Kein Kreuz auf Invalidendom: Zank um Pariser Olympia-Plakat
Keine Frankreich-Flagge, kein Kreuz auf dem Invalidendom: Das Plakat für die Olympischen und Paralympischen Spiele in Paris sorgt für Polemik. Das farbenfrohe, von dem Illustrator Ugo Gattoni entworfene Plakat bildet viele französische Symbole und Denkmäler ab, darunter der Eiffelturm und den Arc de Triomphe. Doch im Hintergrund links ist die Kuppel des Invalidendoms ohne ihr Kreuz dargestellt, wie die Zeitung "La Croix" (Onlineausgabe) berichtet.
Auf X äußerten sich viele Nutzer empört. Der Spitzenkandidat der rechtsliberalen Partei Les Republicains (LR) für die Europawahlen, François-Xavier Bellamy, beklagte: "Wie können wir die Invalides verstehen, wenn wir das Kreuz ausradieren, das ihre tiefe Bedeutung ausmacht? Wie kann man behaupten, ein Land zu lieben, wenn man alles tut, um seine Wurzeln zu zerstören?" Die Spitzenkandidatin der rechtsradikalen Partei "Reconquete" (Rückeroberung), Marion Marechal, fragte: "Welchen Sinn hat es, die Olympischen Spiele in Frankreich zu organisieren, wenn es darum geht, zu verbergen, wer wir sind?"
Komitee: "Fröhliche, künstlerische Interpretation"
Das Organisationskomitee der Olympischen und Paralympischen Spiele antwortete in einer Pressemitteilung, es handele sich bei dem Plakat um "eine fröhliche, künstlerische Interpretation einer neu erfundenen Stadt". Viele Elemente habe der Künstler neu interpretieren können. Die Darstellung sei weder erschöpfend noch realitätsgetreu; so laufe die Tahiti-Welle vor dem Jachthafen von Marseille; der Eiffelturm sei rosa, und die U-Bahn fahre unter dem Arc de Triomphe hindurch. All das müsse nicht Gegenstand politischer Interpretationen sein. Der Illustrator Gattoni selbst erklärte, er habe gar nicht versucht, Objekte oder Gebäude korrekt darzustellen – sondern "so, wie sie mir erscheinen, ohne Hintergedanken".
Als Paris 1924 die Olympischen Spiele ausrichtete, war laut der Zeitung auf einem der beiden offiziellen Veranstaltungsplakate ein Speerwerfer abgebildet und im Hintergrund die Basilika Sacre-Coeur auf dem Montmartre – ebenfalls ohne Kreuz auf der Spitze.
Der Invalidendom nahe dem Pariser Eiffelturm ist Teil des barocken "Hotel des Invalides", eines Heims für Kriegsversehrte aus dem späten 17. Jahrhundert. Ursprünglich eine Kirche, wurde das Gebäude 1840 zur Grabstätte für Kaiser Napoleon I. umgebaut. Die vergoldete Kuppel gehört zu den Wahrzeichen von Paris. (KNA)