Wegen "Fiducia supplicans"? Kopten brechen Dialog mit Katholiken ab
Die koptische Kirche bricht den theologischen Dialog mit der katholischen Kirche vorerst ab. In einer Erklärung bekräftigte die Synode der Kirche am Donnerstag, dass jede Form von Segnung für homosexuelle Partnerschaften ein Segen der Sünde und damit inakzeptabel sei. Die Synode ist das höchste Organ der altorientalischen Kirche. "Nach Beratungen mit den Schwesterkirchen der östlich-orthodoxen Familie wurde beschlossen, den theologischen Dialog mit der katholischen Kirche auszusetzen, die Ergebnisse des Dialogs seit seinem Beginn vor zwanzig Jahren neu zu bewerten und neue Standards und Mechanismen für den künftigen Dialog festzulegen", heißt es in der von der Kirche veröffentlichten Beschlussübersicht.
Eine konkrete Begründung für den Abbruch der Gespräche nannte die Kirche vorerst nicht. Beobachter gehen aber davon aus, dass die Entscheidung mit der Erklärung "Fiducia supplicans" zusammenhängt, in der ein Paarsegen für Menschen in irregulären Beziehungen, also beispielsweise wiederverheiratete Geschiedene und gleichgeschlechtliche Paare, nicht mehr kategorisch ausgeschlossen wird. Ein weiterer Beschluss der Synode betont die Position der koptischen Kirche, dass sie jede Form von gleichgeschlechtlichen Beziehungen ablehnt und damit auch jede Form von Segnung für sie inakzeptabel ist. "Für jemanden, der mit Homosexualität zu kämpfen hat, ist es wichtig, wahre Umkehr zu suchen", heißt es in der Erklärung, die die Synode in mehreren Sprachen veröffentlicht hat. "Wenn aber jemand zu seiner homosexuellen Neigung steht, sich weigert, geistliche und psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen, und weiterhin gegen Gottes Gebote verstößt, ist die Situation noch schlimmer als bei jemandem, der im Ehebruch lebt. In solchen Fällen müssen diese Menschen ermahnt und von der Kommunion ausgeschlossen werden, bis sie Buße tun."
Protest auch in anderen Ostkirchen
Die Koptisch-Orthodoxe Kirche von Alexandrien ist die altorientalische Kirche Ägyptens. Zu ihr bekennen sich zwischen fünf und elf Millionen Menschen. Seit 2012 steht ihr Papst Tawadros II. vor. Zuletzt war Tawadros im vergangenen Mai im Vatikan, um den 50. Jahrestag der ersten Begegnung eines katholischen Papstes mit dem koptisch-orthodoxen Patriarchen, der ebenfalls den Titel Papst trägt, zu begehen. Bei dem Treffen im Jahr 1973 hatten die Päpste Paul VI. (1963–1978) und Schenuda III. (1971–2012) nach Jahrhunderten erfolgloser Gespräche eine Übereinkunft über einen grundlegenden theologischen Konsens der seit dem fünften Jahrhundert getrennten Kirchen erzielt.
Die Erklärung "Fiducia supplicans" stößt in den Ostkirchen auf großen Widerstand. Ende Februar bezeichnet das Moskauer Patriarchat das Dokument als eine "sehr ernste Abkehr von den christlichen moralischen Normen". Im Januar distanzierte sich der ukrainisch-katholische Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk von dem Papier. Die Erklärung des Glaubensdikasteriums gelte nur für die lateinische Kirche und betreffe nicht die katholischen Ostkirchen. (fxn)