Papst Franziskus müsse bei Ukraine-Krieg "Unrecht klar benennen"

Bischof Kohlgraf fordert Umdenken von Vatikan

Veröffentlicht am 30.03.2024 um 14:02 Uhr – Lesedauer: 

Mainz/Frankfurt ‐ Der Mainzer Bischof und Präsident der katholischen Friedensbewegung Pax Christi fordert vom Vatikan eine andere Ukraine-Strategie: "Sich nicht zu sehr auf die Seite einer Partei zu schlagen" habe wohl nicht funktioniert.

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Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf mahnt eine Änderung der diplomatischen Strategie des Vatikans im Ukraine-Krieg an. Papst Franziskus wisse "sehr wohl, dass Russland der Aggressor ist und die Ukraine das angegriffene Land", sagte Kohlgraf, der auch Präsident der katholischen Friedensbewegung Pax Christi ist, im Interview der "Frankfurter Rundschau" (Samstag).

"Es war die Strategie des Vatikans, sich nicht zu sehr auf die Seite einer Partei zu schlagen, um für beide ein ernstzunehmender Mediator zu bleiben", sagte Kohlgraf und fügte hinzu: "Vielleicht ist aber der Punkt erreicht, an dem man sagen muss: Das funktioniert nicht mehr und man muss das Unrecht klar benennen." Dem Vatikan werde vorgehalten, dass er sich bisher "relativ neutral" verhalten habe.

Warnung vor Fixierung auf Waffenlieferungen

Kohlgraf warnte den Westen mit Blick auf den Ukraine-Krieg generell vor einer "reinen Fixierung auf Waffenlieferungen". Er betonte: "Andere Perspektiven von Friedenslösungen werden schon gar nicht mehr in den Blick genommen. Da stellt sich dann die Frage, was naiv ist. Das reine Setzen auf Waffen kann auch naiv sein, wenn andere Perspektiven überhaupt nicht mehr im Blick sind."

Zugleich räumte Kohlgraf ein, dass aussichtsreiche Verhandlungen derzeit kaum zu erreichen seien. "Für Verhandlungen braucht es Augenhöhe. Es kann aber Kriegsparteien geben, die Verhandlungsangebote eher als Zeichen der Schwäche ansehen. Bei Russland scheint das der Fall zu sein", sagte der Mainzer Bischof. "Es scheint mir sehr fragwürdig zu sein, ob es zum jetzigen Zeitpunkt möglich ist, Verhandlungen zu führen, die der Ukraine zu ihrem Recht verhelfen. Deswegen stecken wir in einem echten Dilemma." (KNA)