Voderholzer verteidigt Ziel höherer Priesterquote an Regensburger Uni
Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer hat das Ziel einer höheren Priesterquote unter den Lehrenden an der Fakultät für Katholische Theologie der Universität Regensburg verteidigt. "Priester bringen neben ihrer wissenschaftlichen Qualifikation auch noch seelsorgliche Praxiserfahrung mit. Es wirkt sich in aller Regel auch positiv auf die Lehrtätigkeit aus, wenn ein Professor an den Sonn- und Feiertagen und auch darüber hinaus in der Verkündigung des Evangeliums tätig ist", sagte Voderholzer am Freitag dem Portal "CNA deutsch". Deshalb sei es auch staatskirchenrechtlich unstrittig, dass an theologischen Fakultäten, an denen auch Priester ausgebildet würden, Priester in der Lehre tätig sein sollten.
Das bayerische Konkordat halte fest, dass das Lehrangebot an den theologischen Fakultäten vornehmlich den Bedürfnissen des priesterlichen Berufs nach Maßgabe der kirchlichen Vorschriften Rechnung tragen müsse. "Die kirchliche Vorschrift besagt, dass an einer theologischen Fakultät die Professoren 'wenigstens in den theologischen Pflichtdisziplinen mehrheitlich Priester sein müssen'", so der Bischof weiter. Und in den allermeisten Fächern gebe es auch eine hinreichende Zahl von für diese Tätigkeit qualifizierten Priestern.
"Es ist offenkundig, dass ein oder auch zwei Priester zu wenig sind"
Zugleich bekannte der Bischof, dass eine Priesterquote von mehr als der Hälfte "sicher unrealistisch" sei. "Aber es ist offenkundig, dass ein oder auch zwei Priester zu wenig sind, zumal es geeignete Kandidaten gibt." Mit dieser Position werde er auch in die erneuten Gespräche mit der Fakultät gehen. "Im Übrigen bin ich in dieser Angelegenheit dem Heiligen Stuhl gegenüber rechenschaftspflichtig", betonte Voderholzer.
„Im Übrigen bin ich in dieser Angelegenheit dem Heiligen Stuhl gegenüber rechenschaftspflichtig.“
Der Bischof sieht sich derzeit massiven Vorwürfen aus der akademischen Theologie ausgesetzt. Am Montag hielt ihm die Arbeitsgemeinschaft Christliche Sozialethik im deutschen Sprachraum die Verschleppung mehrerer Berufungsverfahren für Lehrstühle an der Universität Regensburg vor. Der Bischof belaste damit nicht nur die Fakultät, sondern beschädige auch die von der Universität ausgewählten Kolleginnen und Kollegen. An der Universität Regensburg sind derzeit 6 von 14 Lehrstühlen an der Fakultät für Katholische Theologie unbesetzt. Im Fach Christliche Sozialethik ist das Auswahlverfahren bereits seit dem Jahr 2020 abgeschlossen.
Vor einer Berufung durch das bayerische Wissenschaftsministerium muss der Bischof gefragt werden. Insbesondere bei Erstberufungen von Nachwuchstheologen ist nach dem Bayerischen Konkordat von 1924 eine Unbedenklichkeitserklärung ("Nihil Obstat") erforderlich. Sie ist im Vatikan einzuholen. Der Hauptvorwurf gegen Voderholzer lautet, er habe in mehreren Fällen das "Nihil Obstat"-Verfahren noch nicht einmal eröffnet. Damit missbrauche er sein Mitwirkungsrecht. Laut übereinstimmenden Medienberichten ist dem Bischof an einer höheren Priesterquote bei den Lehrenden der theologischen Fakultät gelegen; derzeit ist nur ein einziger Professor Priester. Die deutschen Sozialethikerinnen und Sozialethiker werten Voderholzers Haltung als "Erpressung".
Der Katholisch-Theologische Fakultätentag (KThF) und die Arbeitsgemeinschaften für Katholische Theologie veröffentlichten am Montag ebenfalls eine gemeinsame Stellungnahme. Darin bemängelten sie, dass sich aktuell mehrere Berufungsverfahren zur Neubesetzung von Professuren "ausgesprochen lange" hinzögen. Das belaste die Bewerber unzumutbar und gefährde Forschung und Lehre. Auf die Situation in Regensburg ging diese Stellungnahme nicht eigens ein. Die beiden Fachorganisationen appellierten jedoch generell an alle Parteien in Berufungsverfahren, geltendes Recht zu achten und den konstruktiven Dialog zu suchen. Bei anhaltenden Differenzen sollte die Einrichtung eines Schlichtungsverfahrens erwogen werden.
Ein Sprecher des Bistums Regensburg erklärte am Montag auf Anfrage, Bischof Voderholzer begrüße die Stellungnahme des Fakultätentags. Er sei gesprächsbereit. "Allerdings liegt der Ball jetzt bei der Fakultät."
Voderholzer: Bin zu weiteren Gesprächen bereit
Mit Blick auf die Diskussion um die "Nihil obstat"-Verfahren erklärte Voderholzer, dass der kirchlichen Autorität nach dem Staatskirchenrecht eine zweifache Verantwortung in der Mitwirkung an der Besetzung von Lehrstühlen zukomme. Neben dem "Nihil obstat" – der Unbedenklichkeitserklärung bezüglich Lebenswandel und Lehre – gehe es dabei um die Einhaltung der kirchlichen Vorschriften für den ordnungsgemäßen Lehrbetrieb. "Allein dieser letzteren Verantwortung versuche ich gegenwärtig gerecht zu werden, gerade weil ich keine Kandidatin und keinen Kandidaten beschädigen will."
Der Bischof betonte weiter, dass er bereits 2014 dem bayerischen Wissenschaftsminister mitgeteilt habe, dass er bei künftigen Lehrstuhlbesetzungen vorerst nur Priester als Kandidaten akzeptieren könne. "Es ist dann zwischen mir, der Fakultät und dem Präsidenten der Universität Regensburg 2016 mündlich vereinbart worden, dass die Fakultät von sich aus künftig auf eine angemessene Priesterquote achtet." 2017 habe er dem Wissenschaftsminister seine Position erneut mitgeteilt. "Ich habe keine bestimmte Anzahl genannt, aber Sie werden verstehen, dass ein Priester bei einem Kollegium von 13 Professoren die Regelung nicht erfüllt. Es hat also längst Gespräche und Vereinbarungen gegeben. Aber ich bin zu weiteren Gesprächen bereit", sagte Voderholzer. (stz)