Erster Außenminister eines Nato-Mitgliedstaats verteidigt Pontifex

Russland lobt Papst Franziskus: Verfechter von Humanismus und Frieden

Veröffentlicht am 13.03.2024 um 14:59 Uhr – Lesedauer: 

Moskau/Vatikanstadt/Rom ‐ Während die Ukraine wegen eines umstrittenen Interviews von Franziskus "enttäuscht" ist, würdigt Moskau ihn am Jahrestag seiner Wahl mit überschwänglichen Worten. Unterdessen verteidigt der erste Außenminister eines Nato-Mitgliedstaats den Papst.

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Zum 11. Jahrestag seiner Wahl zum Oberhaupt der katholischen Kirche bekommt Papst Franziskus Glückwunsche aus Moskau. Die russische Botschaft beim Heiligen Stuhl würdigte ihn am Mittwoch auf der Online-Plattform X als "wahren und aufrichtigen Verfechter von Humanismus, Frieden und traditionellen Werten". Franziskus sei "einer der wenigen politischen Führer mit einer wirklich strategischen Sichtweise auf globale Probleme".

Das Lob aus Russland folgt nach umstrittenen Aussagen des Papstes zum Ukraine-Krieg. In einem Interview des Schweizer Fernsehens hatte er der Ukraine "Mut zur weißen Fahne" und zu Verhandlungen unter internationaler Vermittlung nahegelegt. Viele verstanden dies als Aufruf zur Kapitulation. Vatikansprecher Matteo Bruni erklärte später, Franziskus habe "vor allem zu einem Waffenstillstand aufrufen und den Mut zu Verhandlungen wiederbeleben" wollen. Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin stellte im Nachgang klar: Die erste Bedingung für Frieden sei "die Beendigung der Aggression". Der Chefdiplomat des Papstes gab überdies zu bedenken, dass sich der Ukraine-Krieg ausweiten und noch mehr Tod und Zerstörung bringen könne. Das Risiko einer atomaren Eskalation sei vorhanden. Auch deshalb dringe der Heilige Stuhl auf eine Verhandlungslösung.

Das Franziskus-Interview führte zu Verstimmungen auf diplomatischer Ebene. Zahlreiche Regierungen meldeten sich zu Wort und übten Kritik. Am Montag bestellte das ukrainische Außenministerium den Papstbotschafter in Kiew, Erzbischof Visvaldas Kulbokas, ein. Der Apostolische Nuntius wurde förmlich darüber informiert, dass die Ukraine von den Worten des Papstes "enttäuscht" sei.

Italiens Außenminister verteidigt Papst

Unterdessen verteidigte als erster Außenminister eines Nato-Mitgliedstaats Italiens Außenminister Antonio Tajani die Worte von Franziskus. Im Fernsehsender La Sette sagte Tajani am Mittwochvormittag: "Ich glaube, der Papst hat als Papst gesprochen und eine Friedensbotschaft verkündet." Der italienische Außenminister sagte weiter: "Ich glaube, dass seine Botschaft darauf abzielte, die beteiligten Parteien dazu zu drängen, sich für den Frieden einzusetzen." Es sei geklärt worden, dass der Papst für den Frieden eingetreten sei und sich nicht auf die Seite Russlands geschlagen habe. Im Übrigen sei Franziskus geistlicher Führer aller Katholiken weltweit und kein Politiker.

Tajani ist Parteivorsitzender der nationalliberalen Partei "Forza Italia", die an der Mitte-Rechts-Koalition der Regierung unter Ministerpräsidentin Giorgia Meloni beteiligt ist. In der Außenpolitik hat es in den vergangenen Jahren immer wieder informelle und organisatorische Kooperationen zwischen dem Heiligen Stuhl und Italien gegeben. (tmg/KNA)