstrittenen Linksregierungen auf Kuba oder in Venezuela. Und Salazar wird auch in den kommenden Jahren das Thema der Migranten in den Vordergrund stellen, wie es die CELAM-Bischöfe in dieser Woche ausdrücklich forderten. Das Leid der Flüchtlinge soll noch stärker ins Zentrum der Arbeit der Kirche rücken.

Von Tobias Käufer (KNA)