Priester wegen Drogen- und Sexualdelikten zu Haftstrafe verurteilt
Ein polnischer Priester ist wegen Drogen- und Sexualdelikten zu anderthalb Jahren Haft verurteilt worden. Das Urteil wurde am Dienstag durch das Bezirksgericht Dąbrowa Górnicza nach einem Verhandlungstag gefällt, teilte die polnische staatliche Nachrichtenagentur PAP mit. Außerdem muss der Priester insgesamt 15.000 Złoty (3.500 Euro) an das Opfer und einen Fonds für Opferhilfe zahlen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, laut der Agentur wollen Verteidigung und Staatsanwaltschaft aber auf Rechtsmittel verzichten und das Urteil akzeptieren. Das Verfahren fand zum Schutz der Betroffenen unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
Im Januar hatte die Staatsanwaltschaft Haftbefehl gegen den Priester Tomasz Z. erlassen und Anklage in vier Fällen erhoben. Ende August vergangenen Jahres wurde die Polizei zum Pfarrhaus des Beschuldigten gerufen, nachdem ein Teilnehmer einer Sex-Party nach der Einnahme von Potenzmitteln ohnmächtig geworden war. Die Anklagepunkte der Staatsanwaltschaft bezogen sich daher auf Drogendelikte und unterlassene Hilfeleistung: Der Priester soll die Rettungskräfte zunächst nicht in die Wohnung gelassen haben. Die Staatsanwaltschaft wies Medienberichte zurück, dass es sich bei einem der Beteiligten um einen Prostituierten gehandelt habe.
Kirchenrechtliche Untersuchung dauert noch an
Über die Sex-Party berichtete die polnische Zeitung "Gazeta Wyborcza", anschließend suspendierte das Bistum Sosnowiec im Süden Polens den Priester und setzte eine Untersuchungskommission ein, im Oktober wurde ein kirchliches Strafverfahren eröffnet. "Die von der Kommission festgestellten Tatsachen, die sich auf die Aussagen der befragten Personen stützen, lassen den Schluss zu, dass Pater Tomasz Z. zusammen mit zwei anderen Laien einen sehr schweren Verstoß gegen moralische Normen begangen hat, den die Kirche nicht duldet und aufs Schärfste verurteilt", teilte ein Bistumssprecher gegenüber der Zeitung mit und betonte die Empörung der Gläubigen über die mutmaßlichen Taten. Zudem kündigte er Konsequenzen an: "Durch sein Verhalten hat Pater Tomasz Z. die Pflichten des kirchlichen Standes schwer verletzt, was nach dem Kirchenrecht als Straftat bewertet werden kann." Das Bistum äußerte sich bislang noch nicht zu dem Urteil.
Im Oktober nahm Papst Franziskus den Rücktritt des Sosnowiecer Bischofs Gregor Kaszak an. Einen Grund für den Rücktritt des erst 59-Jährigen gaben weder Bistum noch Heiliger Stuhl an. Kaszak bat in einem Schreiben an die Gläubigen und Geistlichen seiner Diözese "um Vergebung meiner menschlichen Begrenztheit". Sollte er jemanden beleidigt oder etwas vernachlässigt haben, tue ihm das sehr leid, so der zurückgetretene Bischof. Der frühere Sekretär im Päpstlichen Familienrat leitete das Bistum seit 2009. Die Diözese war bereits zuvor in den Schlagzeilen. Nach Missbrauchsvorwürfen wurde das Priesterseminar in den ersten Jahren der Amtszeit Kaszaks geschlossen. Beobachter kritisierten einen über Jahre andauernden moralischen Verfall in der Diözese. (fxn)