"Schuld betrifft jeden. Mitunter schwer"

Kardinal Woelki: In der Fastenzeit geht es nicht ums Abnehmen

Veröffentlicht am 21.02.2024 um 09:16 Uhr – Lesedauer: 

Augsburg ‐ Viele Menschen entdecken die Fastenzeit wieder neu. Kardinal Woelki wirbt jedoch dafür, die Wochen vor Ostern nicht nur als Fastenkur für den Körper zu sehen. Es gehe um die eigene Schuld und um ein Wunder, predigte er vor seinen Amtsbrüdern.

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Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat sich gegen eine verkürzte Deutung der Fastenzeit ausgesprochen. In den 40 Tagen der Fastenzeit sei "mehr drin als nur eine reine Gewichtsreduzierung", erklärte der Erzbischof am Mittwoch in Augsburg. Vielmehr rührten die Tage der Vorbereitung auf Ostern "an die Schattenseiten und an das Dunkle", das jeden Menschen belaste. Woelki äußerte sich am Mittwochmorgen in einer Predigt vor den Mitgliedern der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), die in dieser Woche in Augsburg tagt.

Weiter sagte Woelki in der Augsburger Kirche Sankt Ulrich und Afra, das Wort Gottes könne "zu allen Zeiten und an allen Orten das Wunder der Umkehr und den Sieg des Guten über das Böse bewirken". Dazu sei es notwendig, sich selbst mit der eigenen Schuld ohne Beschönigung auseinanderzusetzen. "Schuld betrifft jeden. Mitunter schwer", so Woelki in seiner Predigt.

Sich dem "Schweren und Dunklen" stellen

Statt die eigene Schuld "mit sich herumzuschleppen oder gar alles zu verdrängen", sei es sinnvoll, sich dem "Schweren und Dunklen" im Leben zu stellen. Die Fastenzeit lade dazu ein, "das Verdrängte endlich heraus und das Dunkle in uns endlich ans Licht kommen zu lassen". Zugleich betonte Woelki, Gott wolle die Menschen in der Fastenzeit nicht niederdrücken, sondern sie durch die Vergebung ihrer Sünden aufrichten. Dafür gebe es das "Wunder der Umkehr und den Sieg des Guten über das Böse".

Bei ihrer Frühjahrsvollversammlung wollen sich die deutschen Bischöfe am heutigen Mittwoch zu Fragen von Krieg und Frieden äußern. Am Mittag stellen sie unter dem Titel "Friede diesem Haus" ein Diskussionspapier vor. Dazu kommt der katholische Friedensforscher Heinz-Günther Stobbe aus Münster nach Augsburg. Am Dienstag war der Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, bei der Vollversammlung zu Gast. Die Bischöfe wollen zu den Konsequenzen des russischen Überfalls auf die Ukraine für die deutsche Sicherheitspolitik Stellung nehmen. "Prinzipienfest, aber auch nuanciert und wirklichkeitsgerecht", heißt es in der Ankündigung der Bischofskonferenz. In dem Text geht es nach Auskunft des DBK-Vorsitzenden, Bischof Georg Bätzing, auch um Lehren aus der kirchlichen Gewaltgeschichte, insbesondere aus dem Umgang mit sexuellem Missbrauch. (tmg/KNA)