Unterwegs auf neuen Wegen
Obwohl der Tag seiner feierlichen Amtseinführung - anders als in diesem Jahr - 2014 nicht auf das Pfingstfest fiel, muss Oster in der Rückschau doch an dieses Hochfest denken: Damals habe unter den Gläubigen eine Fröhlichkeit geherrscht, von der er hoffe, dass sie der Heilige Geist bewirkt habe, sagte Oster dem "Passauer Bistumsblatt" in einem aktuellen Interview.
Wirklich ruhig ist es um den 49-Jährigen Salesianer seit dem 24. Mai 2014 jedenfalls nicht geworden. Viel beachtet war etwa sein Auftritt beim Katholikentag in Regensburg. Oster, damals erst wenige Tage im Amt, wurde gefeiert wie ein Popstar. Schon lange vor Beginn einer Podiumsdiskussion mit ihm war der Saal überfüllt, die Zuschauer hingen förmlich an den Lippen des Bischofs, der auch gelernter Journalist ist und unter anderem als Radiomoderator gearbeitet hat.
Oster mischt sich gerne ein - und nutzt dazu auch moderne Kommunikationsmittel. Über seine Facebook-Seite, die derzeit rund 9.100 Menschen gefällt, postet er auch längere Stellungnahmen zu theologischen Fragen. Seine Kritik an der Arbeitsweise des privaten Internetportals kath.net Anfang März löste etwa eine emotionale Debatte aus. Sie brachte Oster von Kardinal Reinhard Marx, dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, die Bemerkung ein, wohl ein "diskussionsfreudiger Mensch" zu sein.
Auch in der aktuellen Kontroverse um einen Beschluss des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken (ZdK), der die Segnung von homosexuellen Paaren fordert, nutzte Oster das Medium Facebook. Dort bezeichnete er den Beschluss der Laien als "nicht nachvollziehbar". Gleichwohl warnt er davor, Facebook zu überschätzen. "Ich glaube, Kirche darf sich da kompetent zeigen, Kirche darf da mitmachen, aber das Entscheidende passiert in der Begegnung von Mensch zu Mensch und von Herz zu Herz", so Oster in der Passauer Bistumszeitung.
In dem Interview erteilt er zudem möglichen Erwartungen eine Absage, dass allein sein Status als junger Bischof automatisch bedeute, sich für innerkirchliche Reformen stark zu machen: Wenn jemand als "nett" empfunden werde, heiße das nicht automatisch, dass er die Absicht habe, die Kirche auf den Kopf zu stellen, so Oster. "Ja, ich habe feierlich versprochen, den Glauben der Kirche zu bewahren, zu verkünden, zu vermitteln."
Als Bischof ist ihm die Glaubensweitergabe, gerade an junge Menschen, besonders wichtig. Den Trend von weniger Gottesdienstbesuchern und mehr Kirchenaustritten sieht Oster, der bis 2013 Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Benediktbeuern war, mit Sorge. Um die Menschen vom Glauben zu überzeugen, reichen etablierte Angebote wie die klassische Firmvorbereitung, Wallfahrten und Prozessionen seiner Ansicht nach oft nicht mehr aus. Die Kirche müsse nach neuen Wegen suchen. "Wo geht ein junger Erwachsener beispielsweise hin, wenn er wissen und lernen will, wie man in der Kirche glaubt und was man glaubt?", fragt Oster. Überzeugend könne die Kirche vor allem dann sein, wenn ihre Vertreter authentisch und mit Leidenschaft den Glauben verkündeten.
Nach einem Jahr im Amt ist Oster, der die Passauer Bischofswohnung zu einer Wohngemeinschaft umfunktioniert hat, noch dabei, sein Bistum kennenzulernen. Besuche in den einzelnen Dekanaten stehen auf der Tagesordnung. Und obwohl er bekennt, noch nicht so wirklich in seinem Alltag angekommen zu sein, ist beispielsweise bei öffentlichen Reden oder bei Gottesdienstfeiern schon so etwas wie Routine entstanden. Nur an eines muss er sich noch gewöhnen: die "vielen, vielen Sitzungen", die er als Bischof absolvieren muss. "Da lerne ich richtig viel dabei, aber das ist nicht immer nur prickelnd", sagt Oster schmunzelnd und mit leicht gerunzelter Stirn.