Kirchenhistoriker: Reorganisation der theologischen Landschaft nötig
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Der Eichstätter Kirchenhistoriker Bernward Schmidt fordert einen koordinierten Prozess zur Reorganisation der theologischen Landschaft in Deutschland. In einem Beitrag für die "Herder Korrespondenz" (Montag) spricht sich Schmidt für ein wahrnehmbares Profil von theologischen Studienorten aus: "nicht im Sinne eines exklusiven Fokus, sondern eher im Sinne einer Akzentsetzung". Das könne bedeuten, dass sich einzelne Standorte fachlich spezialisieren und Schwerpunkte auf bestimmte Fächer legen, aber auch durch stärkere Kooperationen zwischen verschiedenen Universitäten und Fachhochschulen. Ein wahrnehmbares Profil bedeute dabei nicht einen exklusiven Fokus, sondern eine Akzentsetzung.
"Wollen wir unsere Wissenschaft im Gesamt des Diskurs- und Erinnerungsraums Kirche betreiben oder wollen wir sie daraus lösen, beziehungsweise wollen wir einen von den Bischöfen reinlich geschiedenen separaten akademisch-theologischen Diskursraum aufmachen?", fragt Schmidt. Mit Sorge betrachtet der Kirchenhistoriker die Tendenz, Theologie zu stark von ihrer Kirchlichkeit zu lösen: "Wer Theologie in Religionswissenschaft zu transformieren versucht, braucht sich nicht wundern, wenn ihn am Ende keiner mehr braucht – da es für Religionswissenschaft und Ethnologie bestens ausgewiesene Spezialistinnen und Spezialisten gibt." Das Angebot von Studienangeboten "mit dem Label 'Theologie und'" abseits von Lehramts- und Vollstudiengängen sei oft eher darauf ausgerichtet, nach außen "ein gewisses Verständnis für christlichen Glauben und theologisches Denken zu vermitteln" als nach innen gerichtet ausdrücklich Theologie zu treiben. Für Theologinnen und Theologen sei es aber wichtig, in beide Richtungen sprachfähig zu sein: "innerhalb der christlichen Diskursgemeinschaft ebenso wie nach außen". Dabei sei es ein Gebot der Klugheit, beide Argumentationsrichtungen in ein ausgewogenes Verhältnis zueinander zu setzen. "Dies würde die Theologie erst in die Lage versetzen, Brücken des Dialogs in der Kirche wie auch zwischen Kirche und (Teilen) der übrigen Gesellschaft zu bauen", so Schmidt weiter.
Schmidt sieht die Stärke von Fakultäten an Universitäten im Vergleich zu kleineren Instituten in der dadurch möglichen "disziplinären Tiefenschärfe": "Denn je größer der Zuständigkeitsbereich einer Professur ausfällt, desto größer wird notwendigerweise der Bereich sein, in dem Professorinnen und Professoren nur ein Dilettieren möglich ist." Intellektuelle Weite sollte zur Persönlichkeitsbildung von Studierenden der Theologie gehören. Daher sei das Studium an einer Universität "mit einer gewissen fachlichen Breite" unerlässlich. (fxn)