Neue Vorsitzender von Bischofskonferenz Spaniens traf sich mit Betroffenen

Erzbischof zu Missbrauch: Haben zu spät reagiert

Veröffentlicht am 18.03.2024 um 11:56 Uhr – Lesedauer: 

Madrid ‐ Seit knapp zwei Wochen haben die spanischen Bischöfe einen neuen Vorsitzenden. Erzbischof Luis Argüello hat sich inzwischen mit Missbrauchsbetroffenen getroffen und will nun Änderungen bei ihrer Entschädigung.

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Der neue Vorsitzende der Spanischen Bischofskonferenz, Erzbischof Luis Argüello, hat nach einem Treffen mit Betroffenen ein Fehlverhalten der Bischöfe des Landes im Umgang mit Missbrauchsfällen eingestanden. Die Oberhirten hätten zu spät auf den Missbrauch durch Kleriker reagiert, sagte Argüello im Interview mit den Zeitungen des Medienkonzern Vocento, zu denen unter anderem die überregionale Tageszeitung "ABC" gehört. "Wir haben geglaubt, dass man die schmutzige Wäsche zuhause wäscht", so der Erzbischof von Valladolid, der vor knapp zwei Wochen zum Vorsitzenden der Bischofskonferenz gewählt worden war. Damit spielte Argüello darauf an, dass sich die spanischen Bischöfe lange Zeit gegen eine unabhängige Aufarbeitungskommission ausgesprochen hatten.

Im Dezember hatten die Bischöfe eine erste Untersuchung zum Missbrauch vorgelegt, die für die Zeit ab 1940 eine dreistellige Zahl von Opfern angab. Anfang März wurde die Zahl der dokumentierten Fälle auf 1.057 erhöht. Im Oktober wurde eine vom Parlament initiierte unabhängige Missbrauchsstudie veröffentlicht, die keine konkreten Zahlen von Betroffenen nannte. Eine im Zuge der Veröffentlichung durchgeführte Umfrage unter 8.000 Teilnehmern ließ jedoch Hochschätzungen realistisch erscheinen, die von mehr als 200.000 Opfern von Missbrauch im kirchlichen Raum ausgehen. Die Bischofskonferenz bezeichnete die Zahlen damals als "unseriös".

Kirche müsse Glaubwürdigkeit zurückgewinnen

Beobachter sehen nach dem Interview Argüellos nun eine Art "Bekehrung" des Erzbischofs, der von 2018 bis 2022 Generalsekretär und Pressesprecher der Bischofskonferenz war. In dieser Position sorgte er in der Vergangenheit für Schlagzeilen, weil er die Kritik der sozialistischen Regierung an einer halbherzigen Aufklärung der Missbrauchsfälle seitens der Kirche als rein politisch motivierten Angriff abgelehnt hatte. Deshalb hatten Missbrauchsbetroffene die Wahl Argüellos an die Spitze der Bischofskonferenz kritisiert.

Die Kirche habe ihre Glaubwürdigkeit verloren und müsse diese zurückgewinnen, sagte der Erzbischof nun im Interview. "Um im öffentlichen Raum überhaupt etwas zu Wahrheit und Moral sagen zu können, muss ich bei mir daheim anfangen", so Argüello. Er sprach sich dafür aus, auch bei Fällen, in denen die Täter bereits verstorben sind, Entschädigungen zu zahlen. Dieser Vorschlag wurde in den vergangenen Monaten bereits geäußert, doch bislang leisten die spanischen Bischöfe Geldzahlungen an Betroffene nur nach entsprechenden Gerichtsurteilen. Weiter sprach sich der Erzbischof für eine größere Transparenz des kirchenrechtlichen Verfahrens gegen klerikale Täter aus. (rom)