Treue zur eigenen Berufung
Für den aktuellen Freiburger Erzbischof Stephan Burger ist der runde Jahrestag "für unsere ganze Diözese ein Tag des Dankes". Mit einem Schreiben gratulierte er Zollitsch zu seinem Jubiläum. "Mit Dir wurde uns ein Priester, Seelsorger, Mitbruder und schließlich Erzbischof geschenkt, der in den vergangenen 50 Jahren den Weg unserer Erzdiözese als pilgerndes Gottesvolk in der Gemeinschaft des Glaubens inspiriert und geprägt hat", schreibt er darin.
Auch der Nachfolger von Zollitsch als Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, gratulierte dem Jubilar. Das Wirken des emeritierten Erzbischofs – auch über die Pensionierung hinaus – sei ein "Zeichen der Treue zur eigenen Berufung". Wer Zollitsch erlebt habe, wisse um seine große Einfühlsamkeit für den Dienst in der Kirche. Er habe stets "den notwendigen Veränderungsbedarf in der Kirche gespürt und gesehen".
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Geboren wurde Zollitsch 1938 als sogenannter "Donauschwabe" in Filipovo im ehemaligen Jugoslawien. Nach Vertreibung und Flucht aus der Heimat kam die Familie 1946 nach Oberschüpf in Baden-Württemberg. Dort legte Zollitsch das Abitur ab und studierte anschließend in Freiburg Theologie und Philosophie. Erzbischof Hermann Schäufele weihte ihn am 27. Mai 1965 im Freiburger Münster zum Priester.
Bis zu seiner Wahl zum Erzbischof war Zollitsch als Priester in verschiedenen Bereichen eingesetzt. So leitete er mehrere Jahre das Erzbischöfliche Priesterseminar "Collegium Borromaeum" und arbeitete anschließend fast 20 Jahre als Personalreferent der Erzdiözese Freiburg. Als 2003 Erzbischof Oskar Saier aus gesundheitlichen Gründen zurücktrat, wählte das Domkapitel Zollitsch zum neuen Oberhirten. Am 9. Juli 2003 weihte ihn Saier zum Bischof, sein Wahlspruch lautete "In fidei communione" – "In der Gemeinschaft des Glaubens".
Keine Denkverbote
Während seiner Zeit als Erzbischof beteiligte sich Zollitsch mehrfach an Debatten zu aktuellen Themen an. So kritisierte er in einem Interview mit dem Magazin "Der Spiegel" 2008 andere Bischöfe für die Verwendung von Begriffen wie "Gebärmaschinen" oder "Herdprämie". Solche Worte gehörten nicht zu seinem Wortschatz und machten jede Diskussion im Ansatz kaputt. "Wir brauchen Kinderkrippen, weil viele Eltern sie einfach benötigen", sagte er. Zudem sprach Zollitsch sich gegen Denkverbote beim Thema Zölibat aus: So sagte er dem Spiegel, dass die Verbindung zwischen Priestertum und Ehelosigkeit "nicht theologisch notwendig" sei.
Doch auch bei innerkirchlichen Strukturprozessen, ging Zollitsch engagiert zu Werk. So wirkte er bereits als Personalreferenz am Konzept der sogenannten Seelsorgeeinheiten in seiner Diözese mit. Zudem verringerte er 2008 in einer Dekanatsreform die Zahl der Dekanate von 39 auf 26. Am 1. November 2005 setzte er außerdem pastorale Leitlinien mit dem Titel "Den Aufbruch gestalten" in Kraft. Dafür arbeitete er eng mit Pfarrgemeinderäten und hauptamtlichen Mitarbeitern zusammen, um das kirchliche Handeln im Bistum neu auszurichten.
Dankgottesdienst im Freiburger Münster
Im Februar 2008 wählten ihn die deutschen Bischöfe in Nachfolge des Mainzer Kardinals Karl Lehmann zum Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz. In seine Amtszeit fiel 2010 der Missbrauchsskandal. Trotz der Belastungen blickt Zollitsch positiv auf die Jahre an der Spitze der deutschen Kirche zurück: "Ich glaube sagen zu können, dass ich mich den Aufgaben so gut wie möglich gestellt habe", sagte er in einem Interview mit der "Welt am Sonntag" 2013. "Beim Thema Missbrauch haben wir eine neue Präventionsordnung und Leitlinien formuliert, die erfolgreiche Telefonhotline nenne ich und die materielle Anerkennung erlittenen Leids. Wir sind gut mit der ganzen Aufarbeitung vorangegangen, wo andere noch manches aufzuholen hätten."
Für seinen Ruhestand erhoffte er sich dennoch "mehr Muße und weniger Termindruck". Dazu passt die Planung des heutigen Tages: Es gibt keine große Feier, sondern nur einen Dankgottesdienst im Freiburger Münster um 18.30 Uhr. Und der ist nicht nur dem Erzbischof allein gewidmet, sondern allen goldenen Priesterjubilaren.