Priester bilanziert Pfarrertreffen in Rom: Eigene Sicht relativiert
Rund 200 Pfarrer aus 90 Ländern haben am Donnerstag ein mehrtägiges Beratungstreffen über die Kirche der Zukunft abgeschlossen. Die Zusammenkunft in Sacrofano bei Rom sei bereichernd gewesen und habe die eigene Sicht relativiert, bilanzierte Pfarrer Stefan Ulz aus dem österreichischen Bistum Graz-Seckau. Die rund 200 Gemeindepriester aus allen Kontinenten wurden am Vormittag von Papst Franziskus im Vatikan empfangen.
Das Treffen fand in Vorbereitung zur zweiten zentralen Zusammenkunft der Weltsynode statt. Diese steht unter dem Motto Synodalität. Das Treffen im Oktober im Vatikan ist die finale Phase eines vom Papst anberaumten mehrstufigen Prozesses. Inhaltlich geht es bei der Weltsynode um die katholische Kirche der Zukunft, etwa um eine neue Rollenverteilung zwischen Bischöfen, Priestern und Gemeindemitgliedern.
Laut Ulz ging es in seiner Arbeitsgruppe etwa um die Beteiligung von Atheisten in kirchlichen Gremien. Ein Pfarrer aus Portugal habe von einem nicht-gläubigen Mitglied im Wirtschaftsrat seiner Gemeinde berichtet. Einen Geistlichen aus Syrien habe das schockiert. "Der hat gesagt: Das ist doch undenkbar! Ein Ungläubiger kann doch nicht in der Kirche mitwirken." Im Austausch habe dieser gemerkt: Aber warum denn eigentlich nicht? Im Sinne des Papstes solle doch Kirche für alle da sein und allen die Möglichkeit geben, sich einzubringen.
Meinungsverschiedenheiten
In fünf Sitzungen sammelten 20 international zusammengesetzte Arbeitsgruppen Antworten auf die Frage, was Synodalität für die Kirche allgemein sowie auf Pfarr- und Bistumsebene bedeute. Die Ergebnisse habe man schriftlich festgehalten und der gesamten Gruppe präsentiert. Ein abschließendes, gemeinsames Dokument sei jedoch nicht formuliert worden.
Meinungsverschiedenheiten gab es nach Worten des österreichischen Pfarrers etwa beim Thema Homosexualität. So habe sich ein afrikanischer Priester dankbar geäußert, dass seine Regierung Gesetze mache, die Homosexualität verbieten. Für Ulz selbst sei dies undenkbar. Auch der Papst habe bei der Begegnung betont, dass auch Homosexuelle in der Kirche willkommen seien.
Die Unterschiede in den Erfahrungen und Sichtweisen der Beteiligten habe nicht nur sein eigenes "Denken und das eigene Herz" geweitet, sondern "auch manches, von dem wir zuhause meinen, so muss es unbedingt sein, damit's katholisch ist", so Ulz; etwa, wie die Seelsorge zu funktionieren habe oder die Vorbereitungen auf die Sakramente. (KNA)