Zeitung: Trauergemeinde lehnt Priester wegen seiner Hautfarbe ab
Eine Trauergesellschaft im nordrhein-westfälischen Remscheid soll einen schwarzen Priester wegen seiner Hautfarbe abgelehnt haben. Sie habe sich vor einer Beerdigung darüber beschwert, dass der Geistliche aus Benin den Gottesdienst halten solle, berichtete die in Düsseldorf erscheinende "Rheinische Post" (Freitag) unter Berufung auf Remscheids Stadtdechanten Thomas Kaster. Bei anderen Sakramenten wie etwa der Taufe habe seine Gemeinde schon Ähnliches erlebt, so Kaster.
Der Erzbistum Köln, zu dem die Remscheider Gemeinde gehört, bestätigte der Zeitung, dass es in den vergangenen Jahren immer wieder Formen von Ablehnung gegenüber Geistlichen gegeben habe. "Ein so gravierender Fall von Rassismus wie zuletzt in Remscheid ist uns jedoch nicht bekannt", so Sprecherin Judith Prinz. Eine Häufung fremdenfeindlicher oder rassistischer Fälle in den letzten Wochen und Monaten könne das Erzbistum in den Gemeinden nicht erkennen. "In der katholischen Kirche gibt es keinen Raum für Fremdenfeindlichkeit und Rassismus."
Auf eine Nachfrage des Blatts zu mutmaßlichen rassistischen Vorfällen antworteten die übrigen Bistümer in NRW und die Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR), dass es dort keine negativen Erfahrungen gebe. Grundsätzlich sei man den Priestern der Weltkirche sehr dankbar für ihre wertvolle Arbeit und ihre Bereitschaft, sich auf einen für sie fremden Kulturkreis einzulassen, hieß es etwa aus dem Bistum Münster.
Priester schon lange in Deutschland und spricht sehr gut Deutsch
Der betroffene Geistliche lebt Kaster zufolge schon lange in Deutschland und spricht sehr gut Deutsch. Wenn der Wunsch geäußert worden wäre, einen deutschsprachigen Priester zu bekommen, wäre das zwar auch grenzwertig, doch halbwegs nachvollziehbar gewesen, sagte der Stadtdechant. "Dass er auf seine Hautfarbe reduziert wurde, hat mich aber sehr geärgert." Der Geistliche selbst will sich laut dem Bericht nicht öffentlich zu dem Vorfall äußern.
Kaster habe der Trauergesellschaft gesagt, dass sie entweder den dunkelhäutigen Geistlichen akzeptieren oder auf einen Priester verzichten müsse. Daraufhin habe sich die Gesellschaft für den Priester ausgesprochen, und die Beerdigung sei problemlos verlaufen.
Bei den Trauernden, die den schwarzen Priester ablehnten, handelte es sich nach Worten von Kaster um Zuwanderer. Der Umstand sei für ihn noch schwerer erklärlich. "Gerade diese Menschen müssten doch verstehen, wie schwer es ist, in einem anderen Land anzukommen", sagte der Stadtdechant. Er räumte ein, dass möglicherweise auch Hilflosigkeit hinter dem Wunsch der Trauergruppe stehe und nicht zwangsläufig eine rassistische Grundhaltung. (KNA)