Kompetenzzentrum bemängelt fehlende Abgrenzung nach rechts

Münchner "Marsch für das Leben" hofft auf 8.000 Teilnehmer

Veröffentlicht am 07.04.2024 um 11:12 Uhr – Lesedauer: 

München ‐ Seit vier Jahren laden Abtreibungsgegner auch in München zu einem "Marsch fürs Leben" ein. Und rufen damit zugleich linke Gegendemonstrationen auf den Plan. Aber auch in Kirchenkreisen ist die Veranstaltung umstritten.

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Am 13. April findet in München zum vierten Mal ein "Marsch fürs Leben" statt. Die Initiatoren aus dem Milieu christlich motivierter Abtreibungsgegner hoffen auf 8.000 Teilnehmer aus ganz Bayern, das wären mehr als doppelt so viele wie 2023. Kritiker aus dem linken Spektrum sprechen von der "größten rechten Mobilisierung in München" und haben Gegendemonstrationen angekündigt.

Der Marsch richtet sich nach Angaben seiner Organisatoren "gegen Abtreibung, Euthanasie und alle anderen Angriffe gegen das menschliche Leben". Mit der Veranstaltung wolle man "das Leben feiern und die Schönheit und Würde des menschlichen Lebens in jedem Moment seines Daseins bezeugen".

Der federführende Verein "Stimme der Stillen" hat im Internet ein aktuelles Grußwort des Passauer Bischofs Stefan Oster veröffentlicht. Darin dankt der Bischof den Teilnehmerinnen und Teilnehmern vorab für ihren "kompromisslosen Einsatz für den unbedingten Schutz des menschlichen Lebens" und das persönliche Glaubenszeugnis, das sie damit ablegten. In einigen Kirchen Münchens und auch in bayerischen Klöstern wird für eine Teilnahme geworben.

Kompetenzzentrum rät von Teilnahme ab

Das von den bayerischen Bischöfen 2018 eingerichtete Kompetenzzentrum für Demokratie und Menschenwürde (KDM) hingegen empfiehlt Christinnen und Christen, nicht zu der Veranstaltung zu kommen. In den vergangenen Jahren hätten sich radikale und extrem rechte Akteurinnen an dem Marsch beteiligt, teilte das KDM auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mit. Es fehle den Veranstaltern am Bemühen, sich von Rechtsextremisten klar zu distanzieren.

Das KDM hält beim christlichen Engagement für das ungeborene Leben bestimmte Abgrenzungen für geboten. So dürfe dieses nicht absolut gesetzt werden, sondern müsse die Rechte und den Schutz Schwangerer im Blick behalten. "Ebenso sehen wir eine Grenze überschritten, wenn das Thema 'Lebensschutz' mit der Abwertung von queeren Menschen verknüpft wird, oder antisemitische Züge trägt, etwa indem Vergleiche mit dem Holocaust vorgenommen werden."

Bischof Stefan Oster
Bild: ©KNA/Julia Steinbrecht

Der Passauer Bischof Stefan Oster hat ein Grußwort geschrieben.

Kurz vor Ostern hatte die Fachinformationsstelle Rechtsextremismus München eine Broschüre über "die selbsternannte Lebensschutz-Bewegung" herausgegeben. Demnach sind derzeit zehn Gruppierungen bei diesem Thema in der bayerischen Landeshauptstadt aktiv. Beim "Marsch fürs Leben" 2023 habe ein Redner auf der Bühne "völkisch-rassistische Töne" angestimmt. Extrem rechte Burschenschafter hätten sich an der Auftaktkundgebung auf dem Königsplatz beteiligt. Die Fachinformationsstelle ist ein Kooperationspartner der Landeshauptstadt, versteht sich aber als unabhängige Anlaufstelle.

In einem Beitrag für die Online-Plattform "Corrigenda" wies Silja Fichtner vom Verein "Stimme der Stillen" die Aufforderung zur Distanzierung von Rechtsextremisten zurück. Bei der Belegung des Münchner Marsches fürs Leben mit Begriffen wie "rechts", "rechtsextrem", "völkisch" oder "rassistisch" handle es sich um ein "Framing der Gegenseite". Mit diesem "Label" sollten "Lebensschützer zu Outlaws" erklärt werden. "Es ist davon auszugehen, dass diese Taktik vor allem damit zu tun hat, dass man sich mit der Position des Lebensschutzes gar nicht auseinandersetzen möchte", so die Vereinsvorsitzende.

"Corrigenda" ist eine Plattform, die von der gemeinnützigen GmbH 1000plus-Profemina betrieben wird. Das Unternehmen bietet nach eigener Darstellung unter anderem private, spendenfinanzierte Beratung für schwangere Frauen an. Die Firma zählt zu den Unterstützern des "Marsches fürs Leben". (KNA)

Update 7.4., 16 Uhr: Ergänzt um Corrigenda.